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0770 - Die andere Seite der Hölle

0770 - Die andere Seite der Hölle

Titel: 0770 - Die andere Seite der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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das Schloß sagte ihm, daß es leicht zu öffnen war.
    Suko trug das entsprechende Besteck bei sich. Beobachtet wurde er nicht. Er konzentrierte sich auf seine ›Arbeit‹ und achtete nicht auf die Geräusche, die aus dem Garten her an seine Ohren klangen.
    Lange brauchte er nicht zu werkeln. Das leise Schnappen zeigte ihm den Erfolg an.
    Er drückte die Tür auf.
    Muffige Luft quoll ihm entgegen. So roch es eben in alten Häusern, in denen es eng war.
    Und es war still.
    Wo sich Jane aufhielt, war ihm bekannt, aber wo konnte er die Eltern des Mädchens finden? Er mußte davon ausgehen, daß sie im Haus waren und ihm plötzlich entgegenkamen, doch es rührte sich auch nichts, als er auf der Treppe stand und die Stufen so leise wie möglich nach oben schritt.
    Jane hielt sich in der ersten Etage auf. Das Fenster ihres Zimmers war dem Garten zugewandt, und Suko wußte, daß er sich in der ersten Etage nach links wenden mußte.
    Dort war der Flur noch schmaler und wirkte auch vergammelter als die Räume unten.
    Er zählte die Türen ab. Viel zu rechnen brauchte er nicht, denn die Tür zu dem Zimmer, in dem sich Jane Collins aufhielt, stand offen. Nicht sehr weit, der Spalt war vielleicht so breit wie eine ausgestreckte Hand, und Suko peilte in das Zimmer.
    Er sah einen Teil des Fensters und auch die Hälfte von Janes Rücken. Sie hatte ihre Haltung verändert und sich weit vorgebeugt, damit ihr nur nichts entging.
    Zurück schaute sie nicht. Was sich draußen abspielte, war viel interessanter.
    Suko drückte die Tür auf. Es gab kaum ein Geräusch, als sie nach innen schwang. Auf Zehenspitzen huschte er in den Raum. Es war Elenors Mädchenzimmer, das sah er sofort. Verglich er es jedoch mit anderen Kinderzimmern, so mußte er zugeben, daß dieses hier wenig fröhlich und frisch war. Es machte eher einen traurigen Eindruck.
    Jane Collins hatte die beiden Hälften des Fensters nach außen gedrückt und sie mit kleinen Haken festgestellt. So hatte sie Platz genug, um alles sehen zu können. Sie war voll und ganz in den Anblick vertieft und überhörte sogar Sukos Räuspern, denn er wollte Jane nicht zu sehr erschrecken.
    Komisch, dachte er und ging weiter. Neben einem alten viereckigen Tisch blieb er stehen. Er legte eine Hand auf die Platte, bevor er Janes Namen flüsterte.
    Die Detektivin zuckte zusammen. Sie hatte ihn also gehört. Aber sie drehte sich nicht um.
    »Hi, Jane. Was ist mit dir?«
    Jetzt richtete sie sich langsam auf. Sie holte tief Luft. Suko sah, wie sich ihr Rücken bewegte, und Jane kam ihm wie eine Person vor, die aus einem tiefen Traum erwacht war. Sie trat einen Schritt zurück, schaute aber noch nach vorn.
    Diese Reaktionen gefielen Suko nicht, weil sie atypisch für Jane Collins waren. So hätte sie normalerweise nicht reagiert, und Suko erschrak über den eigenen Begriff.
    War sie denn nicht normal?
    Er schluckte, drängte die anderen Gedanken zurück und wartete, bis Jane handelte.
    Sie drückte sich von der Fensterbank weg. Einen Schritt ging sie dabei in das Zimmer hinein.
    Dann starrte sie Suko an.
    Und er schaute auf sie.
    Suko hatte Mühe, sich zu beherrschen. Okay, das war noch die Jane, die er kannte, sie hatte sich nicht verändert, wie sollte sie auch? Trotzdem war sie eine andere geworden. An ihren Augen glaubte er es zu erkennen.
    Nicht nur, daß sie tiefer in den Höhlen lagen, sie hatten auch einen anderen Ausdruck bekommen, einen stumpfen Glanz, einen flackernden Blick, und sie waren leicht gerötet. Sie standen in einem krassen Gegensatz zu dem gesund wirkenden Gesicht der Detektivin.
    Nein, das waren nicht Jane Collins Augen. Diese Augen blickten ihn lauernd und kalt an.
    »Wir haben dich gesucht, Jane.«
    Sie schluckte. Dabei hob sie den rechten Arm an. Mit den leicht gekrümmten Fingern der Hand schlug sie einige Takte auf die Tischplatte. »Was ist denn los?«
    Suko versuchte, so normal wie möglich zu bleiben, was ihm nicht leichtfiel. »Nun ja, wir machten uns Sorgen um dich. Die ist plötzlich verschwunden.«
    »Ich?«
    »Ja, erinnere dich. Du hast uns gesagt, du wärst in deinem Zimmer. Aber das bist du…«
    »Doch«, unterbrach sie ihn, »ich bin dort gewesen, aber dann bin ich gegangen.«
    »Hierher!«
    »Ja.«
    »Warum, Jane? Warum bist du gegangen, ohne uns Bescheid zu geben? Wir waren in Sorge…«
    »Ich bin erwachsen, verdammt! Ich brauchte keine Aufpasser, hast du gehört?«
    Suko hob beide Hände. »Okay, Jane, okay, das habe ich verstanden. Wir sehen uns auch

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