08 - Old Surehand II
aus gesehen habe.“
„Ob wir es sehen oder nicht, das bleibt sich gleich“, meinte Hammerdull; „aber Pitt Holbers, altes Coon, was meist denn du dazu?“
„Wenn du denkst, daß es Francisco ist, Dick, so habe ich nichts dagegen“, antwortete dieser in seiner gewohnten Weise. „Als uns dort am Wasser die Roten überrumpelten und in ihre Lager schleppten, hätte ich nicht gedacht, daß ich diese Gegend einmal zu sehen bekäm.“
„Ja, alte Segelstange“, bemerkte der Steuermann, „wenn damals Peter Polter aus Langendorf nicht gewesen wäre, so hätten sie Euch die Haut heruntergeschunden und Ihr lägt jetzt ohne Fell in Abrahams Schoß. Doch, schaut einmal da nach Luv hinüber! Ich lasse mich kielholen und dann mit Teer und Werg kalfatern, wenn daß nicht der Colonel ist und –“
„Und Winnetou, der Apache“, fiel ich ein, mein Pferd zu rascherem Lauf antreibend, so daß ich bald neben den beiden Genannten hielt.
„Gott sei Dank, daß ihr endlich kommt!“ rief Sam Fire-gun. „Wir haben auf euch gewartet, wie der Büffel auf den Regen.“
„Es ging nicht schneller, Onkel“, antwortete Wallerstein. „Wir sind die ganze Nacht geritten. Sieh unsre armen Tiere an; sie können kaum noch stehen.“
„Wie ist's, Colonel“, fragte ich: „habt ihr sie erreicht?“
„Nur einen Augenblick kamen wir zu spät. Sie sind entwischt.“
„Entwischt? Wann, wie und wohin?“
Sam Fire-gun erzählt das Geschehene. Ein ärgerlicher Fluch entfuhr den Lippen der Trapper.
„Wart ihr auf der Polizei?“ erkundigte ich mich.
„Nein; das hätte uns nur Zeit geraubt.“
„Ganz richtig. Es gibt nur einen Weg. Wir mieten sofort einen guten Dampfer und gehen hinter ihnen her.“
„Das war auch meine Absicht, und darum erwarte ich euch mit Ungeduld. Wir sind ja nicht im Besitz von couranter Münze und müssen schleunigst unser Gold umsetzen.“
„Wird nicht viel helfen!“ meinte der Steuermann, im höchsten Grade verdrießlich.
„Warum?“
„Ich mag keinen Dampfer; diese Art von Fahrzeugen sind die miserabelsten, die es gibt. Ein guter Segler findet stets Wind; so eine Rauchschaluppe aber braucht Kohlen und findet sie nicht überall. Dann liegt man vor Anker oder gar faul auf offener See und kann weder vor- noch rückwärts gehen.“
„So laden wir ein hinreichendes Quantum.“
„Mit Verlaub, Colonel, ein guter Jäger seid Ihr, daß muß man sagen, aber zum Seemann taugt Ihr nichts. Erst müssen wir den Dampfer haben, und es fragt sich, ob gleich ein Ding zur Hand liegt. Und, paßt auf, diese Yankees handeln und feilschen einen Tag lang mit Euch, ehe Ihr das Fahrzeug bekommt.“
„Ich gebe, was man verlangt.“
„Meinetwegen! Dann wird Proviant, Munition und Kohle geladen, um eine lange Fahrt aushalten zu können. Das Schiff wird endlich besichtigt, ob es seetüchtig ist, und darüber vergehen Stunden und Tage, so daß der ‚l'Horrible‘ das Kap doupliert, ehe wir nur zum Auslaufen kommen. Der Teufel hole ihn!“
Die andern schwiegen. Sie mußten sich gestehen, daß die Worte des braven Seemannes nur zu wohl begründet seien.
„Ich kann das Gesagte wohl kaum bezweifeln“, meinte ich endlich; „aber hier halten und das Meer angucken, das führt zu nichts. Jedenfalls hat er schon genug Verfolger auf der Ferse; das ist ein Trost für uns. Und nach müssen wir auf jeden Fall.“
„Aber wohin?“
Die übrigen sahen den Steuermann fragend an.
„Das ist nicht so leicht gesagt“, entschied dieser. „War der ‚l'Horrible‘ gut mit Proviant versehen, so haben sie jedenfalls die Route nach Japan oder Australien eingeschlagen. Dahinzu ist die See frei und ein Entkommen leicht. War er aber schlecht verproviantiert, so sind sie nach dem Süden, um sich an irgendeinem Ort der Westküste mit dem Nötigsten zu versehen.“
Die Wahrheit dieser Ansicht leuchtete allen ein.
„So werden wir die darauf bezügliche Erkundigung einziehen. Vorwärts!“ ermunterte ich die Leute.
Wir ritten durch Oakland und fuhren über. Drüben angekommen, fragte ich Sam Fire-gun:
„Kennt Ihr ein Haus, welches Nuggets kauf, Colonel?“
Dieser antwortete:
„Bellhourst und Compagnie. Habe schon früher mit diesen Leuten zu tun gehabt, die mich wohl noch kennen werden.“
„Ist's weit zu ihnen?“
„Nein. Ihr Office liegt an unsrem Weg nach dem Hafen.“
Wir erreichten das Gebäude. Der Colonel stieg ab und trat hinein. Nach einiger Zeit kam er zurück. Die ganze Gesellschaft verließ die Pferde und brachte
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