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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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zwischen ihnen, indem er sich zu ihr neigte. Und dann küßte er sie.
    Ach, du Scheiße, das ist ja der Wahnsinn, dachte Barbara. Dann spürte sie seine Zunge in ihrem Mund und seine Hände in ihrem Gesicht, an ihren Schultern, ihren Armen, an ihrem Busen. Sie hörte auf zu denken. Er drängte sich an sie. Er drückte sie an die Wand. Er stand so, daß sie jede Kontur seines Körpers wahrnahm und es an seinen Absichten keinen Zweifel geben konnte. Ihr Verstand sagte, Mensch, hau ab, versteck dich. Ihr Körper sagte, na endlich, wurde aber auch Zeit, verdammt noch mal.
    Das Telefon läutete. Das Geräusch riß sie auseinander. Außer Atem, erhitzt, mit schlechtem Gewissen, starrten sie einander an und begannen gleichzeitig zu sprechen.
    Barbara sagte: »Sie sollten besser -«
    Und Robin sagte: »Ich sollte besser -«
    Sie fingen an zu lachen, und Robin hauchte lächelnd: »Ich geh' schnell ran. Bleib hier. Beweg dich nicht von der Stelle. Versprichst du's?«
    »Ja. Gut«, antwortete Barbara.
    Er ging in sein Zimmer. Sie konnte seine Stimme hören, das gedämpfte »Hallo?«, dann eine Pause, dann: »Ja. Sie ist hier. Einen Moment bitte.« Mit einem schnurlosen Telefon kam er wieder heraus. Er reichte es Barbara. »London. Der Chef.«
    Zum Teufel, dachte sie. Sie hätte Lynley längst anrufen sollen. Er hatte wahrscheinlich schon seit dem späten Nachmittag auf ihren Bericht gewartet. Sie drückte das Telefon an ihr Ohr, während Robin den Wäscheschrank öffnete und sich daranmachte, die Sachen, die noch auf dem Boden herumlagen, aufzuräumen. Sie hatte noch seinen Geschmack auf der Zunge. Sie fühlte noch den Druck seiner Hände auf ihren Brüsten. Lynley hätte in keinem unpassenderen Moment anrufen können.
    »Inspector?« meldete sie sich. »Tut mir leid. Wir hatten hier eine kleine Krise. Ich wollte Sie gerade anrufen.«
    Robin sah zu ihr herauf, lachte und nahm seine Arbeit wieder auf.
    Lynley fragte leise: »Ist der Constable in Ihrer Nähe?«
    »Aber ja. Sie haben doch eben mit ihm gesprochen.«
    »Ich meine, ob er jetzt da ist. Im selben Raum mit Ihnen.«
    Barbara bemerkte, daß Robin wieder zu ihr aufsah. Er legte fragend den Kopf schief. Sie zuckte die Achseln. »Ja«, sagte sie ins Telefon und hörte, wie ihre Stimme am Ende des Wortes in die Höhe stieg, so daß aus der Bestätigung eine Frage wurde. Robin beugte sich wieder über seine Arbeit.
    Lynley rief irgend jemandem, der bei ihm im Büro war, zu:
    »Er ist bei ihr«, ehe er das Wort wieder an sie richtete. Er sprach in einem Ton, der scharf und gespannt war, gar nicht seine Art. »Hören Sie genau zu, Barbara. Bleiben Sie ganz ruhig. Es spricht fast alles dafür, daß Robin Payne unser Mann ist.«
    Barbara stand wie versteinert. Sie hätte nicht einmal reagieren können, wenn sie es gewollt hätte. Sie öffnete den Mund, und irgendwie brachte sie die Worte »Ja, Sir« hervor, aber das war auch das Äußerste, was sie sich abringen konnte.
    Lynley fragte: »Ist er noch da? Im selben Zimmer?«
    »O ja, natürlich.« Barbara riß ihren Blick von der Wand gegenüber los und sah zu Robin hinunter. Er war dabei, die Fotoalben aufeinanderzuschichten.
    »Er hat die Entführerbriefe geschrieben«, fuhr Lynley fort.
    »Er hat Charlottes Namen und das Aktenzeichen hinten auf die Tatortfotos geschrieben. St. James hat sie alle genau überprüft. Die Schrift stimmt bis ins kleinste überein. Und Amesford hat uns bestätigt, daß Payne diese Aufnahmen beschriftet hat.«
    »Ah ja, ich verstehe«, sagte Barbara. Robin war dabei, das Monopoly zu ordnen. Geld hier. Häuser dort. Hotels daneben. Sie warf einen verstohlenen Blick auf eine der Ereigniskarten.
    »Du kommst aus dem Gefängnis frei.« Sie hätte brüllen können vor Lachen.
    »Wir haben überprüft, was er in den letzten Wochen getrieben hat«, berichtete Lynley weiter. »Er war im Urlaub, Barbara. Er hatte die Zeit, um nach London zu fahren.«
    »Na, das ist eine echte Neuigkeit, was?« sagte Barbara und hörte zugleich, was sie viel früher hätte hören müssen, was sie zweifellos gehört hätte, wäre sie nicht wie benebelt gewesen von dem Gedanken - oder war es die Hoffnung, du dumme Gans? -, es könne sich tatsächlich ein Mann für sie interessieren. Sie konnte die Stimme eines jeden von ihnen hören, und der Widerspruch zwischen den einzelnen Bemerkungen hätte bei ihr sofort rote Warnsignale auslösen müssen:
    »Ich hab 's gerade erst vor drei Wochen geschafft. Da hab' ich den Lehrgang

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