0715 - Der Kampf um die SOL
durch die Gänge des Mittelteils der SOL.
Der Riesenroboter bewegte sich seltsam unbeholfen und stieß manchmal sogar gegen die Wände, wodurch jedesmal ein dumpf hallender Krach entstand.
Endlich erreichte er die Öffnung in der großen Kugelschale, in der SENECA untergebracht war. Die Öffnung war normalerweise durch dickwandige Panzerschotte verschlossen. Diesmal jedoch waren die Schotte in die Wände zurückgefahren.
Paladin trat ein und prallte dabei mit der linken Schulter gegen eine Kante. Er schwankte ein wenig, doch dann setzte er seinen Weg fort.
Er passierte den Todesgang, ohne daß eine der dort installierten Waffen gefeuert hätte.
Im Innern von Paladin fiel die Paralysestarre von Kommandant Harl Dephin ab. Der Siganese richtete sich auf und schimpfte auf den Krach, der ihn seit einiger Zeit belästigte.
Er setzte sich in seinen Kontursessel, schaltete die Außenbeobachtungssysteme ein und stellte erschrocken fest, daß der Paladin-Roboter sich durch den Todesgang in der Außenwandung von SENECA bewegte.
Und das, obwohl der Paladin überhaupt keine Genehmigung zum Betreten des Innensektors SENECA besaß!
Allmählich regten sich auch die anderen Mitglieder des Thunderbolt-Teams.
Amso Rigeler meldete sich zuerst über Hyperkom und sagte: „Welcher Betrunkene steuert eigentlich unsere Maschine und läßt sie immer wieder gegen Wände rennen?"
„Der Paladin steht unter Fernsteuerkontrolle", antwortete Harl Dephin. „Wer die Fernsteuerung handhabt, weiß ich auch nicht.
Aber ich erinnere mich daran, daß wir durch die bordinternen Paralysatoren der SOL gelähmt wurden. Das kann nur SENECA veranlaßt haben. Ich frage mich, warum SENECA dann ausgerechnet uns zu sich holt oder holen läßt."
„Nicht uns", meldete sich die Stimme von Dart Hulos. „Jemand holt unsere Maschine zu SENECA. Offenbar nimmt die betreffende Person an, daß wir noch gelähmt sind. Ich habe errechnet, daß wir erheblich früher als andere Paralysierte aus der Starre erwachten, weil die starke Panzerung des Roboters verhinderte, daß wir die volle Dosis an Paralysestrahlung abbekamen."
„Das klingt logisch", meinte Kommandant Dephin. „Wer ist außer Amos und Dart noch handlungsfähig?"
„Ich, Myrus Tyn", sagte eine andere Stimme.
Kurz darauf meldeten sich auch Drof Retekin und Cool Aracan.
„Wir sind also alle wieder auf dem Posten", bemerkte Harl Dephin. „Männer! Sollte sich herausstellen, daß SENECA weiterhin sein eigenes Spiel spielt, dann greifen wir in dem Augenblick an, in dem wir seinen Innensektor erreicht haben!"
„Mit Paladins Waffen?" erkundigte sich Drof Retekin.
„Nein, wir wollen die Hyperinpotronik ja nicht zerstören", entgegnete der Kommandant. „Wir steigen aus und dringen zum Egosektor von SENECA vor. Wenn wir damit drohen, ihn zu zerstören, muß SENECA nachgeben, denn ohne Egosektor zerflattert sein Ego, um es einmal poetisch auszudrücken."
Die anderen Mitglieder des Teams lachten, wurden aber sofort wieder ernst, als der Paladin-Roboter den Todesgang verließ und bald darauf den Eingang der Alpha-Zentrale erreichte.
„Es ist soweit!" gab Harl Dephin bekannt. „Alle Mann von Bord!"
*
In diesem Augenblick wurden Ulturpf und Kjidder Emraddin ihres Spiels mit SENECA müde. Sie gaben es einfach auf.
SENECA kam zu sich, überprüfte die Rückkopplungssysteme und stellte fest, daß einige Dinge geschehen waren, die er nicht befohlen hatte, die aber außer ihm kein anderer befehlen konnte.
So beispielsweise die seltsamen Reaktionen von zwanzig Arbeitsrobotern.
Doch das erschien der Hyperinpotronik längst nicht so gravierend wie die Tatsache, daß sich der Paladin-Roboter unmittelbar vor dem Eingang der Alpha-Zentrale befand.
Paladin gehörte nicht zu dem Kreis, der freien Zugang zur Alpha-Zentrale hatte. Dennoch war der Riesenroboter unbehelligt durch den Todesgang gekommen.
Und innerhalb der Alpha-Zentrale befanden sich zwei Kinder, die ebenfalls nicht zu den Eintrittsberechtigten gehörten. Sie hatten sich auf je einen Kontursessel gesetzt und schliefen fest.
SENECA zweifelte an seinem Verstand und überlegte ernsthaft, ob er sich nicht selbst abschalten sollte, damit er nicht etwa irreparable Schäden anrichtete.
Doch wenn er sich abschaltete, würde er den ihm anvertrauten Menschen den allergrößten Schaden zufügen, und das durfte er nicht.
Kurz darauf meldeten sich Romeo und Julia mit einem Funkspruch, der die Hyperinpotronik erneut alarmierte. Seine beiden
Weitere Kostenlose Bücher