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0783 - Der Tunnel

0783 - Der Tunnel

Titel: 0783 - Der Tunnel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Obwohl wir uns während der Fahrt unterhielten und dies schon relativ lange, hatte ich mehr den Eindruck, überhaupt nichts erfahren zu haben. Die Antworten erfolgten zwar prompt, aber sie blieben trotzdem schwammig. Mich trieb diese Feststellung zu der Überlegung hin, ob dieser Mensch wohl etwas verbarg.
    Möglich war es. Vielleicht traute er sich auch nicht, mir all seine Gedanken und Vermutungen freizulegen, aber das würde sich alles noch entscheiden.
    Wir fuhren in Richtung Southhampton, hatten allerdings nicht den Motorway genommen, sondern die Straße, die einige Meilen parallel dazu ebenfalls in dieselbe Richtung stieß. Sie war mit der Zahl 3 gekennzeichnet und relativ ruhig. Die größeren Orte hatten wir bereits passiert, vor uns lag das flache Land, an das sich später die Bergkette der Southern Downs anschließen würde. An vielen Stellen reichte sie bis zur Steilküste, gegen die der Atlantik seine Wassermassen warf.
    Die Dunkelheit hatte ihr Tuch über eine leer wirkende Landschaft gespannt.
    Nur wenige Lichter waren zu sehen. Sie schimmerten uns aus entfernt liegenden Ortschaften entgegen.
    »Müssen wir bis tief in die Berge hinein?«, erkundigte ich mich bei meinem Nebenmann.
    »Nein, nein, auf keinen Fall. Am nördlichen Rand liegt die Versuchsgrube. Eine ziemlich einsame Gegend. Da ist nichts in der Nähe, bis auf eine Bahnlinie für den Güterverkehr.« Er lachte. »Das habe ich für meine Flucht ausnutzen können.«
    Ich wusste Bescheid. Die Einsamkeit ließ sich nicht leugnen. Mit den zwei Stunden Fahrzeit würden wir nicht auskommen, sie hatten wir schon jetzt erreicht, ich musste noch eine halbe Stunde hinzuaddieren. Ich sah in der Ferne die Hügel als Schattengebilde, und als der Ort Petersfield in Sicht kam, hob Ed Halloran die rechte Hand.
    »Was ist? Soll ich halten?«
    »Das nicht, aber hinter Petersfield müssen wir abbiegen.«
    »In die Einsamkeit.«
    »So ist es.«
    Ich wunderte mich, wie ruhig der Mann neben mir saß. Von seiner im Krankenhaus gezeigten Nervosität war nichts mehr zu spüren.
    Er wirkte jetzt wachsam und auch gespannt, und er ließ seine Blicke immer wieder nach vorn schweifen, als könnte er im Scheinwerferteppich etwas Besonderes entdecken.
    In Petersfield waren bereits die Bürgersteige hochgeklappt worden, wie man so schön sagt. Nur wenige Menschen liefen noch herum. Eine Gruppe Jugendlicher stand vor einer Disco, die einzige Geräuschquelle im Ort, dessen Zentrum wir rasch durchfahren hatten.
    Die Gegend nahm an Einsamkeit zu. Einige wenige Häuser noch, ein paar Gehöfte, die wie pittoreske Schatten aus der Landschaft hervorragten, ein dunkler Himmel über uns und in der Ferne die Schatten der Hügel und Berge. Starr und unbeweglich.
    »Wann müssen wir ab?«
    »Noch nicht.«
    Ich nahm trotzdem das Tempo herunter. Einige Seitenstraßen führten zu kleinen Orten. Unser Scheinwerferlicht strahlte über die graue Fläche des Asphalts, geriet in eine leichte Steigung, als der Kover eine Anhöhe nehmen musste.
    »Sie gehört bereits zu dem Gebiet«, sagte Ed.
    »Zum Gelände, wo…«
    Er ließ mich nicht ausreden. »Ja, es ist ein großer Bruch. Das werden Sie gleich sehen.«
    Zunächst sah ich die Eisenbahnlinie, die wir überqueren mussten.
    Der Rover hoppelte über die Schienen, schwang aus, ich gab wieder etwas mehr Gas, und sah links neben mir die Bewegung meines Begleiters. Er hatte den Daumen nach rechts gestreckt. »Die nächste Abbiegung, Mr. Sinclair. Ich sage Ihnen schon jetzt, dass es keine Straße ist, sondern nur ein Weg. Seien Sie nicht überrascht, wenn wir etwas durchgerüttelt werden.«
    »Das werden wir schon überstehen.«
    Es war kein Weg, es war gar nichts. Eine unebene Fläche mit Vertiefungen, Löchern, Wellen und auch Querrinnen, die dem Rover zu schaffen machten.
    Ich hatte das Fernlicht eingeschaltet. Zwar waren die Scheinwerfer etwas verschmutzt, trotzdem spaltete das helle, leicht bläuliche Licht die Finsternis der Nacht.
    Eine Mondlandschaft breitete sich vor uns aus. Dazu noch kalt ausgeleuchtet. Das Licht fiel in einen gewaltigen Krater hinein.
    »Da müssen wir runter.«
    Kahle Büsche bewegten sich im Wind. Das Gestrüpp sah bleich aus, als es in den Lichtschein geriet. Manche Zweige wirkten wie von einer Frostschicht überzogen. Die geisterhafte Bleiche störte mich nicht, aber die Leere dieser Landschaft, in der der Mensch mit seinen Maschinen Spuren hinterlassen hatte, kam mir doch beklemmend vor. Für mich war dieser Bruch

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