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0763 - Strigen-Grauen

0763 - Strigen-Grauen

Titel: 0763 - Strigen-Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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überfallartig auf mich zu.«
    »Das verstehe ich. Sie haben die Vergangenheit vergessen und wollen sicherlich nicht mehr an sie erinnert werden. Ich habe Ihnen nur offengelegt, wie ich die Dinge sehe. Sanders hat ausdrücklich Sie gemeint, denke ich.«
    »Aber bin ich die einzige Person, die Helen Kern heißt? Es gibt in London mehrere.«
    »Stimmt. Darum werde ich mich auch noch kümmern. Aber Sie waren bei uns registriert, deshalb fing ich mit Ihnen an.« Ich sah ihr Erschrecken in den Augen. »Nicht daß Sie sich jetzt etwas Schlimmes denken, es geht einzig und allein um den Unfall, der doch ziemlich schwer war. Nur deshalb haben wir Ihre Akte gesucht.«
    »Akte, Akte«, flüsterte sie. »Meine Güte, wie sich das schon anhört. Das ist ja schlimm.«
    »Nicht so schlimm, wie Sie vielleicht denken, Helen. Außerdem ist der Begriff Akte nicht ganz richtig. Was ich über Sie erfahren wollte, stand auf knapp zwei Blättern. Es ist wirklich nichts Negatives gewesen, es drehte sich einzig und allein um den schweren Unfall, der ja nun einige Jahre zurückliegt.«
    »Ja, vier.«
    »Sehen Sie.«
    »Dennoch ist es komisch, Mr. Sinclair. Mir geht der Name einfach nicht aus dem Kopf. Sanders, Himmel, ich kann mich nicht erinnern. Es ist möglich, daß er mit mir zusammen im Sanatorium war, aber ich habe dort auch keine engere Beziehung aufgebaut, das sollten Sie nicht denken. Mir fällt er wirklich nicht ein. Außerdem habe ich mich dort um mich selbst gekümmert, wie Sie sich bestimmt denken können. Ich wollte gesund werden und habe mich vertrauensvoll in die Hände der Ärzte begeben. Ich habe sogar eine sehr lange und tiefe Hypnose über mich ergehen lassen, damit mir die Angst genommen wurde.«
    »Ist das denn der Fall gewesen?«
    »Ja, irgendwo schon.«
    »Sie können sich nicht erinnern, denke ich.«
    Helen krauste die Stirn. »Das weiß ich nicht genau. Wenn ich mich erinnere, dann eben nur an gewisse Fragmente oder Teile. An einen einsamen Platz mitten in der Landschaft, zum Beispiel, an eine Lichtung, in deren Nähe sich auch ein Gebäude befand.«
    »Was für ein Gebäude?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »War es denn weit von der Klinik entfernt?«
    Sie rang die Hände. »Bitte, Mr. Sinclair, fragen Sie mich nicht so etwas Schweres. Ich… ich komme damit nicht zurecht. Ich weiß nicht einmal, ob man mich dorthin gebracht hat.«
    »Aber Sie erinnern sich daran.«
    Sie bewegte sich hin und her. »Ja und nein. Es kann auch nur in meiner Erinnerung Bestand gehabt haben. Das ist alles möglich. Jedenfalls habe ich zunächst nur an den Erfolg geglaubt.«
    »Der sich ja eingestellt hat.«
    »Sicher.«
    »Hundertprozentig?« Ich fragte es bewußt, denn irgendwie kam ich mit Helens Aussagen nicht mehr zurecht. Nicht daß sie nicht klar genug gewesen wären, ich hatte eher den Eindruck, als wären sie so etwas wie ein Deckel. Erst wenn man ihn abnahm, würde sich darunter etwas zeigen, das bisher verborgen geblieben war. Einen Beweis hatte ich nicht dafür, doch meiner Ansicht nach schien in der Klinik nicht alles glattgegangen zu sein. Oder sollte ich mich da getäuscht haben?
    Sie griff wieder zu einer Zigarette. Dabei hielt sie den Kopf gesenkt. Trotzdem konnte ich ihr Gesicht beobachten. Es hatte einen leicht gequälten Ausdruck angenommen, als wäre Helen mit sich selbst nicht zufrieden. Diesmal gab ich ihr Feuer. Als sie die erste Rauchwolke in das Zimmer geblasen hatte, bat ich sie wieder um eine Antwort.
    »Nun ja, Mr. Sinclair, was ist in dieser Welt schon hundertprozentig?«
    »Sie hatten also noch Probleme?«
    »Nicht so schlimm wie vor dem Besuch!« wehrte sie ab. »Damit können Sie mir nicht kommen.«
    »Das will ich auch nicht. Ich möchte Ihnen nur helfen und meinen Fall aufklären.«
    »Sie sind Polizist und kein Psychologe.«
    »Stimmt schon«, sagte ich lächelnd. »Doch manchmal verschwimmen die Grenzen.«
    »Ja, das kann ich mir denken. Entschuldigen Sie.« Zwei Züge rauchte sie wieder und murmelte:
    »Die Probleme, von denen Sie sprachen - ich kam beruflich sehr gut zurecht, besser als zuvor, das möchte ich festhalten. Ich fühlte mich in der Sonne. Aber wo Licht ist, da ist auch Schatten. Warum sollte ich eine Ausnahme machen? Ich hatte meinen Ärger, das gebe ich zu.«
    »Womit?«
    »Mit der Nacht.«
    »Und weiter?«
    »Mit meinen Träumen.«
    »Waren die so schlimm?«
    Sie legte die Zigarette weg, packte ihr Gesicht zwischen beide Handflächen und nickte. »Noch schlimmer«, flüsterte sie durch

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