0716 - Der Flammen-Friedhof
Maklerin reden und sie vor allen Dingen unter Druck setzen.
Ich hatte mit meiner Dienststelle telefoniert und versucht, etwas über sie herauszubekommen. Das Ergebnis war negativ für uns.
Über eine Lilian Taylor lag nichts vor.
»So sauber wie ein Unterhemd nach der Wäsche«, sagte ich.
»Beinahe schon zu sauber.«
»Richtig, Bill.«
Mein Freund gähnte und reckte sich dabei. »Wenn ich die Brände der letzten Woche mal zusammenzähle und dann nachrechne, was da an Bauland frei geworden ist, mein lieber Mann, da kann sich schon jemand kräftig gesundstoßen.«
»Das denke ich auch.«
»Wir sollten auch mal nachhaken, ob diese Lilian Taylor schon bei den neuen Bauvorhaben mitmischt. So richtig offiziell, meine ich. Das traue ich ihr durchaus zu, so abgebrüht wie die ist.«
»Kann schon sein.«
»Aber was hat sie mit dem Flammen-Friedhof zu tun? Wieso gerät eine Person wie sie in die Kreise Schwarzer Magie? Kannst du mir das beantworten, John?«
»Nein, das soll sie uns selbst sagen. Und diesmal lassen wir uns nicht mit Ausreden abspeisen.«
»Vorausgesetzt, sie ist in ihrer Wohnung.«
Ich deutete nach vorn. »Zumindest brennt im Haus Licht.«
»Das ist der Treppenflur.«
»Wir werden sehen.«
Den Wagen stellte ich an der selben Stelle ab wie schon beim ersten Besuch. Wieder fanden wir die Haustür nicht verschlossen, gingen die Treppe hoch und klingelten.
»Ich sage dir, John, dass sie nicht zu Hause ist, weil ich ihren Wagen nicht gesehen habe.«
»Den kann sie woanders abgestellt haben.«
Bill hob die Schultern. »Verrate mir mal, welchen Grund sie gehabt haben sollte.«
»Weiß ich auch nicht.« Ich klingelte ein zweites Mal. Hinter der Tür regte sich nichts.
Bill schielte auf das Schloss. »Man müsste jetzt einen Experten zur Hand haben dann…«
»… sähe die Lage auch nicht anders aus. Es wäre ungesetzlich, die Tür grundlos zu öffnen. Nur auf einen vagen Verdacht hin kann ich das nicht verantworten.«
»Ich weiß ja.«
»Ein Schuss in den Ofen«, stellte ich fest und drehte mich wieder um. Vor der Treppe blieb ich stehen.
»Wenn ich dich so anschaue, John, sieht es aus, als würdest du versuchen nachzudenken.«
»Das versuche ich nicht nur, das gelingt mir sogar.«
»Dann mal los!«
»Warten oder nicht warten, das ist hier die Frage.«
»Geben wir ihr noch ein Stündchen. Allerdings würde ich vorschlagen, dass wir uns ein wenig zurückziehen. Ich meine, wir sollten unseren Rover woanders hinstellen.«
»Ja, nicht schlecht.«
»Mehr Lob hast du nicht für mich übrig? Du bist ja beinahe wie meine Frau.«
»Komm schon.«
Vor Bill ging ich die Treppe hinab. Er beschwerte sich weiter über sein ach so schlimmes Schicksal, doch es waren genau die Flachsereien zwischen uns, die das Leben erträglich machten.
Auch mit Suko hatte ich immer auf diese Art und Weise geflachst.
Das war leider nicht mehr möglich. Als ich an ihn dachte, stieg mir das Blut in den Kopf, denn Sukos Schicksal war auch für seine Freunde ein schwerer Schlag gewesen. Mit dem Seelenschwert war ihm seine Identität genommen worden. Man hatte ihn praktisch in zwei Personen geteilt, in einen Geist und in einen Körper. Allerdings in den Körper eines Kindes. Suko sah jetzt so aus wie vor langer Zeit, als er im Kloster erzogen wurde. Nur mit dem einen Unterschied, dass er dachte wie ein Erwachsener.
Wir waren vorsichtig, als wir das Haus verließen. Über uns wurde ein Fenster geöffnet, ein Mann schaute kurz heraus und zog sich dann wieder zurück, als er erkannt hatte, dass wir harmlos waren und nur zu unserem Fahrzeug wollten.
Ich befolgte Bills Rat und fuhr den Rover aus dem Lichtschein. Das Haus lag nicht direkt an der Straße. Ein derartiges Bauwerk gehörte einfach etwas abseits, umgeben von einem Stück Natur. In diesem Fall war es ein Garten mit Bäumen und Hecken. Über das gepflegte Gelände brauchten wir nicht zu fahren. Es gab einen schmalen Weg, der rechts am Haus vorbei in den hinteren Teil des Gartens führte.
Da hatte man sogar einen künstlichen Teich angelegt. In seiner Nähe wendete ich den Rover und stellte ihn mit der Schnauze zur Rückseite des Hauses hin.
Die hintere Hälfte lag im Dunkel. Vor dem Haus zeichnete das Licht eine helle Insel. Wer immer ankam und dieses moderne Gebilde betreten wollte, er wurde von uns gesehen.
»Eine Stunde«, sagte Bill Conolly und drückte seinen Sitz zurück.
»Aber nicht länger.«
»Hast du noch was vor zu Hause?«
Er lachte blechern.
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