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0743 - Finsternis

0743 - Finsternis

Titel: 0743 - Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verschlucken. Sie stellte das endgültig leere Gefäß zur Seite und meinte: »Bitte, sagen Sie die Wahrheit.«
    »Es ist die Wahrheit.«
    »Aber ich habe Sie erkannt.«
    »Das merkte ich schon. Und darüber wollte ich noch mit Ihnen reden.«
    »Ich habe hier in Pontresina wirklich nur Urlaub machen wollen und bin damit dem Vorschlag einer Freundin gefolgt. Das ist alles, Franca. Nicht mehr und nicht weniger.«
    »Dem Rat einer Freundin?« wiederholte sie.
    »Ja.«
    »Können Sie ihr trauen?«
    »Natürlich. Sie hat zusammen mit mir schon manch heiße Sache hinter sich gebracht.«
    »Weiß nicht.« Franca hob die Schultern. »In diesem Fall kann man keinem Menschen trauen. Es hat bereits einen Toten gegeben. Der Junge oder seine Begleiterin müssen den Mann während der Fahrt mit dem Nachtzug umgebracht haben. Sie kamen von Deutschland und haben sich in der Schweiz abholen lassen, glaube ich. Kann auch in Freiburg gewesen sein, spielt aber keine Rolle mehr. Wenn alles so stimmt, was Sie mir gesagt haben, sehe ich Ihr Erscheinen hier als einen Zufall an.«
    »Das ist es auch«, erwiderte ich und korrigierte mich noch im selben Atemzug. »Jedenfalls deutet alles darauf hin.«
    »Ihre Hand würden Sie dafür nicht ins Feuer legen?«
    »Nein.«
    »Es kann auch Schicksal sein oder Fügung«, murmelte sie und versuchte dabei, ihr verletztes Bein zu bewegen. Sie schaffte es, wenn auch nur unter Schmerzen.
    »Über eines wundere ich mich allerdings«, nahm ich den Faden wieder auf.
    »Worüber?«
    »Daß Sie mich sofort erkannt haben. Daß Sie praktisch wissen, wer ich bin.«
    Franca Simonis lächelte verhalten. »Tja, wie soll ich sagen? Man kennt sich eben in der Branche.«
    »Branche…?« wiederholte ich lauernd.
    »Das ist möglicherweise der falsche Ausdruck. Jedenfalls arbeite ich für eine Organisation, die Ihnen, John, im Prinzip nahe stehen müßte.«
    »Polizei?«
    »N… nein…«
    »Geheimdienst?«
    »Auch nicht direkt.«
    »Jetzt haben Sie mich neugierig gemacht, Franca. Was ist es dann?«
    Bevor sie eine Antwort geben konnte, meldete sich das Telefon. Es war beim Herabreißen der Vase nicht von der Platte gefallen und funktionierte so wie immer. Um es zu erreichen, hätte Franca gehen müssen. Da ihr dies schwerfiel, bat sie mich, den Hörer abzunehmen.
    Das tat ich auch, wollte ihn eigentlich an France weiterreichen, die sich mir schon entgegenbeugte, da rutschte mir aber das »Hallo« über die Lippen.
    Ich hörte ein Zischen. Dann eine weibliche Stimme, die nur ein Wort sagte.
    »Aha!«
    Dennoch hatte ich sie erkannt. Mich durchfuhr ein heißer Schreck. »Jessica, du bist es.«
    »Ja, ich, deine Lebensretterin. Ich habe mir doch gedacht, daß ich dich bei dieser Person erwische.«
    Ihre Stimme klang wie das allmähliche Grollen eines anrollenden Gewitters. »Daß du dich nicht schämst, mich so hinters Licht zu führen.«
    »Jessica - bitte…«
    »Nicht bitte und auch nicht danke.«
    »Laß dir erklären, daß ich…«
    »Tut mir leid, John Sinclair. Ich glaube kaum, daß ich eine Erklärung brauche. Was ich eben erlebt habe, reicht völlig aus.« Klatsch, sie legte auf, und ich saß da mit leicht rotem Kopf, den ich einige Male schüttelte.
    »War das Ihre Begleiterin?« erkundigte sich Franca.
    »Ja.«
    »Jetzt ist sie sauer.«
    »Wie alter Essig.« Ich legte den Hörer auf. »Frauen sind manchmal komisch. Verstehe sie, wer will.«
    »Das werden die Männer nie.«
    »Ich weiß. Aber das ist mir egal. Für mich zählt eigentlich nur, wie es weitergeht. Noch haben wir Zeit, und die genau sollten wir auch nutzen.«
    »Sie wollen mehr über mich wissen, nicht?«
    »Erstens das und zweitens über den Fall. Und da haben Sie einen Begriff genannt, der mich hat stutzig werden lassen. Henoch.«
    »Kennen Sie den Namen, John?«
    »Schon, aber ich möchte gern Ihre Version erfahren.«
    »Okay«, sagte sie und schaute gegen die Wand. »Dann wollen wir mal die Karten auf den Tisch legen…«
    ***
    Es klopfte dreimal gegen die Außentür der Suite.
    Augenblicklich zuckten die beiden Männer, die Dagmar und Elohim in Freiburg abgeholt hatten, zusammen. Danach nahmen sie eine kampfbereite Haltung ein und hielten die Hände so, daß sie blitzschnell ihre Waffen ziehen konnten.
    Dagmar winkte ab. »Keine Sorge, meine Herren, es wird unser besonderer Freund sein.«
    »Öffnen?«
    »Ja - bitte.«
    Das übernahm Bergmann, der Mann mit dem kleinen haarlosen Kopf, der wie eine zu große Billardkugel auf seinem Hals saß und in

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