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0725 - Der Satan von Sachsen

0725 - Der Satan von Sachsen

Titel: 0725 - Der Satan von Sachsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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jedoch, weil ich im Unterbewußtsein eine Veränderung wahrgenommen hatte.
    Wir fuhren nicht mehr.
    Hastig schlug ich die Augen auf und erschrak, denn der Sitz neben mir war leer.
    Mir war etwas kalt, ich schaute mich um, mußte mich erst einmal zurechtfinden und erkannte, daß wir in der tiefen Finsternis angehalten hatten. Wo steckte Harry?
    Ich löste den Sicherheitsgurt. Meine Gedanken drehten sich automatisch um die Blutsauger. Ich befürchtete schon Schlimmes, öffnete den Wagenschlag und hörte die Schritte.
    Eine Gestalt erschien. Hinter dem Mann schlugen die Zweige wieder zusammen.
    Es war der Kommissar, der mich angrinste und lachte, als er meine Besorgnis sah. »Sorry, John, aber du hast so tief geschlafen, daß ich dich nicht wecken wollte.«
    »Wobei?« Diese Frage bewies, daß ich noch nicht richtig auf dem Posten war.
    »Ich mußte mal für kleine Mädchen.«
    »Klar, entschuldige.«
    »Macht nichts. Wichtig ist, daß du gut geschlafen hast.« Er ging um den Wagen herum.
    Als er einstieg, fragte ich ihn: »Bist du überhaupt nicht müde, Harry?«
    »Nein.«
    »Immer noch so aufgedreht?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Weil wir unserem großen Ziel immer näher kommen.«
    Ich schaute auf die Uhr. Es waren noch etwas mehr als zwei Stunden bis Mitternacht, und die Landschaft hatte sich verändert, das sah ich, obgleich ich nicht viel erkennen konnte.
    Die Schatten fielen von den Bergen, die Dunkelheit drückte auf uns nieder wie eine riesige Decke.
    Ich kam mir nicht gerade verloren vor, aber so hätte ich mich auch in der Einsamkeit der Karpaten oder der schottischen Highlands fühlen können.
    »Wie lange noch werden wir unterwegs sein?«
    Der Kommissar schaltete die Innenbeleuchtung ein und schaute auf seine Karte. »Da wir keine Autobahnen fahren, kann es noch dauern, John. Mehr als eine Stunde schätze ich. Außerdem willst du ja nicht direkt bis vor das Schloßportal fahren - oder?«
    »Das walte Hugo.«
    »Eben.« Harry schaltete die Innenbeleuchtung wieder aus und startete.
    Ich hatte tief und fest geschlafen, also nichts von den hier im äußersten Südosten herrschenden Straßenverhältnissen mitbekommen. Das allerdings wurde sehr bald anders, denn die Straße glich mehr einem breiten Feldweg und war nicht einmal zur Hälfte mit einer löchrigen Teerdecke belegt.
    In dieser Ecke des Landes herrschte sowieso nicht viel Betrieb, um diese Zeit erst recht nicht.
    Wir schienen die einzigen zu sein, die unterwegs waren. Mir kam es vor, als würden wir mit dem Audi durch einen finsteren Tunnel fahren, der kein Ende nahm.
    Wenn der Wald etwas zurücktrat und wir die hügeligen Wiesen und Weiden sahen, zeichnete sich hin und wieder ein dunkler Klumpen von den Flächen ab.
    Ein altes Gehöft oder ein großer Stall, der bestimmt nicht mehr benutzt wurde.
    Wir redeten beide kaum miteinander, hingen unseren Gedanken nach, die sich nicht gerade auf einer freudigen Ebene bewegten. Wir wußten nicht einmal genau, was uns erwartete, wie viele Blutsauger auf uns lauerten. Das konnten zehn, aber auch die doppelte Anzahl sein, und das wiederum steigerte unsere Spannung.
    Mein deutscher Freund hatte die Karte gut im Kopf. Wir blieben auf diesem breiten Feldweg, der in unterschiedlicher Höhe verlief. Manchmal tauchte er ab in ein Tal, dann führte er wieder bergauf.
    Oft genug wand er sich an querstehenden Bergen vorbei, und dann ließ Harry den Audi langsam ausrollen, als wir an eine Kreuzung gelangten.
    Wir machten Licht.
    Gemeinsam schauten wir auf die Karte, verglichen die ungefähre Kilometerzahl bis zum Ziel, sahen in der Ferne noch die Lichter der Stadt Pirna schimmern.
    »Wir sind richtig.«
    »Wie meinst du?«
    Harry räusperte sich. »Noch ungefähr fünfzehn Kilometer hinein in die Einsamkeit, dann können wir den Wagen abstellen und den Rest der Strecke zu Fuß gehen.«
    »Ich bitte darum.«
    »Kannst du es nicht erwarten?«
    »Sagen wir mal so, ich brauche frische Luft.«
    Harry grinste nur, knipste das Licht aus und fuhr wieder an.
    Ich hatte das Gefühl, als wäre die Gegend noch dunkler geworden. Hier näherten wir uns fast dem Ende der Welt. Als ich die Scheibe ein Stück nach unten drehte, hörten wir beide das Rauschen eines Wasserfalls. Der Wald nahm jetzt große Flächen ein. Der Begriff Urwald wäre genau treffend gewesen.
    Ich sah noch die Folgen der verheerenden Stürme vom vergangenen Jahr. Da waren viele Bäume umgeknickt, hatten andere mitgerissen oder sich schräg gegen sie

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