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0795 - Entführt in die Totenstadt

0795 - Entführt in die Totenstadt

Titel: 0795 - Entführt in die Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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zusammenrücken, dass sie dich in deiner Gestalt als Dämonenhauptmann zerquetschen«, eröffnete Yama ihm. »Doch als Baby werden die Wände dich nur leicht berühren und dir keinen Schaden zufügen.«
    »Was willst du von mir?«, rief Vasu, als die Mauern ihn von vier Seiten drückten. Er stand aufrecht und presste die Arme eng an seinen Leib.
    »Nichts als den absoluten Triumph und die absolute Macht unter den Göttern«, antwortete Yama. »Genau dazu wirst du mir verhelfen. Kali hat Fehler gemacht und ist den falschen Weg gegangen, als du in ihrer Gewalt warst.«
    Vasu verließ seine Gestalt als hünenhafter Dämonenkrieger. Sein im Vergleich winziger Kleinkindkörper ließ ihm genug Platz in dem engen Gefängnis. Hilflos und zu umfassenden koordinierten Bewegungen unfähig lag er auf dem toten Boden.
    »Sehr schön«, triumphierte Yama, der die Vorgänge im Inneren offenbar genau beobachten konnte.
    Dann fühlte Vasu, wie sich ein zwingender Bann über ihn legte, und er wusste, was geschehen war. Yama hatte ihn mental betäubt. Solange dieser Zustand währte, konnte er sich nicht wieder verwandeln.
    Nun war er nicht nur in der Totenstadt gefangen, sondern auch in seinem Körper.
    Es gab für ihn kein Entkommen mehr.
    ***
    Ein weiterer Leitfaden aus demselben indischen Kinderheim stand auf Zamorras Zettel, und er spiegelte ihre eigene Situation vor wenigen Tagen wider.
    »Deine Hilfe wird wirklich gebraucht, aber die Leute greifen dich vielleicht an, wenn du ihnen hilfst. Hilf ihnen dennoch.« Doch er sparte sich die Worte, denn er wollte keine Rechtfertigung, wollte ihr eigenes Handeln nicht in ein positives Licht rücken. Denn offenbar hatten sie vieles nicht durchschaut.
    Er wollte stattdessen über das nachdenken, was er am Ende von Shiva erfahren hatte, und was alles in ein ganz anderes Licht gerückt hatte. »Shivas Worte stimmen mich nachdenklich«, fuhr Zamorra fort und schwieg einen Moment.
    Sid Amos nutzte die Gelegenheit, selbst etwas beizutragen. »Die Worte eines indischen Gottes sind unserem traurigen Anlass angemessen«, meinte er. Zamorra wunderte sich über die Pietät, die der Ex-Teufel an den Tag legte. Wieder musste er über Freunde, falsche Freunde und ungewöhnliche Freunde nachdenken.
    3. Vorher: Die Suche nach dem Halbgott
    »Ein blinder Wahrsager«, murmelte Nicole vor sich hin. »Was meinst du dazu?«
    »Auf den ersten Blick«, meinte Zamorra und schmunzelte bei den folgenden Worten ein wenig, was ihm nach all dem Ärger gut tat, »oder besser beim ersten Hören, scheint es natürlich ein wenig… ungewöhnlich zu sein.«
    Nicole und er saßen in Ashas Wagen. Sie hatte vor zwei Minuten überraschend angehalten und war rasch ausgestiegen. »Komme gleich wieder«, hatte sie sich noch herabgelassen, ihnen mitzuteilen, bevor sie mit ihnen unbekanntem Ziel verschwand.
    Als Nicole schwieg, deutete Zamorra das als Aufforderung. »Aber wir sind schließlich einiges gewöhnt und, na ja, wie soll ich sagen…«
    »… und wir sind in Indien?«, beendete Nicole den Satz.
    »Wir sind in Indien«, bestätigte Zamorra. »Damit hast du den Nagel auf den Kopf getroffen.«
    Was sie gerade in den letzten Monaten Lind Jahren, namentlich seit dem Aufeinandertreffen mit Asha Devi und der India Demon Police, in diesem Land erlebt hatten, war sogar für ihre Maßstäbe außergewöhnlich und teilweise haarsträubend. Indischen Göttern Auge in Auge gegenüberzustehen, erwarteten sie mittlerweile geradezu, wenn sich wieder einmal abzeichnete, dass es sie auf den Subkontinent verschlagen würde. Insofern war das Auftauchen Shivas vor wenigen Stunden für sie beinahe Alltagsgeschehen gewesen.
    Zumal Shiva sich ihnen, wenn auch in anderer Gestalt, früher schon einmal gezeigt hatte. Damals, als es gegen den Kobra-Dämon Ssacah ging…
    Aber bei allen Begegnungen, die Zamorra in ungezählten Dimensionen und Planeten durchaus auf ungewöhnliche Charaktere vorbereitet hatte, war die mit einem Halbgott, der in einem Kleinkindkörper lebte und dessen natürlich vorgegebenen Grenzen in vielerlei Hinsicht sprengte, eine der Seltsamsten. Dass dieser Halbgott entgegen dem, was sein Äußeres erwarten ließ, redete und den scharfen Verstand aus Jahrhunderte alten Erfahrungen aufwies, war noch das Wenigste. Und dass Zamorra von Shiva, einem hochrangigen indischen Gott, höchstpersönlich zum »Künder« dieses Halbgottes deklariert worden und dieser Halbgott darüber hinaus der leibliche Sohn einer-Type wie Asha Devi war,

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