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0726 - Krematorium der Angst

0726 - Krematorium der Angst

Titel: 0726 - Krematorium der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wollte sich seinen Frust aus der Seele schlagen.
    Männer in Arbeitsanzügen sah ich ebenso wie die Lederjacken-Typen. Auch Frauen befanden sich unter den Gästen. Manche grell geschminkt, wie Puppen, andere wiederum punkig eingefärbt oder auf harte Rocker gemacht. Glatzköpfe wie Langmähnige.
    NS-Symbole schimmerten ebenso wie Kreuze, hier mischte sich alles durcheinander, es war ein Treffpunkt der Verlorenen.
    Die Gestalten hinter der Theke sahen aus wie Typen in einem der Mad-Max-Filme.
    Tätowiert, schaurig, nach Gewalt riechend, dabei eingepackt in eine Kleidung, die sich eignete, um Waffen darauf zu tragen. Bärenstarke Typen, wobei einer wohl der Boß war und mit seinem Stirnband aussah wie ein alter Pirat, dem nur noch die Augenklappe fehlte.
    Würde ich in dieser Gesellschaft, die aus den unteren Fünfhundert bestand, meine Informationen bekommen? Wußte hier jemand über Ghouls und auch über die Verbrennungen Bescheid?
    Es war so verdammt schwer, da eine Antwort zu finden. Ich kam mir vor wie auf dem Jahrmarkt, wo mich in einer Schaubude Gestalten umgeben, die sich auf meine Kosten amüsierten, bevor sie mich zur Hölle schickten.
    Ich hatte noch nichts bestellt. Eine Hand und ein Glas gerieten in mein Blickfeld. Das Bier wurde mir einfach über die Eisentheke zugeschoben.
    Ich schaute hoch.
    Ein breites Gesicht grinste mich an. An den Ohren des Kellners funkelten Ringe, die innen die Fratzen des Teufels zeigten. »Geld her, Mann!«
    Ich zahlte.
    Zurück bekam ich nichts. Ich hütete mich auch davor zu protestieren. Das Bier ließ ich stehen, weil das Glas von außen so schmutzig war, daß ich es am liebsten weggeworfen hätte.
    Um mich herum herrschte ein Gedränge und Geschiebe. Flüche wurden ausgestoßen, manchmal hörte ich auch ein Klatschen, wenn jemand zu Boden geschlagen worden war, der dann noch aufstand und mit mehr oder minder großen Blessuren lachend davonhumpelte.
    Geräusche hüllten mich ein. Es stank nach Schweiß, nach Asche, Rauch und Schnaps. Dazwischen wehte mir der Duft verschiedener Parfüme entgegen, mit denen sich die weiblichen Gäste eingesprüht hatten. Da an der Theke ständige Bewegung herrschte, war es nicht zu vermeiden, daß meine Nachbarn wechselten.
    Einmal drängte sich neben mich eine junge Frau. Sie war etwa zwanzig, trug das braune Haar struppig und hochfrisiert, so daß es fast nur aus Strähnen bestand. Als Kälteschutz hatte sie sich einen Militärmantel um die Schultern gehängt. Das war auch nötig bei ihrer übrigen Kleidung.
    Sie trug ein Mieder aus weichem Glanzleder, das ihre Brüste wie weiße Hügel anhob. Die Beine steckten ebenfalls in einer engen Lederhose. Um ihre Hüfte baumelte eine breite Kette aus imitierten Goldkreisen. Das Gesicht hatte sie grau geschminkt, die Nägel der Finger ebenfalls. Auch die Lippen zeigten diese Farbe. Sie schürzte sie, als sie meinen Blick sah.
    »He, was ist los?«
    »Nichts.«
    »Dann glotz nicht!«
    Ich hob die Schultern. »Du bist eben was Besonderes.«
    Die Kleine wußte nicht, was sie darauf erwidern sollte. Sie war wohl überfordert. »Leck mich«, sagte sie nur.
    Dann schaute ich in die andere Richtung. Das heißt, ich wollte es, hielt aber in der Bewegung inne, denn ein anderer Gestank hatte meine noch empfindliche Nase getroffen.
    Ein Hauch von Moder…
    Ich erstarrte innerlich, tat aber so, als hätte ich nichts bemerkt und gab mich locker. Als ich die Drehung vollendet hatte, schaute ich in das Gesicht einer männlichen Person, die mir irgendwie alterslos vorkam.
    Der Knabe konnte vierzig sein, aber auch wesentlich jünger. Er hatte ein schmales Gesicht, das von scharfen Falten durchzogen wurde. Ebenso scharf waren seine Lippen, die Nase auch und das Kinn, das unter dem Mund spitz hervorsprang.
    Seine Augen wirkten fischig und kalt. Der Blick schwamm darin, und an den langen Fingern trug er Ringe, die mir überhaupt nicht gefielen, weil von jedem drei Stacheln in die Höhe zeigten. Damit konnte er sich sogar selbst verletzen.
    Strömte er den Gestank aus?
    Er stand neben mir, schaute mich nicht an, sondern gab dem Keeper ein Zeichen. Daumen und Zeigefinger standen dabei übereinander, als wollte er eine bestimmte Höhe abmessen.
    So war es dann auch, denn diesen Zwischenraum konnte das gefüllte Brandyglas ausfüllen, das man ihm reichte.
    Er leerte es.
    »Noch eins«, sagte er.
    Seine Stimme klang kratzig. Er bekam den zweiten Schnaps, bewegte zuvor schüttelnd den Kopf, so daß ich von seinem langen Haar

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