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0743 - Finsternis

0743 - Finsternis

Titel: 0743 - Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dem eleganten Anzug verkleidet wirkte. Auf Bergmanns Schädel wuchs kein einziges Haar. Wenn Licht auf diese Glatze fiel, glänzte sie manchmal wie ein heller Spiegel.
    Der andere Mann hieß Angelo. Er war größer als Bergmann, und sein Haar war blond gefärbt, was eher zu einer Frau gepaßt hätte als zu ihm. Auch seine Gesichtszüge konnte man als weich und weiblich bezeichnen. Wer jedoch in seine Auzgen schaute, dachte noch einmal über die erste Einstufung nach. Die Pupillen schienen bei ihm aus kaltem, bläulich schimmerndem Eis zu bestehen.
    Angelo trug einen grauen, zweireihigen Anzug, dazu ein weißes Hemd. Seine Krawatte zeigte zwar ein modernes, ein dennoch dezentes Muster.
    Bergmann hatte den Schlüssel zweimal herumgedreht und die Tür somit geöffnet.
    Er trat dann zur Seite, um die Person einzulassen, auf die Dagmar und der Junge gewartet hatten.
    Der Mann saß in einem Rollstuhl. Er war alt und hockte so gebeugt, daß es den Anschein hatte, als würde er jeden Augenblick aus seinem fahrbaren Untersatz kippen. Der Elektroantrieb war kaum zu hören.
    Das Gefährt rollte ein.
    Als es über die Kante des Teppichs fuhr und den größten Raum der Suite erreichte, da bewegte sich auch der Körper des alten Mannes mit einem leichten Ruck, aber er fiel nicht, denn die aus den Anzugärmeln ragenden krummen Gichthände umklammerten die Haltegriffe des Rollstuhls. Der Alte trug einen braunen Anzug. Er war ihm zu groß.
    Die breite Stirn des Mannes fiel auf, die sehr schmale Nase und natürlich die Augen, die sehr tief in den Höhlen lagen. Sein schütteres Haar sah aus wie eine Mischung aus blonden und aschgrauen Strähnen und »strubbelte« im Nacken etwas auseinander. Der Mann hatte den Kopf schiefgelegt. Es sah so aus, als könnte er ihn in dieser Lage am besten halten. Ansonsten wäre er abgefallen.
    Niemand sprach.
    Bergmann schloß die Tür.
    Angelo nickte ihm zu. Gemeinsam gingen die Männer vor und blieben am Beginn des großen Raumes stehen. Sie deckten so den Flur zur Suitentür hin ab.
    Der Alte im Rollstuhl glitt weiter. Sein Ziel, die Frau und der Junge, stand fest. Beide saßen nebeneinander auf einem halbrunden Sofa, schwiegen und schauten dem Ankömmling entgegen, der seinen Rollstuhl vor ihnen anhielt.
    Nur mehr ein Tisch trennte sie.
    Der Alte schwieg.
    Er sah aus wie tot. Als hätte man einen Zombie in den Stuhl gesetzt und ihn ferngelenkt. Sein Kopf bewegte sich, aber er nickte den beiden nicht zu. Er glich nur den Schwung der letzten Fahrtstrecke aus, um den Kopf schließlich zu heben.
    Er blickte auf den Jungen.
    Elohim schauderte zusammen und spürte dann Dagmars Hand auf der seinen. Die Frau wollte ihm klarmachen, daß sie bei ihm war und er keine Angst zu haben brauchte.
    »Wer ist das, Dagmar? Wer ist dieser Mann, der aussieht, als wäre er schon gestorben?«
    »Du wirst ihn noch kennenlernen.«
    »Hat er einen Namen?«
    »Ja. Er heißt Dr. Sträter.«
    Mit dieser Information konnte der Junge nichts anfangen. Für ihn sah dieser Dr. Sträter tatsächlich aus wie ein Toter, den jemand in den Rollstuhl hineingesetzt hatte, um mit der Leiche seine makabren Scherze zu treiben.
    »Dr. Sträter ist sehr wichtig für uns!« flüsterte Dagmar.
    »Warum?«
    »Das wirst du noch erfahren.«
    Elohim nickte. Er war es gewohnt zu gehorchen und keine Fragen zu stellen. Es lag alles in Dagmars Händen, bisher hatte sie ihn gut geleitet. Er brauchte an nichts zu leiden. Auch hier im Hotel hatte sie sich rührend und auf eine gewisse Art sogar respektvoll um ihn gekümmert. Sie hatte für seine Nahrung gesorgt, sie hatte ihm geraten zu duschen und sich umziehen.
    Elohim trug einen dunklen, sehr schmal geschnittenen Anzug, ein weißes Hemd und eine Krawatte.
    In dieser Kleidung sah er aus wie ein englischer Internatsschüler, der sich verlaufen hatte und im Zimmer wie ein Fremdkörper saß.
    Dr. Sträter beobachtete ihn.
    Elohim merkte es sehr genau, obwohl er nicht direkt in die Augen des Mannes schauen konnte. Sie waren ihm aus zweierlei Gründen verborgen geblieben. Erstens lagen sie sehr tief in den Höhlen, und zweitens schienen diese Augenhöhlen an ihren Enden noch leer zu sein. Augäpfel waren nicht zu sehen.
    Der alte Mann konnte trotzdem sehen.
    Mit einer sehr langsamen Bewegung hob er seine rechte Hand. Dabei bewegte er seinen Mund, der so gut wie keine Lippen aufwies und im Gesicht wirkte wie ein Schlitz. Aus ihm drang ein trockenes Hüsteln. Es hörte sich an, als würde Papier über Papier

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