Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0766 - Das Grauen von Grainau

0766 - Das Grauen von Grainau

Titel: 0766 - Das Grauen von Grainau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
gehört.
    Die kleine Terrasse bot mehreren Personen Platz. Vier Liegestühle und ein Tisch standen zusammen. Man hatte die Balustrade aus Holz errichtet, die Abtrennungen zu den Nachbar-Terrassen waren ebenfalls aus Holz errichtet worden. Man konnte hier ziemlich ungestört liegen. Die dunkelhäutige Frau wickelte sich enger in den Bademantel und trat vor bis an die Brüstung, wo sie beide Hände auflegte, sich darüber hinwegbeugte und in die Dunkelheit schaute.
    Die Kulisse hatte auch jetzt nicht viel von ihrer Faszination eingebüßt. Das konnte am wolkenlosen Himmel liegen, der sich in einer herrlichen Sternenpracht zeigte und auch dem Mond noch Platz genug ließ, sich zu entfalten.
    Er war noch nicht ganz rund. In zwei Tagen würde er seinen vollen Kreis gebildet haben.
    Wenn sie den Blick von Zug- und Alpspitze wegwandte und den Kopf leicht nach rechts drehte, konnte sie den Eibsee erkennen. Ein dunkles, irgendwie unheimlich und geheimnisvoll wirkendes Gewässer, über das ein leichter Wind strich, der die Oberfläche zu kleinen Wellen kräuselte. Sie schafften es, den Mondschein zerfließen zu lassen. Wer Phantasie hatte und länger gegen den Eibsee schaute, der konnte sich schon vorstellen, daß sich in ihm, er erreichte eine Tiefe von dreihundert Metern, schon etwas Unheimliches verbarg. Geheimnisvolle Seemonster, Riesenschlangen oder beutegierige Wassergeister Die Ufer des Sees waren dicht bewachsen. Es waren keine weiteren Häuser dort gebaut worden, keine Hotels und Andenkenbuden. Die wenigen, die es gab, konzentrierten sich auf das Hotel und dessen unmittelbarer Umgebung, am Beginn des Rundwegs um den See.
    Zur Zugspitzbahn waren es nur wenige Schritte. Man konnte sie vom Hotelparkplatz in fünf Minuten erreichen, doch all der Trubel, der dort herrschte, verschonte das Hotel, zu dem auch ein kleiner Privatstrand gehörte sowie eine große, zum See hin gelegene Terrasse.
    Direkt unter der Terrasse breitete sich ein Gelände mit dichtem Bewuchs aus. Ein Gartenparadies für die zahlreichen Insekten, die sich in diesem Sommer besonders wohl fühlten und für viele Menschen zu wahren Quälgeistern geworden waren. Es war nicht völlig dunkel. Vor dem Hotel, dessen Auffahrt als überdachtes Rondell wunderschön angelegt worden war, brannten einige Lampen. Sie warfen ihr weiches Licht in die Dunkelheit hinein, wobei sie Anziehungspunkte für zahlreiche Nachtfalter und anderes Getier bildeten.
    Auch über den See fiel etwas Licht. Es verfing sich an den aufgestellten Liegestühlen am Strand.
    Eartha beugte sich über die Brüstung hinweg. Es war nicht ganz ruhig. Irgendwo raschelt immer etwas. Diese Geräusche gehörten einfach zu einer lauen Sommernacht. Daran hatte sie sich auch gewöhnt. Und zwar so sehr, daß sie ein fremdes Geräusch störte.
    Eartha, stets auf Mißtrauen eingestellt, erstarrte. Der Zustand hielt nur für einen Moment an, dann richtete sie sich auf und blieb starr vor der Brüstung stehen.
    Sicherheitshalber trat sie sogar einen kleinen Schritt zurück, auch wenn sich ihr Blickwinkel dadurch etwas verschlechterte. Das Geräusch wiederholte sich zunächst nicht. Sie dachte auch darüber nach, was es gewesen sein konnte.
    Vielleicht Stimmen?
    Wenn das stimmte, mußte sich jemand durch den Garten bewegen, was allerdings kaum einen Sinn ergab. Es sei denn, ein Liebespaar suchte einen lauschigen Platz, oder es gab Leute, die der Familie Davies bereits auf der Spur waren und versuchten, den Job in der Nacht zu erledigen.
    Der Gedanke daran flößte ihr Furcht ein. Sie bekam feuchte Hände, aber sie ging nicht weg. Gleichzeitig spürte sie den Drang, hier stehenzubleiben und zu beobachten.
    Da!
    Bewegten sich dort nicht Zweige in einem unregelmäßigen Rhythmus, als wären sie von irgendwelchen Händen zur Seite gebogen worden? Sie blieb nicht mehr auf dem Fleck stehen, sondern zog sich bis an die seitliche Begrenzung zurück, um von dort hinunter in den Garten schauen zu können.
    Die Familie wohnte im dritten Stock, also ziemlich weit oben. Es würde für einen Einbrecher nicht leicht sein, so hoch zu klettern, aber es war auch nicht unmöglich.
    Waren sie schon da?
    Ihre Gedanken huschten wie Blitze durch den Kopf, die zudem schmerzten. Sie hinterließen einen gewaltigen Druck, auch ihr Herz schlug schneller. In den letzten Tagen hatte sie es geschafft, die Angst zu unterdrücken, jetzt aber kehrte sie zurück, und sie war nicht mehr wegzudenken.
    Da unten lauerte jemand. Da schlich einer durch

Weitere Kostenlose Bücher