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0726 - Krematorium der Angst

0726 - Krematorium der Angst

Titel: 0726 - Krematorium der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Stich gelassen.«
    »Haben Sie nicht recht?«
    »Irgendwie schon.«
    »Aber ich will zu einem bestimmten Punkt. Er ist sehr markant, durch den hohen Schornstein, der auch in der Dunkelheit nicht zu übersehen ist.«
    »Sie meinen das alte Krematorium.«
    »Ach - so heißt es?«
    »Ja, dort wurde vieles verbrannt.«
    »Was denn, zum Beispiel?«
    »Das ist schwer zu sagen. Abfälle, Kadaver…«
    »Tiere?«
    »Ja, der Ofen diente als Verbrennungskammer einer Abdeckerei. Sie haben dort Rinder, Schweine, Hunde und Katzen verbrannt. Das war nicht gerade die feine englische Art, aber was wollen Sie machen? Irgendwo muß das Zeug ja hin.«
    »Da haben Sie recht. Das ist natürlich früher gewesen…« Ich ließ das letzte Wort lauernd ausklingen.
    »Und auch heute.«
    Ich gab mich überrascht. »Wie - ist diese Verbrennungsanstalt noch in Betrieb?«
    »Offiziell nicht.«
    »Und doch wird dort verbrannt?«
    »Man spricht davon. Es sind zum Teil auch Gerüchte, nehme ich an, um die wir uns nicht gekümmert haben. Wir sahen einfach keinen Grund, dort einzugreifen. Es sind ja keine Menschen zu Schaden gekommen.«
    Ich packte den Stadtplan wieder weg. »Sind Sie da hundertprozentig sicher, Kollege?«
    »Wieso? Wissen Sie mehr?«
    Ich lächelte schmal. »Noch nicht. Aber ich hoffe, einiges über diese Anstalt zu erfahren.«
    »Wollen Sie denn, daß ich…?«
    Den Mann ließ ich nicht ausreden. »Nein, ich erledige das schon selbst, keine Sorge.«
    »Wie Sie wünschen.« Er schaute gegen den dunklen Himmel. »Wollen Sie denn jetzt noch los?«
    »Ja.«
    »Dann geben Sie acht. Die Nacht ist der Schutz der Bösen, heißt es in einem Sprichwort.«
    Ich grinste beim Einsteigen. »Vielleicht gehöre ich selbst dazu.«
    »Kann ich mir nicht vorstellen.«
    Als ich starten wollte, winkte er mir noch einmal zu, beugte sich nieder und sagte: »Sie werden auch in der Dunkelheit den Schornstein nicht übersehen können. Außerdem haben wir keinen Nebel, die Sicht ist günstig. Aber es geht nicht nur um den Schornstein, Sir, sondern auch um die Fabrik.«
    »Eine Fabrik?«
    »So heißt das Lokal, das es dort gibt. Es ist das einzige und demnach ein besonderer Treffpunkt. Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, fahren sie schnell an dieser Kaschemme vorbei. Dort sitzen nicht nur die Fäuste locker, auch andere Gegenstände.«
    »Danke für den Tip.« Ich winkte dem Kollegen noch einmal zu und fuhr los…
    ***
    Es war eine Gegend, die diesen Namen kaum verdiente. Eher den Begriff totes Land, verdreckt, verkommen, eine gewaltige Industrieruine aus alten Bauten, verlassenen Anlagen, Trümmern, Glasstücken und Wegen, die früher einmal gepflastert waren, aber jetzt aufgerissen wie ein großes, zerfetztes Laken wirkten.
    Eine Umgebung, in der man nur Trauer empfinden konnte. Alt, verloren, furchtbar…
    Ich rollte mit dem Rover hindurch…
    Selbst die Dunkelheit des Abends hatte sich dieser Gegend angepaßt. Sie war grauer geworden, sie wirkte richtig schmutzig, und das Licht der beiden Scheinwerfer kam nicht so durch wie sonst. Es schien von einem nie enden wollenden Schwamm aufgesaugt zu werden. Wenn es einmal blaß und totenbleich über die Reste hinwegstrich, dann schreckte es auch fette Ratten auf, die aus bösen Augen in das grelle Licht glotzten, um dann zu verschwinden.
    Sie und die Möwen waren die einzigen Tiere in diesem Kaleidoskop aus alten Ruinen.
    Und doch wohnten Menschen in der Nähe.
    Ich war kurz zuvor durch die alte Siedlung gefahren. Sie bestand aus den niedrigen Arbeiterhäusern, die teilweise noch aus dem letzten Jahrhundert stammten, als man sie für die Familien gebaut hatte.
    Damals waren die Menschen in die Räume hineingepfercht worden, heute sah es nicht viel anders aus.
    Ich hatte sie auch gesehen. Manchmal waren die wie starre Gespenster im Licht der Scheinwerfer erschienen. Zweimal waren mir Steine nachgeworfen worden, nur einer hatte den Kotflügel getroffen.
    Hinter dieser letzten Siedlung war die Gegend noch trostloser geworden. Meine Gedanken beschäftigen sich natürlich mit zwei Dingen. Einmal mit diesem Schornstein, zum zweiten mit der Kneipe, die den bedeutsamen Namen Factory, Fabrik, führte.
    Zwar war mir abgeraten worden, dort hineinzugehen, ich aber sah das anders. Wenn es einen Ort gab, wo ich mehr über den Destroyer erfahren konnte, dann in der Factory.
    Zuerst sah ich den Schornstein!
    Er ragte tatsächlich aus der tiefen Dunkelheit des Untergrunds hervor in den ebenfalls dunklen Himmel, doch er hob sich

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