0748 - Horror im Hexenhaus
fliehen kann.«
»Trauen Sie ihm das denn zu? Hören Sie, ich kenne Leute, die angeschossen wurden. Die sind erst mal für einige Tage fertig und von der Rolle. Da übertreiben Sie…«
»Sie können Bates nicht mit diesen speziellen Leuten vergleichen«, erwiderte Suko. »Wir haben unsere Gründe.«
Der Mann traute meinem Freund nicht so recht, deshalb wandte er sich an mich. »Stimmt das?«
»Darauf können Sie sich verlassen.«
»Nun ja, das werden Sie ja auf Ihre Kappe nehmen.«
Ihm fiel die Krone auf. »Was halten Sie da in der Hand.«
»Eine Krone.«
»Aha.«
»Wir sind nämlich die Kings«, erklärte Suko.
Der Typ schüttelte den Kopf. Er fühlte sich leicht auf den Arm genommen, drehte sich um und ging.
»Den wären wir los«, sagte Suko. »Stimmt. Und einen neuen Fall haben wir am Hals.«
Suko widersprach nicht.
***
Sheila hatte hin und her überlegt. Sie war zu dem Entschluß gekommen, sich nichts anmerken zu lassen und Jolanda kein Wort von ihren Erlebnissen zu sagen. Sie wollte die Freundin nicht beunruhigen. Nach wie vor ging sie davon aus, daß die Mode-Designerin ahnungslos war und nicht einmal den Hauch eines Verdachts hatte.
Als Sheila die Treppe hinter sich gelassen hatte, hörte sie Jolandas Stimme. Die Frau telefonierte noch immer. Sie befand sich in ihrem Arbeitsraum, und was sie sagte, klang nicht gerade freundlich, sondern hektisch und leicht ärgerlich.
Mode sah nur nach außen hin schön aus. Sheila wußte, wieviel Arbeit und Aufregung dahinter steckte, bis eine Kollektion stand. Das war schon der blanke Wahnsinn.
Sie blieb im Flur stehen. Durch ein Fenster fiel warmes Sonnenlicht. Es hüllte Sheilas Haar in eine goldene Aura, die Sheila aussehen ließ wie eine kleine Königin. Das Sonnenlicht war so stark, daß es die Konturen des Flurs aufzulösen schien und ihr der Untergrund vorkam wie strahlendes Fließwasser.
Es war eine helle Welt, sie aber hatte es vor kurzem noch mit finsteren Kräften zu tun gehabt, und sie konnte sich einfach nicht vorstellen, daß sie von diesem Haus Besitz ergriffen hatten. Sheila wollte zwar nicht stören, sie betrat trotzdem das Atelier, wo sie eine kühlere Luft umwehte.
Jolanda hatte sie nicht hereinkommen gehört. Die Freundin hockte auf einem klobigen Sitzkissen und hielt das tragbare Telefon gegen ihr rechtes Ohr gedrückt. Bei ihr traf der Vergleich zu, daß sie mit Händen und Füßen redete. Sie war immer in Bewegung.
Sheila suchte sich einen Platz. Der Klappstuhl stand bereit. Nicht weit davon entfernt hatte Jolanda ein Stück Tisch freigeräumt und Platz für die Kaffeekanne, die Tassen und den kleinen Imbiß geschaffen. Auf zwei Tellern lagen mit Kalbfleisch bedeckte Toastschnitten. Daneben einige Spargelspitzen.
»Ja, ja«, sagte sie und wühlte wieder ihr Haar auf. »Sie bekommen die Kollektion pünktlich. Sie können sich darauf verlassen, daß sie Anfang August in Ihrem Geschäft ist. Das wird für den Winter hoffentlich reichen, denke ich.«
Sie hörte die Antwort, und Sheila vernahm nur eine schnell sprechende Stimme mit schrillem Klang. Schließlich beendete Jolanda das Telefonat mit einem knappen Satz, ließ die Arme sinken, drückte den Oberkörper zurück und atmete stöhnend auf.
»Dieser komische Kerl geht mir auf den Wecker. Der hat aus Blackpool angerufen, will die gesamte Kollektion haben. Im Sommer hat er probiert und den Laden beinahe leerlaufen lassen, was meine Kreationen angeht. Jetzt braucht er die doppelte Menge für den Winter.«
»Freu dich doch.«
»Tu ich auch.« Jolanda schwang sich in die Höhe. »Aber ohne Streß und Aufregung geht es eben nicht.«
»Das gehört zum Geschäft.«
»Klar, als Außenstehender kann man das immer leicht sagen.« Sie lachte und wuschelte durch Sheilas Haare. »Du riechst, als hättest du eine Dusche oder ein Bad genommen.«
»Es war eine Dusche.«
»Die kann ich auch gebrauchen, aber später.« Sie deutete auf die kleine Mahlzeit. »Ist es dir recht?«
»Und ob.«
»Dann laß uns essen.«
Sheila schenkte den Kaffee ein, während Jolanda die Namen der Modells aufzählte, die sie am nächsten Tag erwartete.
Als Sheila das hörte, konnte sie ein leichtes Zittern ihrer Hand nicht vermeiden. Wenn sich mehrere Personen in diesem Haus aufhielten, waren sie für das Gespenst eine ideale Beute.
»Hast du was?« fragte Jolanda, die das Zittern bemerkt hatte. »Außerdem bist du ziemlich blaß.«
»Ich bin etwas nervös.«
Jolanda lachte. »Warum? Hier ist es doch
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