0716 - Der Flammen-Friedhof
sorgen, dass sie nicht so weit kommen wie dieser Mr. Sensation.«
»Da gibt es nur eines.«
»Genau.« Lilian lächelte.
»Wann sollen wir uns sie vornehmen?«
»So schnell wie möglich, Bob.«
Der Mann zog ein nachdenkliches Gesicht und knetete seine kurze Nase. »Wenn ich dich richtig verstanden habe, heißt das noch in dieser Nacht.«
»Ja, sie ist lang genug.«
»Stimmt. Aber weißt du, wo sich die beiden aufhalten? Kannst du mir da einen Tipp geben?«
»Leider nicht.«
»Dann schaffen wir es nicht.«
Lilian lachte und boxte Bob vor die Brust. »Sei doch nicht so negativ, lass mich mal nachdenken.«
»Du bist gut. Wie ich dich kenne, hast du das schon längst getan.«
»Du kennst mich gut.«
»Okay. Was sollen wir tun?«
»Ich habe mich verdächtig gemacht«, flüsterte die Maklerin. »Sie ahnen oder wissen, dass ich mit drinhänge.« Sie unterstrich ihre Worte durch Handbewegungen. »Sie gehen davon aus, dass ich etwas damit zu tun habe, um an die Grundstücke heranzukommen.«
»Womit sie Recht haben.«
»Ja, alles klar. Das weiß ich selbst. Sie haben Recht und sie werden versuchen, mir dies zu beweisen. Und zwar so schnell wie möglich. Diese Leute verlieren keine Zeit.«
»Wie können sie das? Kennen sie denn den Friedhof?«
»Ich denke, nicht. Nein, den kennen sie nicht. Sie wissen nur von ihm. Seine Lage ist ihnen unbekannt. Als einzigen Anhaltspunkt haben sie praktisch mich, verstehst du?«
»So ungefähr schon. Du versuchst jetzt, dich in die Gedankengänge der Schnüffler hineinzuversetzen.«
»Genau, Bob.«
»Und wie könnten die aussehen, Lilian?«
»Das ist nicht einfach. Ich sage dir etwas. Das Gespräch zwischen uns muss für die beiden Typen frustrierend gewesen sein. Bullen wollen aber mehr, die wollen alles wissen, zudem drängt die Zeit. Ich nehme an, dass sie sich über mich erkundigen werden, sogar noch an diesem Abend, und dann werden sie versuchen, wieder mit mir zu reden. Das alles wird auf ein Verhör hinauslaufen.«
»Das wo stattfinden soll?«
»Ich rechne damit, dass ich von ihnen Besuch bekommen werde. Und zwar noch in dieser Nacht.«
Bob bekam große Augen. »Tatsächlich, Lilian? Meinst du, dass sie wieder zu dir fahren?«
»Davon bin ich überzeugt.«
Er schluckte. »Das wäre ein Hammer, wirklich.«
»Meine ich auch.«
»Was tun wir?«
»Du wirst etwas tun. Du weißt, wo ich wohne. Du wirst sie dort erwarten. Sie werden mich nicht antreffen, sie werden auch nicht zu lange warten. Wenn sie wieder zurückfahren, hast du die Chance, sie zu erledigen.«
»Aber nicht ich allein.«
»Nein, zusammen mit unseren Freunden.« Lilian ließ ihren Helfer stehen und öffnete die Seitentür.
Sie schaute hinein und sah die Augen. Es waren vier Paare, die in der Dunkelheit wie rote Ovale leuchteten. Flammen zuckten aus ihnen nicht hervor, aber der Brandgeruch hing auch auf der Ladefläche. Ihre Gestalten waren kaum zu erkennen, weil sie mit dem Dunkel verschmolzen. Sie atmeten nicht, aber sie konnten reden. Stockend sprachen, sie einige Worte aus. Sie wussten nur so viel, wie ihnen die Maklerin eingegeben hatte.
»Wann wird es wieder brennen?«
»Bald schon.«
»Was ist bald?«
»In dieser Nacht. Ihr müsst zwei Männer töten, die euch vernichten wollen.«
»Okay.«
»Bob wird euch führen. Anschließend werdet ihr zurückfahren. Der Friedhof wartet auf euch.«
»Wir wollen auch wieder hin.«
»Keine Sorge, das werdet ihr.« Sie rammte die Tür wieder zu und lächelte Bob an. »Ich glaube nicht, dass es größere Probleme geben wird, mein Lieber.«
Er war noch skeptisch. »Hoffentlich nicht, Lilian.«
»Hat bisher nicht alles geklappt?«
»Das stimmt.«
»Bitte. Weshalb sollte sich da etwas ändern? Und noch etwas«, sagte sie, schon auf dem Weg zu ihrem Wagen. »Ich werde mich im Hintergrund halten. Auf mich darf kein Verdacht fallen. Es könnte sein, dass es ihnen gelingt, vor ihrem Tod noch eine Meldung an ihre Zentrale abzusetzen. Und das möchte ich doch nicht riskieren. Hast du verstanden, Bob?«
»Ich habe verstanden.«
Sie schlug Bob auf die Schulter. »Wir werden siegen, mein Lieber, keine Sorge.«
»Das weiß ich, Lilian.«
Getrennt fuhren sie los. Lilian wartete ab, bis der Transporter den Parkplatz verlassen hatte. Dann fuhr sie langsam hinterher…
***
Weder Bill Conolly noch ich waren davon überzeugt, das einzig Richtige zu tun. Nur sahen wir keine andere Chance, näher an unser Ziel heranzukommen, wir mussten noch einmal mit der
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