0782 - Knochenbrut der alten Templer
stöhnte ein Templer auf.
Die Zeit wurde ihnen lang und länger.
***
Nichts veränderte sich.
Oder doch? Es kam, es war wie ein Hauch, eine tödliche Botschaft.
Es hatte lange gewartet, aber es war auf keinen Fall aufzuhalten. Das Böse fand immer seinen Weg.
Noch waren die Templer ahnungslos, aber den Rand der schmalen Schlucht hatte die andere Kraft bereits erreicht. Sie staute sich dort wie eine schwebende Wasserwolke, was sie nicht war, denn sie konnte lautlos wie ein eingefärbter Nebel durch die Luft gleiten.
Die schwarze Flut war da! Sie hatte gesucht und ihr Ziel endlich gefunden. Niemand konnte sie aufhalten, die mächtige Kraft der vor langer Zeit gestorbenen Templer wollte vernichten. Das war ihr Auftrag, davon ließ sie sich nicht abhalten.
Die schwarze Flut spürte, sie tastete, sie lebte auf ihre eigene Art und Weise. Sie war stärker als der Wille der Menschen, und sie würde es auch schaffen, die Templer zu vereinnahmen. Lange genug hatte sie ihnen Zeit gegeben. Jetzt hoffte sie, dass die Menschen schwach genug waren, um sich gegen sie zu wehren.
Die dunkle Wolke veränderte sich. Sie nahm eine ovale Form an, wurde noch schlanker und ähnelte einer Flasche.
Dann drang sie ein.
Nichts war zu hören. Völlig lautlos bewegte sie sich über den Grund der Schlucht. Sie tastete sich weiter vor, sie wusste ja, dass die Menschen sich verborgen hielten, und sie wusste auch, dass sie ihr nicht entkommen konnten.
Lautlos glitt sie tiefer.
Und die Templer warteten. Allmählich wuchs ihre Hoffnung, denn es war nur mehr eine Stunde bis zum Zeitpunkt ihres Verschwindens. Jean kam zu Lucien. Er hockte sich vor dem grauhaarigen Templer nieder.
»Es ist bald soweit.«
Lucien nickte. »Ja, wir haben es fast geschafft.«
»Sollen wir nicht schon jetzt gehen?«
Lucien runzelte die Stirn. »Die Freunde werden allmählich unruhig, nehme ich an.«
Da musste Jean leise lachen. »Sie werden es nicht nur, sie sind bereits unruhig.«
»Ich weiß es.«
»Sollen wir…?«
Lucien legte Jean eine Hand auf die Schulter. »Ja, mein lieber Freund, wir gehen.«
Der jüngere Templer atmete aus. Er stand auf. »Darauf habe ich gewartet.«
»Gut, dann macht euch bereit. Sammelt die Reste auf, löscht die Flammen und…« Tritte unterbrach Lucien. Sie waren schnell geführt worden, und im ersten Moment konnte niemand feststellen, aus welcher Richtung sie kamen.
Nicht nur Jean oder Lucien hatten sie gehört, auch die anderen Templer waren aufmerksam geworden. Unruhe entstand. Jemand nahm zwei Kerzen hoch und leuchtete in eine bestimmte Richtung.
Er ging auch einige Schritte vor und hatte Glück, dass die Gestalt in den Lichtkreis hineintaumelte.
Es war Guido, einer der jüngsten aus ihren Reihen. Schrecklich sah er aus, sein Gesicht hatte sich in eine Grimasse verwandelt. Der Schweiß lag auf der Haut und glänzte. Die Augen waren weit aufgerissen, er konnte sich kaum auf den Beinen halten. Andere griffen zu und schleppten ihn zu Lucien.
»Was ist geschehen?« Guido konnte noch nicht sprechen. Sie mussten ihm eine Zeitspanne geben, damit er sich fangen konnte.
»Ich… ich bin weitergegangen«, flüsterte er keuchend. »Ich wollte … ich weiß selbst nicht, was ich wollte, aber da habe ich sie gesehen. Sie ist da…«
Lucien ahnte etwas. Dennoch fragte er: »Wer ist da?«
»Die schwarze Flut!« Guido hatte so laut gesprochen, dass auch die weiter entfernt stehenden Templer seine Worte verstehen konnten. Sie alle erstarrten, sie konnten es kaum begreifen, sie waren plötzlich nicht mehr als Puppen, die sich in einer fremden Welt bewegten, und sie wussten genau, dass sie gegen diese Übermacht kaum eine Chance hatten.
»Hast du dich nicht geirrt?«
»Nein.«
»Wie hast du sie gesehen? Wie hast du es geschafft, mein Freund?«
Guido suchte nach Worten. »Ich… ich habe eine Lampe, eine Taschenlampe. Den Lichtkegel richtete ich auf den Ausgang …«
»Und?«
Guido schloss die Augen. Er ballte die Hände zu Fäusten. »Das Licht war plötzlich weg.«
»Wie weg?«
»Geschluckt, verschluckt! Es ist aufgesaugt worden. Es glitt auch nicht mehr über das Gestein hinweg. Es war auf einmal nicht mehr da. Als hätte ich in ein Maul geleuchtet, das von einem schwarzen Nebel erfüllt war.«
Keiner der Templer sprach. Sie alle waren geschockt, und sie wussten auch, dass Guido recht hatte. Es stimmte, er hatte die schwarze Flut entdeckt. Sie war es gewesen, die ihre Feinde gesucht und auch gefunden hatte. Nichts konnte
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