0741 - Im Haus der Ghouls
Ältere nickte. »Schon. Nur werden wir es bei ihm nicht so leicht haben, denke ich.«
»Wie kommst du darauf?«
»Er ist gewarnt.«
Agnetha schloß den Mund. Kleine Schleimtropfen hingen noch an den Lippen, was sie nicht weiter störte. »Ich habe ihm keinen Grund gegeben, denn ich war nett und freundlich zu ihm. Das kannst du mir nun wirklich nicht anhängen.«
»Du meinst nicht, daß er Bescheid weiß?«
»Wie? Über uns?«
»Zum Beispiel.«
»Nein, Agatha, nein. Was sollte ein Mann wie er denn über uns Ghouls schon wissen?«
»Du hast mal anders gesprochen und ihn als sehr gefährlich eingestuft. Was soll ich also davon halten?«
»Er ist auch gefährlich.«
»Und weiter?«
Agnetha lächelte. »Er wird sich kaum vorstellen können, daß es Ghouls gibt.«
»Meinst du?«
»Davon bin ich überzeugt. Ich schätze ihn als einen Spezialisten ein. So etwas hat wohl jede Polizei, glaube ich. Aber wer weiß schon von uns? Wir sind doch nicht einmal bei unseren Dämonenbrüdern anerkannt. Dort verachtet man uns, aber wir werden es schaffen. Wir haben es bisher immer geschafft.«
Agatha überlegte. Sie saß in ihrem hochlehnigen Stuhl wie eine Schaufensterpuppe. Dann fragte sie mit leiser Stimme: »Glaubst du denn, daß er über uns Bescheid weiß? Es gibt bestimmt auch Menschen, die über Ghouls informiert sind.«
Agnetha wollte es nicht wahrhaben. Ihre Antwort klang schon patzig. »Wer denn?«
»Ich kann dir keine Namen nennen, doch ich glaube, daß dieser Mann dazugehört.«
»Um so schneller werden wir ihn erledigen müssen. Er lebt hier im Haus. Es ist für ihn eine Falle, denn hier haben wir ihn unter Kontrolle. Wir werden sehen können, wenn er das Haus verlassen will. Und wir werden es dazu nicht kommen lassen. Warst du nicht auch dafür, den Spion in der Wohnungstür einbauen zu lassen, durch den wir fast den gesamten Flur beobachten können? Wenn er kommt, halten wir ihn auf, so einfach ist das, Schwesterherz.«
Agatha nickte wenig überzeugend. »Ja, in der Theorie ist es einfach. Ich bin nicht davon überzeugt.«
»Warum nicht?«
»Du hast ihn mir geschildert. Und ich spüre, daß er uns auf der Spur ist. Sinclair ist allein wegen uns in dieses Haus eingezogen. Wir sind der Grund.«
»Da irrst du dich. Er hat versucht, das Verschwinden der Männer aufzuklären.«
»Klar, denn er will Erfolge haben. Dabei wird er zwangsläufig über uns stolpern.«
Agnetha öffnete eine Blechschachtel, holte eine dünne Zigarre hervor und rauchte. Sie dachte nach, schüttelte plötzlich den Kopf und legte die Zigarre in den Ascher.
»Hast du eine Lösung, Schwester?«
»Nein, Agnetha, die habe ich nicht. Aber mir ist etwas anderes eingefallen. Problem Nummer zwei.«
»Simon F. Young.«
»Richtig geraten.«
»Da gab es nicht viel zu raten. Was hast du vor? Was willst du tun, Agatha?«
»Wenn wir schon dabei sind, hier ein klares Schiff zu hinterlassen, sollten wir uns auch um ihn kümmern. Das ist für mich die beste Möglichkeit, die große Chance.«
»Einer für dich, der andere für mich?« fragte die Jüngere lauernd.
»So ähnlich.«
Agnetha setzte sich der Schwester gegenüber. Sie schaute gegen eine Qualmwolke vor Agathas Gesicht, die allmählich zerflatterte. »Du hast doch einen Plan - oder?«
»Stimmt. Wir müssen versuchen, diesen Young hier in sein Haus zu locken. Alles andere wird sich ergeben.«
Agnetha sagte nichts. Sie schaute gegen die Decke. Ihre Hände bewegten sich unruhig, die Lippen zuckten. Allerdings sonderten sie diesmal kein Blut ab.
»Du sagst nichts.«
»Ich bin überrascht.«
Agatha mußte lachen. »Das kann ich mir denken. Aber es ist nicht schlecht, was ich mir ausgedacht habe. Simon F. Young ist geldgierig. Gleichzeitig auch neugierig. Die Polizei hat nichts herausgefunden. Ich bin sicher, daß er hier erscheinen wird, wenn wir ihm erklären, daß es Neuigkeiten gibt, die allein wir entdeckt haben. Oder siehst du das in diesem Fall anders?«
»Noch nicht.«
»Das wirst du auch nicht, denn der Plan ist; gut.« Agatha schielte bereits auf das schwarze Telefon.
»Ich möchte es gern machen, und zwar sofort. Er soll herkommen, mit uns reden, dann haben wir ihn. Vor zwei Frauen wird er sich wohl kaum fürchten, denke ich.«
»Das meine ich auch.«
»Also…?«
Agnetha stand auf. »Bitte«, sagte sie und holte das Telefon herbei. Sie stellte es vor ihrer Schwester auf den Tisch. »Nimm den Hörer ab, wähle seine Nummer und leite alles in die
Weitere Kostenlose Bücher