Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0756 - Tod über der Tunguska

0756 - Tod über der Tunguska

Titel: 0756 - Tod über der Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
Vom Netzwerk:
besonders stark sein müssen, denn die Tungusen beteten seit kurzer Zeit besonders innig zu ihrem Stammesgott. Und es verging kein Tag menschlicher Zeiteinteilung, an dem nicht einer oder mehrere Schamanen geistigen Kontakt mit Bil aufnahmen. Sie flehten ihn um Beistand angesichts der bevorstehenden Katastrophe an.
    Doch diese Aufgabe überstieg Bils Kraft.
    Er war ein Gott und verfügte über unvorstellbare Kräfte. Doch jene unbekannte Kraft, deren Annäherung die mit der Natur im Einklang lebenden Tungusen so deutlich spürten, war ihm überlegen. Jedenfalls fürchtete er das.
    Hohngelächter erklang.
    Zwar hatte im Garten der Götter kein Wesen einen Körper, und somit auch keine Stimme, um Gelächter zu erzeugen. Doch die Emotionen einer Entität, die ihn verspotten wollte, empfand Bil so stark wie echtes Hohngelächter.
    Rasa war in seiner Nähe erschienen.
    Im Gegensatz zu Bils bärenähnlichem Körper hatte sich Rasa eine weitaus unheimlichere Gestalt zugelegt.
    Rasa zeigte sich den Menschen als böser Gnom. Ein Raubtiergebiss verunzierte sein stets aufgerissenes Maul. Und in den leeren Augenhöhlen seiner Visage loderten stets und ständig zwei kleine Flammen. So, als würden im Inneren seines Schädels zwei Lagerfeuer in Gang gehalten.
    »Jetzt bist du erledigt, Bil!«
    »Freu dich nicht zu früh, Rasa«, gab der tungusische Stammesgott kühl zurück. »Noch ist nichts entschieden.«
    »Das stimmt natürlich. Du bleibst am besten hier, wenn es brenzlig wird. Im Garten der Götter kann dir nichts geschehen. Na ja, die Menschen, die dich anbeten, werden wohl ihr Leben verlieren. Aber damit muss man rechnen. Menschen kann man ersetzen…«
    »Du bist wirklich noch dümmer, als ich geglaubt habe, Rasa! Wenn das geschieht, was wir alle befürchten, dann werden überhaupt keine Menschen mehr übrig bleiben, die uns anbeten können!«
    »Und wenn schon. Ich habe gute Verbindungen zur Dämonenwelt, wie du weißt. Außerdem gibt es noch andere Planeten als diese alte Erde. Sieh dich doch nur um im Multiversum.«
    »Sicher gibt es andere Welten, Rasa. Aber glaubst du wirklich, dass man dort auf einen bösen Gott wie dich wartet?«
    »Jedenfalls könnte ich die Stimmung dort etwas auflockern!«
    Bil spürte instinktiv, dass Rasa ihn angreifen wollte. Hier, in der körperlosen Welt des Gartens der Götter, war es pure dunkle Energie, die der hinterhältige Gnomengott auf ihn abschoss.
    Bil war vorbereitet. Rasa war seit undenklichen Zeiten sein Erzfeind. Der tungusische Stammesgott konnte sich kaum noch erinnern, wann dieser Zwist überhaupt angefangen hatte. Vielleicht lag es daran, dass Rasa sich immer mehr auf die Seite der Dämonen schlug. Und das konnte Bil nicht akzeptieren.
    Der Gott betrachtete sich als eine Art Partner der Menschen, von denen er letztlich genauso abhängig war wie sie von ihm. Rasa hingegen forderte von seinen Anhängern bedingungslosen Gehorsam. Und selbst dann, wenn sie ihm völlig selbstlos huldigten, erfüllte er ihre Wünsche keineswegs prompt und immer. Sondern nur nach Lust und Laune. Wenn überhaupt.
    Vielleicht waren es diese grundsätzlich verschiedenen Sichtweisen, die Bil und Rasa zu unversöhnlichen Feinden machten.
    Bevor Rasas Energie Bils körperlose Persönlichkeit erreichte, hatte der Tungusen-Gott einen Schutzschild aufgebaut.
    Der Garten der Götter wurde erschüttert, als die beiden Energien aufeinander prallten. Allerdings hatten sich die anderen Wesen in dieser Sphäre im Lauf der Zeit bereits an die Auseinandersetzungen zwischen Bil und Rasa gewöhnt.
    Es war stets dasselbe. Rasa griff an, und Bil verteidigte sich. Doch da die beiden Götter in etwa gleich stark waren, konnte der Gnomengott seinen Widersacher nicht überwinden. Bil hingegen, an dessen Tapferkeit Rasa regelmäßig scheiterte, brachte es nicht über sich, seinen Feind wirklich zu vernichten.
    Bil hoffte nach jedem Gefecht, dass Rasa genug davon haben würde, immer wieder und wieder zu unterliegen.
    So auch diesmal. Rasa hatte so viel Kraft für seinen Angriff verschwendet, dass seine Energiereserven für die eigene Abwehr kaum noch vorhanden waren.
    Bil jagte seinem Feind eine Ladung positiver Energie entgegen. Die Verteidigung brach auf der Stelle zusammen. Das wäre jetzt die Gelegenheit gewesen, Rasa den Todesstoß zu geben!
    Aber Bil verzichtete wieder einmal darauf.
    »Verschwinde, Rasa«, sagte er nur. »Ich muss nachdenken!«
    Der pure Hass loderte Bil entgegen, doch immerhin hatte Rasa für den

Weitere Kostenlose Bücher