0719 - Fluchtpunkt Ovarons Planet
Ich konnte mir kaum vorstellen, daß den Aphilikern nach unserem Start noch länger verborgen bleiben würde, wo sich Roi Danton und die anderen Immunen versteckt hielten. Aber das sollte nicht meine Sorge sein. Porta Pato bot durch seine Waffensysteme selbst dann noch ausreichend Sicherheit, wenn die Aphiliker wußten, wo es lag.
Ich blickte auf die Bildschirme, konnte jedoch nichts weiter erkennen als ein weißliches Brodeln. Voller Spannung sah ich dem Moment entgegen, in dem die PHARAO die Meeresoberfläche durchbrechen würde.
Schon jetzt mußte sich hoch über uns ein gewaltiger Wasserberg aufwölben. Unter dem Druck des nach oben schießenden Schiffes konnte es nicht anders sein. Wir würden fraglos erhebliche Flutwellen auslösen, die die Revilla-Gigedo-Inseln überschwemmen und vermutlich auch an der mehr als 600km entfernten Westküste des Bundesstaates Mexiko noch eine beträchtliche Höhe haben mußten.
Das Rumoren der Haupttriebwerke wurde bis in die Hauptleitzentrale hinein hörbar. Die Vibrationen wurden stärker. Die Belastbarkeit des Materials schien seine äußerste Grenze erreicht zu haben. Ich mußte daran denken, daß die PHARAO immerhin etwa 50 000 Jahre alt war. In einer solchen Zeit mußte selbst das beste Material altern. Ich erinnerte mich daran, daß sorgfältige Prüfungen und statische Berechnungen ergeben hatten, daß die PHARAO es schaffen würde. Dennoch begann ich zu zweifeln. Der Aufstieg erschien mir unendlich lang zu sein.
Wie schnell waren wir eigentlich?
Die brodelnden Dampfmassen wurden dunkler. Das war ein deutliches Zeichen dafür, daß wir mehr und mehr Vorsprung vor der sich ausdehnenden Gasblase unter uns gewannen. Allmählich wurden die Bildschirme schwarz. Mir erschien es, als jagten wir ins Nichts hinein. Waren die Aufnahmesysteme ausgefallen?
Ich blickte zum Kommandanten hinüber. Rik Radik saß ruhig und entspannt in seinem Sessel. Seine Haltung sagte mir, daß alles in Ordnung war. Der Start verlief genauso, wie unsere Spezialisten ihn vorherberechnet hatten.
Plötzlich, übergangslos fast, erhellten sich die Bildschirme. Die PHARAO zersprengte den Wasserberg, der sich über ihr gebildet hatte. Meine Hoffnungen, nun etwas mehr sehen zu können, wurden jedoch enttäuscht. Das lemurische Raumschiff schleuderte gewaltige Wassermassen vor sich her, so daß die Aufnahmesysteme keine klaren Bilder lieferten. Erst als wir eine Höhe von mehr als tausend Metern erreicht hatten, klärten sich die Bildschirme.
Fasziniert blickte ich auf einen Trivideowürfel direkt vor mir. Er zeigte mir, wie es unter uns aussah.
In der See war ein Krater entstanden, aus dem glühende Gasmassen hervorschossen. Von den Rändern des Kraters gingen gigantische Wellenberge aus.
Dieses Bild bot sich mir jedoch nur für Sekunden. Dann stürzte der Wasserkrater in sich zusammen. Die Gasmassen, kühlten sich ab, und dichte Dampfwolken breiteten sich aus. Sie verhüllten die Szene unter uns.
Commander Rik Radik gab dem Piloten ein Handzeichen. Die PHARAO zeigte, was wirklich in ihr steckte.
Mir erschien es, als rucke sie förmlich nach vorn. Der Pilot nutzte die volle Beschleunigung von 680 Kilometern pro Sekundenquadrat. Die Erde sackte unter uns weg.
Meine Blicke wanderten zu Gnaden Wennein hinüber. Auf den Ortungsschirmen vor ihm erkannte ich unzählige Reflexe. Im Raum zwischen Erde und Luna schien es von Raumschiffen geradezu zu wimmeln.
Dann leuchteten auch schon die Lämpchen vor Wennein auf. Er schaltete die Funkgeräte ein. „Hier spricht Kommandant Breix von der FREE STAR. Brechen Sie Ihren Flug sofort ab, und kehren Sie zur Erde zurück. Wir eröffnen das Feuer auf Sie in zehn Sekunden, falls Sie unserem Befehl nicht augenblicklich Folge leisten", hallte die Stimme eines Aphilikers aus den Lautsprechern. Sie war keineswegs von übermäßiger Erregung gekennzeichnet. Sie klang vielmehr kalt und fast gelangweilt, war für mich dadurch aber um so bedrohlicher.
Ich wußte, daß tödlicher Ernst hinter diesen Worten stand.
Glücklicherweise klärte sich die Lage für uns schnell. Mit Hilfe der hochentwickelten lemurischen Ortungsgeräte und Positrdniken, gelang es uns, Versorgungseinheiten von Militärraumschiffen zu unterscheiden.
Danach sah die Situation nicht mehr ganz so bedrohlich aus wie zuvor. Die PHARAO hatte den Sicherheitsgürtel um die Erde bereits durchstoßen. Neunzig Prozent der Aphiliker-Einheiten befanden sich hinter uns. Die restlichen zehn Prozent allerdings
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