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0764 - Schrei, wenn dich der Teufel holt

0764 - Schrei, wenn dich der Teufel holt

Titel: 0764 - Schrei, wenn dich der Teufel holt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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O’Brians Bewusstlosigkeit absah.
    Der Fire Chief nahm die Gasmaske ab. Sein Expertenblick glitt über die Zerstörungen. Er schob den Helm zurück und kratzte sich nachdenklich am Kopf.
    Dann wandte er sich an Zamorra.
    »Tut mir Leid, dass wir so spät kommen, Sir. Ein Fehler im Alarmsystem. Aber wie haben Sie das hier nur überlebt?«
    Für die Alarm-Sabotage war garantiert die Dämonenwelt zuständig. Das dachte sich Zamorra. Aber er sagte: »Wie wir überlebt haben? Das wüsste ich auch gerñ!«
    Und das war die Wahrheit. Zamorra hatte keine Ahnung, wem der kühlende und feuerlöschende Wind zu verdanken war…
    ***
    Lathas Indian Supershop, Tower Hamlets, London
    »Ich werde sterben?«, fauchte Asha Devi. »Mann, ein guter Witz! Sicher werde ich sterben. Weil ich nämlich ein Mensch bin. Und jeder Mensch stirbt, stell dir nur vor!«
    Der Mann, der die Inspektorin angesprochen hatte, ließ sich von ihrer ruppigen Art nicht beirren.
    Er war ein kleiner, magerer Inder. Sein Augenlicht hatte er offenbar durch eine Krankheit verloren. Jedenfalls war er völlig blind, so weit Asha das beurteilen konnte. Aber das hinderte ihn nicht daran, ihr mit seinen toten Augen ins Gesicht zu sehen.
    »Du weißt genau, was ich meine, Asha Devi. Du wirst schon sehr bald sterben. Du musst dich schützen gegen den drohenden Tod…«
    Die Augen der Inderin verengten sich zu Schlitzen. Das hatte ihr gerade noch gefehlt! Ein Blinder, der ihren Namen kannte und sie bei der englischen Polizei verpfeifen konnte!
    Sie packte den Mann am Kragen und schleuderte ihn gegen die Wand.
    »Woher weißt du, wer ich bin? Spuck’s aus, oder…«
    Doch der Alte ließ sich von ihren Drohungen nicht beeindrucken. Es war, als würde er sich über ihre ruppige Art sogar amüsieren.
    »Ich erzähle dir, was ich weiß, Asha Devi. Du musst mich nur zum Essen einladen…«
    Die Inspektorin hatte ihn immer noch am Kragen gepackt. Aber nun griente sie, ließ ihn los und tätschelte ihm die Wange.
    »Ich dachte immer, ich würde alle Bettler-Tricks kennen! Aber dieser ist mir neu. Also gut, Oldie. Ich bin gespannt, was du vom Stapel lässt…«
    Asha Devi nahm ihre Reisetasche. Sie stiefelte gemeinsam mit dem blinden Alten hinaus. Obwohl ihr Begleiter einen Blindenstock hatte und klapprig wirkte, war er gut zu Fuß. Jedenfalls hatte er keine Probleme, bei Asha Devis Geschwindschritt mitzuhalten.
    An der nächsten Ecke fanden sie einen typischen Imbiss, wie es sie überall in London gab.
    Asha Devi verfrachtete den Alten an einen einsamen Ecktisch. Dann bestellte sie Teigtaschen, Fladenbrot, Basmati-Reis, Gemüsecurry, Tee und süßes Gebäck. Ashas Gast begann sofort zu mampfen. Die Inspektorin nippte nur an ihrem Teebecher.
    »Und worin bestehen nun die grandiosen Neuigkeiten? Außer in der Tatsache, dass du halb verhungert bist?«
    Der Blinde lehnte sich zurück.
    »Du bist in eine Falle gegangen, Asha Devi.«
    »Woher kennst du überhaupt meinen Namen?«
    »Die Götter haben ihn mir mitgeteilt«, erwiderte der Blinde mit der größten Selbstverständlichkeit. »Shiva und Durga, genauer gesagt. Sie sind mir im Traum erschienen.«
    Asha Devi schob anerkennend die Unterlippe vor. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie selbst war ein Liebling der Götter. Shiva, der Mondgott der Berge, und Durga, die indische Kriegsgöttin, hielten ganz besonders ihre schützenden Hände über die rabiate Inspektorin. Doch Asha Devi war nicht so naiv, dass sich ihr Misstrauen zurückdrängen ließ.
    »Und was ist, wenn du selbst ein Dämon bist?«
    »Wenn ich ein Dämon wäre, würde ich dir dann so etwas schenken?«
    Mit diesen Worten schob der Blinde eine Halskette mit Anhänger über die Resopal-Platte des Imbisstischs.
    Die silberne Kette interessierte Asha weniger. Aber das eigentliche Schmuckstück errang ihre Aufmerksamkeit.
    Es war ein Doppel-Vajra. Und das war keineswegs ein dämonisches Symbol. Ganz im Gegenteil. Der Vajra war der Donnerkeil des Gottes Indra. Eine mächtige Götterwaffe, die Indra seinen Feinden entgegenschleuderte, wie Thor es in der nordischen Mythologie mit seinem Hammer getan hatte. Der Doppel-Vajra in Asha Devis Händen wurde durch gekreuzte Blitze dargestellt, von denen jeder in drei Flammenklingen auslief.
    Die indische Dämonenpolizistin konnte ganz deutlich die überirdische Kraft spüren, die von dem unauffälligen Halsschmuck ausging. Ihre eigene weißmagische Waffe lag in ihrer Wohnung in New Delhi. Es war eine Gebetsmühle, die Asha einst

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