0796 - Larissas blutiger Weg
schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er, »das werde ich nicht. Ich soll sie finden, ich werde sie finden. Mein Kollege ist nicht mit dem eigenen Fahrzeug hier erschienen. Jetzt ist er weggefahren, natürlich mit Larissa. Ich will von Ihnen wissen, Smirnow, ob sie ein eigenes Fahrzeug hat?«
»Ja, das schon.«
»Welche Marke?«
»Ein Renault Clio.«
»Okay, wo finde ich ihn?«
»Es steht nicht weit von hier entfernt auf einem Hinterhof. Da werden Sie es nicht entdecken, Inspektor, die beiden sind mit ihrem Wagen verschwunden.«
»Aha, das wissen Sie also.«
»Muss ich ja.«
»Dann kennen Sie auch das Ziel.«
Valentin Smirnow schaute auf den Schreibtisch. Er schwieg, und Suko wusste, dass ihm dieser Kerl einiges verschwieg. Er hob den Hörer des flachen Telefons ab. »Sie haben es nicht anders gewollt«, sagte er klar und deutlich. »Ich werde meine Kollegen herbeordern, um Ihre Bude auf den Kopf zu stellen. Ich bin sehr gespannt, wie viele Mädchen sich hier ohne Papiere oder mit gefälschten aufhalten. Wir werden auch die Gesundheitsbehörde einschalten und ich kann Ihnen sagen, dass es die Mafia nicht gern sieht, wenn es Unruhe gibt. Sie wird sich an den Unruhestifter halten, der ich im Prinzip bin, doch ich sitze für sie in einem Käfig und bin gut geschützt. Die Bosse werden sich an Sie halten, wenn diese Einnahmequelle versiegt. Wie das aussieht, brauche ich Ihnen wohl nicht zu erklären.«
Valentin Smirnow hatte zugehört und war immer kleiner geworden. Nicht von der Körpergröße her, doch seine Forschheit hatte ihn verlassen. Er dachte nach, er überlegte, was er sagen sollte. Bei ihm glich alles einem Balanceakt auf einem Hochseil. »Nun ja, Larissa war und ist etwas Besonderes. Sie ist eine außergewöhnliche Erscheinung. Sie hat etwas, das andere Mädchen nicht haben. Ich hatte immer den Eindruck, als dass sie es verstand, die Gäste zu verhexen.« Er nickte. »Ja, sie hat die Männer regelrecht verhext, um den Finger gewickelt, so dass sie taten, was sie wollte. Sie brachte das meiste Geld, und was sie anpackte, das gelang ihr auch. In Absprache mit einigen anderen Stellen haben wir ihr Privilegien zugestehen müssen, denn Larissa machte es einfach Spaß, die Männer zu verführen. Diese Arbeit war nicht nur ein Job, sie hat immer gesagt, dass sie mit der Seele dabei wäre und dass ihre große Zeit noch kommen würde.«
»Wie sollte das aussehen?«
Smirnow hob die Schultern. »Keine Ahnung. Trotzdem habe ich mich gefürchtet. Ich… ich hatte das Gefühl, als wäre sie mir überlegen.«
»Gut, weg mit der Theorie. Wo könnte sie sein?«
»Sie hat sich eine kleine Wohnung gemietet.«
»Genauer.«
»Im Ortsteil Pimlico.«
»Das ist mir auch zu wenig.«
»Verdammt, ich kenne die genaue Adresse nicht«, regte sich Valentin Smirnow auf.
»Dann ist der Kontakt zwischen ihnen immer verloren, wenn sie außer Haus arbeitet.«
»Nein; ist er nicht.«
»Telefon?«
Der Russe nickte.
»Die Nummer.«
Suko bekam sie. Noch während Smirnow sie flüsterte, drückte er sie in die Tastatur. Der Russe beobachtete ihn dabei. Er schwitzte und wischte das Gesicht und den Hals trocken.
Die Leitung war frei. Beide Männer hörten das Signal, doch auf der anderen Seite hob niemand ab.
Smirnow schaute Suko beinahe bittend an. »Schieben Sie mir das nicht auch noch in die Schuhe, damit habe ich nichts zu tun.«
»War es die richtige Nummer?«
»Scheiße, was unterstellen Sie mir?«
»Gar nichts, ich habe nur eine Frage gestellt.« Suko lächelte. »Nun zur Sache. Wo finde ich die Wohnung?«
»Ich kenne die Adresse nicht.«
»Hören Sie, Smirnow, ich…«
»Verdammt noch mal, ich weiß es nicht. Ich habe nur die Telefonnummer, das hat mir gereicht.«
Suko glaubte ihm. Der Mann schauspielerte nicht. Er war nur mehr ein Nervenbündel, und Suko nickte mehr sich selbst, als seinem Gegenüber zu. »Gut, ich werde feststellen lassen, zu wem der Anschluss gehört.« Er griff nach dem Hörer. Es war zwar spät, aber im Yard wurde rund um die Uhr gearbeitet.
Smirnow saß hinter seinem Schreibtisch. Er sah aus wie ein Mann, dem alle Felle davongeschwommen waren…
***
Die Klinge schwebte wie ein schmales Beil über mir, das mich im nächsten Augenblick zerhacken wollte. Durch das Kerzenlicht hatte sie einen rötlichen Schimmer bekommen, als wäre sie mit einem feinen Blutfilm bestrichen worden.
Der Mund wurde von der Klinge verdeckt, ich hörte Larissa keuchen und sprechen. Dabei unterhielt sie sich mit
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