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0730 - Ssacah-Virus

0730 - Ssacah-Virus

Titel: 0730 - Ssacah-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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einem wechselnden Schlüssel bei jeder Infektion neu verschlüsseln lasse. Über eine äußerst klein gehaltene Entschlüsselungsroutine wird der Viruscode entschlüsselt und gelangt zur Ausführung - die Messingkobra erreicht ihr Ziel. Da die Entschlüsselungsroutine sehr klein gehalten wird, ist eine Entdeckung des Virus durch einen Scanner kaum möglich. Oder er wird durch ein paar Fehlalarme gewürzt…«
    Paisa grinste selbstzufrieden und tippte noch ein paar mehr Befehlsketten in die Tastatur.
    Bhavani war nicht sicher, ob er alles kapiert hatte. Aber das spielte auch keine Rolle. Wenn er selber das Programmier-Genie gewesen wäre, hätte er ja Paisa nicht aus Tokio antanzen lassen müssen.
    »Und wie willst du die Messing-Kobras in die Viren-Datei hineinpraktizieren?«, fragte Bhavani. Das war nämlich der Punkt, wo er seinem eigenen Plan misstraute. In der Theorie hörte es sich gut an, den Ssacah-Virus über das Internet zu verbreiten. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass derartige Verbreitungsversuche gescheitert waren.
    Bhavani erinnerte sich mit Schaudern an Commander Nick Bishops und Ssacahs Versuch, mit Sauroiden-Genen manipulierte Messing-Kobras zu erschaffen. [6] In Amerika, in Florida, war es gewesen. Ssacah-Anhänger hatten dort entsprechend präparierte Statuen »verschenkt«. Sie bestanden jeweils aus einer seltsamen Kunstfigur, die eine Schlange zeigte, die sich um einen halbierten Totenschädel krümmte.
    Letztlich hatten Zamorra, Tendyke und ihre Freunde es doch geschafft, die Ssacah-Invasion in Florida zu verhindern…
    Wie alle Ssacah-Anhänger hasste und fürchtete Bhavani den Dämonenjäger aus den tiefsten Abgründen seiner schwarzen Seele.
    Paisas Stimme brachte ihn in die Wirklichkeit zurück.
    »Das ist ganz einfach. Schau nur!«
    Und bevor Bhavani es sich versah, hatte Paisa eine Messing-Kobra aus seinem Ärmel rutschen lassen. Er ließ sie auf die Platte eines Scanners gleiten.
    »Ich habe den Scanner magisch manipuliert«, erklärte Paisa, um einer Frage seines Kumpans zuvorzukommen. Staunend registrierte Bhavani, wie sich auf dem Bildschirm ein dreidimensional wirkendes Bild der Messing-Kobra aufbaute.
    Er hätte niemals geglaubt, dass man die Messing-Kobras, die ja aus reiner Ssacah-Energie bestanden, scannen konnte. Aber andererseits war ja der Scanner auch offenbar kein normales technisches Gerät mehr…
    Paisa betätigte die Maussteuerung.
    »So«, murmelte er vor sich hin, »jetzt machen wir noch eine Sicherungskopie… das wäre erledigt… und jetzt binde ich die Kobra in meinen polymorphen Virus ein… fertig!«
    Bhavani kam aus dem Staunen nicht heraus. Paisa hatte innerhalb von 48 Stunden Probleme gelöst, an denen er, Bhavani, seit Wochen vergebens geknackt hatte.
    »Und jetzt?«, fragte der Hausherr etwas dümmlich.
    »Jetzt«, grinste Paisa, »machen wir einen Testlauf!«
    ***
    Amsterdam, Niederlande, Sarphatistraat 11
    Annette van Doorn war bei drei Providern gleichzeitig online.
    Ihre Suchroutinen liefen, während die dreißigjährige Blondine mit einem Kaffeebecher in der Hand aus dem Fenster blickte.
    Ihre Wohnung war klein, sauber und sündhaft teuer. Blondinenwitze aller Art wären bei Annette besonders fehl am Platz gewesen. Die junge Frau gehörte nämlich zu den intelligentesten Menschen ihres Landes. Mehr noch -Annette verstand es, ihr Wissen in klingende Münze umzusetzen. Dafür bezahlte sie ohne Murren den Spitzensteuersatz. Aber das war ihr egal. Es wäre Annette ein Leichtes gewesen, ihrer Heimat den Rücken zu kehren und in Amerika einen Bruchteil dessen zu zahlen, was der holländische Staat ihr allmonatlich abknöpfte.
    Aber das tat sie nicht, denn Annette liebte ihre Heimatstadt Amsterdam. Wenn es ihr auch nicht immer leicht gemacht wurde.
    Gerade jetzt, zum Beispiel. Während sie aus dem Fenster schaute, wurde Annette Zeugin eines Raubüberfalls. Eine abgerissene Gestalt hielt einem Anzugträger einen Ballermann vors Gesicht und klaute dem Mann die Aktentasche.
    Unwillkürlich zuckte Annettes Hand zum Telefon. Aber dann ließ sie es sein. Sollte sie vielleicht die Polizei rufen? Wozu? Damit der Strolch drei Stunden später wieder auf freien Fuß kam? Immer vorausgesetzt, er wurde gefasst. Der Innenminister hatte den Ordnungshüter kürzlich den Befehl erteilt, nicht zu viele Verhaftungen vorzunehmen. Die Gefängnisse seien ohnehin überfüllt…
    Kopfschüttelnd wandte sich Annette von der Szene ab. Der ungepflegte Kerl, vermutlich ein Junkie,

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