079 - Der Körperdieb
konnten. Diese Polizisten waren ja so schrecklich ahnungslos. Sie begriffen nicht, daß eigentlich sie in der Falle saßen.
Kanutto stieg nicht aus. Die Polizisten kamen nicht näher.
Eine seltsame Stille herrschte in der Tiefgarage. Eine Stille, in der eine ungeheure Spannung knisterte.
Irgend jemand mußte jetzt den nächsten Schritt machen…
***
»Sie haben ihn gestellt«, sagte einer der Beamten in der Zentrale.
Eric Cilento nickte grimmig. Er war Engländer, trotz seines italienischen Namens. Seine Großeltern hatten sich in London niedergelassen.
Er war stolz auf seine italienische Abstammung. Schwarz wie Steinkohle war sein Haar. Er war schmal und mittelgroß; ein Mann, der seinen Beruf sehr ernst nahm, der darin aufging.
»Er sitzt in dieser Tiefgarage fest«, behauptete Inspektor Porter, der neben dem Psychiater stand. »Früher oder später wird er aussteigen.«
»Er wird seine Kanone in der Faust haben, und man wird das Feuer auf ihn eröffnen«, sagte Cilento.
»Wundert Sie das? Er hat seinen Kollegen erwürgt. Einfach erwürgt. Er zeigte keine Reue. Ganz klar, daß ihm keiner in der Tiefgarage freundlich gesinnt ist.«
»Browning kann man für das, was er getan hat, nicht verantwortlich machen«, behauptete Cilento. »Sein Verstand funktioniert zur Zeit nicht richtig.«
»Er klingt so, als wüßte er haargenau, was er tut«, sagte Michael Porter.
»Trotzdem ist dieser Mann schwer krank. Schärfen Sie den Männern ein, sie sollen nichts unternehmen, solange wir nicht da sind.«
»Und wenn er einen Durchbruchsversuch unternimmt?«
»Das ist natürlich etwas anderes.«
Inspektor Porter beugte sich über das Mikrophon. »Alle mal herhören!« sagte er laut. »Hier spricht Inspektor Porter…« Er gab mit knappen Worten seine Anweisungen und verließ anschließend mit dem Psychiater die Polizeifunkzentrale.
Zwölf Minuten später trafen sie in der Tiefgarage ein. Die Szene schien zu Eis erstarrt zu sein. Während der letzten Minuten hatte sich absolut nichts getan.
Dick Browning saß nach wie vor im deformierten Streifenwagen, und niemand hatte versucht, ihn anzugreifen.
Man hatte auf Porters Eintreffen gewartet.
Der Inspektor ließ sich ein Megaphon geben. »Browning!«
Die »Flüstertüte«, wie das Megaphon genannt wurde, war nicht eingeschaltet, verstärkte Porters Stimme nicht. Dennoch war sie in der Garage deutlich zu hören.
Michael Porter schaltete das Gerät hastig ein und ließ seine Stimme dröhnen: »Browning, hier spricht Inspektor Porter! Ich denke, Sie hatten lange genug Zeit, über Ihre Situation nachzudenken. Bestimmt haben Sie inzwischen erkannt, daß Sie sich in einer aussichtslosen Lage befinden. Warum nehmen Sie also nicht Vernunft an, steigen aus und treten uns unbewaffnet und mit erhobenen Händen entgegen. Lassen Sie uns dieses unfreundliche Spiel beenden. Wir wollen Ihnen helfen. Das können wir aber nur, wenn Sie uns an sich heranlassen. Sicher sind Sie mit mir der Meinung, daß es keinen weiteren Toten geben soll… Browning! Hören Sie mir überhaupt zu?«
Kanutto reagierte nicht auf die Worte des Inspektors. Reglos saß er im Streifenwagen.
Porter schaltete das Megaphon ab. »Verdammt, der Kerl ist ja noch verrückter, als ich dachte.«
»Lassen Sie mich mal«, verlangte Eric Cilento und bat um das Megaphon. »Dick, wir haben uns vorhin über Funk unterhalten, jetzt bin ich hier. Ich werde jetzt zu Ihnen kommen und mich neben Sie setzen.«
»Das sollten Sie lieber nicht tun«, sagte Inspektor Porter.
»Der Bursche ist unberechenbar. Ich fühle mich für Ihre Sicherheit verantwortlich. Was tun Sie, wenn Browning plötzlich sein Schießeisen zieht und auf Sie richtet?«
»Das Risiko muß ich eingehen.« Porter schüttelte mit gekräuselter Nase den Kopf. »Das gefällt mir nicht, Cilento.«
»Haben Sie einen besseren Vorschlag?«
»Ja. Warten.«
»Wie lange? Bis zum Jüngsten Tag?«
»So lange wird es nicht dauern. Irgendwann wird er aussteigen und sich – so hoffe ich – ergeben. Sie können ihn mit dem Megaphon von hier aus bearbeiten. Spielen Sie von mir aus alle Ihre Psycho-Tricks aus, aber kommen Sie diesem gefährlichen Wahnsinnigen nicht zu nahe.«
»Ich kann auf diese Entfernung kein Vertrauensverhältnis schaffen, Inspektor. Browning muß das Gefühl haben, daß er mit mir allein ist. Wenn er sieht, daß ich ihm vertraue, wird er mir ebenfalls trauen. Sie wollen genau wie ich, daß diese Angelegenheit unblutig beendet
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