0796 - Larissas blutiger Weg
…« Sie kicherte hoch, schrill und auch böse.
Eine Warnung!
Der Zauber verflog.
Ich öffnete die Augen.
Was ich sah, war schlimmer als alles, was mir in der letzten Zeit untergekommen war…
***
Ich wollte es eigentlich nicht glauben, weil es in einem so krassen Gegensatz zu dem stand, was ich erlebt hatte. Für mich war es furchtbar, ein Stillleben des Schreckens, das mir zeigen sollte, wie dicht Himmel und Hölle nebeneinander lagen.
Larissa hatte ihre Position nicht verändert. Noch immer saß sie auf mir, die nackten Schenkel bildeten rechts und links von mir die Stützen. Sie hielt den Kopf gesenkt, ihre Brüste schaukelten vor meinen Augen, darüber schwebte ihr Gesicht.
Welch ein Gesicht!
Schön, ebenmäßig, dennoch eine Fratze, denn sie hatte etwas getan, das ich als furchtbar ansah. Es war keine Täuschung gewesen.
Von oben herab waren tatsächlich Tropfen auf mich gefallen und hatten mein Kinn und mein Hals getroffen.
Keine Wassertropfen. Dafür Blut!
Und Blut sah ich auch in ihrem Gesicht, denn sie hatte sich die Wunden selbst beigebracht. Das Messer hielt sie noch in der rechten Hand. Es war ein altes Rasiermesser. Sie hielt es vor ihrem Kinn.
Den Mund darüber konnte ich noch sehen.
Er war blutig. Sie hielt ihn offen, hatte die Zunge vorgestreckt und sich selbst durch einen schnellen Schnitt eine Wunde zugefügt. Das Blut tropfte von ihren Lippen. Nicht nur im Gesicht hatte es sich verteilt, wo es ein gesprenkeltes Muster bildete, es floss auch von der Zunge. Und gerade dieser Anblick sorgte für eine Vereisung in meinem Innern, weil es so abstoßend und pervers war.
Für mich war der Teufel in ihr erwacht und zeigte sich mir in seiner verkommensten Art.
Ich dachte an die drei Toten.
Man hatte sie schrecklich zugerichtet gefunden – blutüberströmt.
Larissa aber hatte das Messer.
Also wusste ich Bescheid. Und ich wusste noch mehr, denn ich sollte ihr viertes Opfer werden…
***
Suko hatte telefoniert und war so schnell wie möglich wieder zurück in die Bar gegangen, wo sich nichts verändert hatte. Vielleicht war es noch voller geworden, denn er hatte Mühe, sich bis zur Theke hin vorzukämpfen.
Er stand unter Strom. Suko wusste genau, dass etwas passieren würde und dass er nicht in der Lage war, etwas dagegen zu unternehmen. Das machte ihn wütend, das frustrierte ihn zugleich. Er hätte den Laden am liebsten von oben bis unten auf den Kopf gestellt und einigen Typen die Meinung gegeigt.
Suko wühlte sich bis zur Bar durch. Gäste und Mädchen drückten sich eng aneinander. Der Körperkontakt wurde gesucht, es wurde getrunken und auch verhandelt. Auf der kleinen Tanzfläche drehte sich eine schwarzhaarige Stripperin, doch niemand schaute hin, und das Lächeln der Frau zeigte eine regelrechte Verbissenheit.
Wo er zuvor gestanden hatte, fand der Inspektor noch einen Platz.
Ein breitschultriger Typ mit Stoppelhaaren wollte protestieren, weil Suko ihn etwas abgedrängt hatte, doch ein schneller Blick der Bedienung ließ ihn verstummen. Es arbeiteten inzwischen drei Mädchen hinter der Bar. Sie hatten alle Hände voll zu tun.
Suko winkte die Kleine herbei. Deren Lächeln erlosch. Sie ahnte, dass dieser Mann nicht nur eine Bestellung aufgeben würde. »Was ist denn?«, fragte sie.
»Wo finde ich Smirnow?«
»Er müsste hier sein.«
»Ist er aber nicht.«
Sie hob die Schultern so heftig, dass ihre Brüste unter der durchsichtigen Bluse hüpften. »Dann weiß ich es nicht. Ich habe viel zu tun, ich kann nicht auf jeden achten.«
»Er ist hier der Chef!«
»Klar.«
»Hat er auch ein Büro?«
»Da könnte er sein.« Sie war froh, Suko loszuwerden und beschrieb ihm den Weg, ohne dass er danach fragen musste.
»Bedanke mich.« Dann tauchte er weg. Um abzukürzen, überquerte er die Tanzfläche, wo die Stripperin ihn groß anschaute. Suko ging an ihr vorbei in den Hintergrund der Bar, wo auch die Toiletten lagen.
Eine dritte zeigte das Schild privat. Suko öffnete sie und fand sich nicht in einem Büro wieder. Der Gang reichte bis zur Rückseite des Hauses. Er hörte aus einem Zimmer leise Musik. Gegenüber dem Raum war eine schwarzgestrichene Tür, die auf gezogen wurde, und Valentin Smirnow streckte seinen Kopf heraus.
Er lachte überrascht, als er Suko sah. »Sie, Inspektor, was wollen Sie denn?«
Suko war klar, dass Smirnow längst Bescheid wusste. Die Barmaid musste ihn unterrichtet haben. »Mit Ihnen reden, Meister«, sagte der Inspektor und drängte den
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