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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Ton.
    „Oh, daran hege ich nicht den geringsten Zweifel, nur ist der Ort und sind die Personen andere.“
    „Wieso?“
    „Old Shatterhand hat einen solchen Ölbrand erlebt, und zwar im Bluff in New Venango. Der Ölprinz hieß dort nicht Willmers, sondern Forster.“
    „Das geht mich nichts an und ändert nichts an meinem Erlebnis; es finden oft Ölbrände statt.“
    „Bei denen die Umstände einander so ungeheuer ähnlich sind? Hm! Übrigens kenn ich Tim Kroner, den Coloradomann, sehr genau.“
    „Thounder-storm! Wollt Ihr etwa sagen, daß ich nicht Tim Kroner bin?“
    „Es kann allerdings vorkommen, daß zwei Personen ganz gleiche Namen haben; aber der richtige und echte Coloradomann ist der, den ich kenne.“
    „Da kennt ihn auch ein tüchtiger Kerl! Wenn Euch ein anderer als ich gesagt hat, er sei Tim Kroner, der Coloradomann, so hat er gelogen und war ein Schwindler. Das laßt Euch gesagt sein, sonst stopfe ich Euch den Mund mit dieser Klinge hier!“
    Er zog sein Bowiemesser aus dem Gürtel. Sofort hatte ich meinen Revolver in der Hand, richtete den Lauf auf ihn und antwortete:
    „Stopft nur zu, wenn Ihr die Zeit dazu findet! Kugeln pflegen schneller als Messerklingen zu sein.“
    Er stand einige Augenblicke da; ließ dann das Messer sinken und sagte in verächtlichem Ton:
    „Pshaw! Tim Kroner hat es gar nicht nötig, etwas darauf zu geben, was so ein Kerl, wie Ihr seid, für Gesichter schneidet. Zieht also Fratzen, soviel Ihr wollt; ich habe nichts dagegen und bleibe wer ich bin!“
    Er steckte das Messer wieder in den Gürtel und kehrte auf seinen Sitz zurück. Die Zuhörer hatten diesen friedlichen Ausgang nicht erwartet, kleideten aber ihre Enttäuschung nicht in Worte. Ich hätte ganz anders auftreten können, doch fiel es mir nicht ein, den Gästen eines Kost- und Logierhauses ein Schauspiel nach Art des Runners und Loafers zu bieten. Mochte man immer denken, ich fürchte mich vor diesem sogenannten Coloradomann!
    Als er seinen Platz wieder eingenommen hatte, ließ er seinen Blick an der Tafel rundum gleiten und fragte:
    „Wollt vielleicht auch ihr es bezweifeln, Mesch'schurs, daß ich der echte Tim Kroner bin?“
    Sie schüttelten die Köpfe, und einer der Gentlemen, der bis jetzt noch nicht gesprochen hatte, antwortete:
    „Wir haben keinen Grund, es nicht zu glauben. Übrigens kann ich zu dem Schluß Eurer Erzählung eine Bemerkung machen, die Ihr vielleicht gern, vielleicht auch ungern hören werdet.“
    „Welche?“
    „Ihr könnt den Kanada-Bill nicht erschießen.“
    „Warum?“
    „Weil er schon tot ist.“
    „All devils! Er ist tot?“
    „Yes.“
    „Wißt Ihr das genau?“
    „Sehr genau.“
    „Wo ist er gestorben?“
    „Auf der Mission Santa Lucia bei Sacramento.“
    „An was? Doch nicht an einer Krankheit? Einen solchen Tod hätte der Halunke nicht verdient.“
    „Oh, so billig ist er nicht weggekommen. Er hat sein Ende einem Mann zu verdanken, dessen Name vorhin genannt worden ist.“
    „Welcher Name?“
    „Old Shatterhand.“
    „Was? Old Shatterhand hat ihm das Handwerk gelegt.“
    „Ja.“
    „Wie ist das geschehen, Sir?“
    „Das ist eine interessante, höchst interessante Geschichte, die ich eigentlich hätte veröffentlichen sollen. Ich bin nämlich Literat, Mesch'schurs; ich sage das für diejenigen von euch, die das noch nicht wissen.“
    „Erzählt es doch; erzählt's!“ rief es im Kreis.
    „Hm! Es ist eigentlich von einem Bücherschreiber nicht klug, etwas mündlich zu erzählen, was er durch die Presse veröffentlichen will; das werdet ihr einsehen, Gent‘s.“
    Er wollte augenscheinlich noch mehr gebeten sein; dies geschah dann auch, und so erklärte er:
    „Well, wir sind heut einmal so schön beim Erzählen, und so sollt ihr die Geschichte hören, genauso, wie sie sich zugetragen hat.“
    Mutter Thick kam jetzt bei mir vorüber und flüsterte mir zu:
    „Dank, Sir, daß Ihr vorhin den Krawall vermieden habt! Mit der jetzigen Erzählung werdet Ihr zufrieden sein. Er schreibt Bücher, und erzählt so schön, oh, so schön!“
    Na, da war ich denn doch neugierig, was dieser Mann für eine Geschichte aus den einfachen Tatsachen machen würde.
    Er setzte sich in Positur und begann im Ton eines geübten und gewandten Erzählers:
    Es war im Hafen von Sacramento, in welchem sich ein Bild von den lebhaftesten Farbtönen entwickelte. Die Menge, welche sich geschäftig über den Quai ergoß oder lungernd umhertrieb, schien nicht aus den Bewohnern eines besonderen

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