0741 - Im Haus der Ghouls
ohne weiteres aufhalten konnte. Sie geriet dann leicht in die Gefahr, völlig durchzudrehen.
Sie nickte.
»Dann kann ich gehen?«
»Ja, und schlag ihn tot.«
Agnetha Sarrazins Augen leuchteten auf. »Ja, darauf kannst du dich verlassen. Ich werde ihn überraschen. Ich werde ihn totschlagen. Ich werde auf ihn einprügeln und werfe seine Leiche in den Schacht.«
»Was machst du dann?«
»Ich kehre wieder zu dir zurück. Ich will ihn nicht allein. Nein, auch du sollst etwas davon haben.«
Agatha lächelte. »Ich hoffe, daß ich es bis dahin auch geschafft habe. Simon Young wird hier erscheinen, da bin ich mir ganz sicher. Es gibt keinen anderen Ausweg.«
»Wie du meinst.« Agnetha zog sich zurück. Weder durch Worte noch durch Taten hellt die ältere Schwester sie auf. Als die. Tür mit einem schnappenden Geräusch hinter ihr ins Schloß fiel, atmete Agatha auf. Dieser Sinclair war bei Agnetha gut aufgehoben. So konnte sie sich um Simon F. Young kümmern.
Er war ja so smart und siegessicher. Er kam, sah und gewann. So war es bisher gewesen.
Aber das sollte sich ändern.
Auch Agatha Sarrazin spürte bereits den Drang in sich. Als sie auf ihre Handflächen schaute, entdeckte sie den dünnen Schweißfilm. Er fühlte sich an, als hätte sie sich die Hände mit einer Seife beschmiert und vergessen, sie abzuwischen.
Eine Stange hatte ihr Agnetha gelassen.
Agatha Sarrazin stand auf, nahm die Stange an sich und legte sie dort auf den Sessel, wo sich Sitzfläche und Rückenteil trafen. Dann nahm sie wieder Platz und wartete…
***
Als Simon F. Young den Telefonhörer wieder hinlegte, hatte er Mühe, einen Schrei des Triumphes zu unterdrücken. Endlich war das Eis gebrochen. Die beiden alten Weiber hatten Bereitschaft erkennen lassen und wollten verkaufen. Das war super, das war einmalig, damit war auch das Eis gebrochen.
Wenn sie einmal anfingen, würden andere folgen. Er schätzte, daß es nicht einmal eine Woche dauern würde, bis alle Mieter ausgezogen waren. Gelassen und gleichzeitig auch freudig streifte er sein Jackett über. An die verschwundenen Entmieter dachte er nicht mehr. Dieser Job barg eben ein gewisses Berufsrisiko. Jetzt paßte es ihm auch nicht, daß er die Bullen alarmiert hatte. Besonders Sinclair würde auch weiterhin schnüffeln, und dann kam er ihm möglicherweise in die Quere, was ihm gar nicht gefiel.
Ausschalten konnte er ihn nicht. Auch nicht abberufen. Jedenfalls mußte er sich beeilen. Möglicherweise hatte er Glück, dann lief er Sinclair nicht in die Arme.
Hinfahren, den Vertrag unterschreiben, damit ein Zeichen für die anderen setzen.
Das war wichtig.
Aber allein fahren?
Young war zwar ein brutaler Geschäftsmann, wenn es darum ging, Vorteile für sich herauszuholen, aber selbst Gewalt anwenden oder sich zu verteidigen, das lag nicht auf seiner Linie. Er ging stets auf Nummer Sicher, hatte deshalb jemand engagiert, der durchaus als Leibwächter angesehen werden konnte, denn dieser Mann war ein ehemaliger IRA-Kämpfer, mit allen Wassern gewaschen und so trickreich wie brutal.
Er hieß Cullogh!
Cullogh arbeitete ausschließlich für Young. Er stand immer bereit. Tag und Nacht.
Young rief ihn an. Zwei Räume weiter hockte Cullogh in Warteposition. Er bekam den Auftrag, den Wagen vorzufahren.
»Wann?«
»Sofort!«
»Wird erledigt!«
Simon F. Young ging noch nicht. Er mußte einige Unterlagen zusammensuchen, die sich in verschiedenen Schreibtischschubladen verbargen. Verträge, Abtretungserklärungen und so weiter. Unvorbereitet wollte er nicht erscheinen.
Es paßte in die aus weichem Ziegenleder gefertigte Mappe. Er strich noch einmal durch seine Haare, bevor er das mit hellen Möbeln eingerichtete Büro verließ. Seiner Sekretärin sagte er nicht, wo er hinfuhr. Sie brauchte an diesem Tag auch nicht auf ihn zu warten.
Mit dem Lift fuhr er nach unten.
Auf seinen Lippen lag ein Lächeln, er freute sich über den günstigen Verlauf. Wenn ihm das Haus frei zur Verfügung stand, würde er einen kleinen Palast daraus machen und irre verdienen.
Der Wagen stand auf dem Hof.
Und neben dem Rolls hielt sich Cullogh auf. Er hatte die Tür bereits geöffnet und wartete auf seinen Chef.
Cullogh war ein blaßgesichtiger Mann mit roten Haaren, die er zu einer Bürste geschnitten hatte. Er hatte eine Knotennase und einen schmalen kleinen Mund.
»Wohin, Sir?« fragte er, als Young eingestiegen war.
»Zu unserem Haus.«
»Okay.«
Cullogh wußte Bescheid. Er gehörte zu denen, die
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