080 - Am Tor zur Hölle
lebendigen Schlangen.
Cheetas war häßlich. Er hatte ein knöchernes Gesicht und die grausamsten Augen, die man sich vorstellen kann. Er war der gefürchtetste Seelenfänger von allen.
Es gab auch andere, aber keiner machte soviel von sich reden wie er.
Diesmal hatten sie drei Gefangene mitgebracht. Ein weibliches Wesen von unförmiger, klumpiger Gestalt. Ihre Haut war grau, und aus ihrem behaarten Gesicht wuchs ein kurzer Rüssel, den sie ängstlich bewegte. Ich hatte keine Ahnung, in welcher Dimension sie gelebt hatte.
Ein breites Eisen lag um ihren Hals, und ihr Blick verriet mir, wie sehr sie sich fürchtete. Wahrscheinlich hatte sie miterlebt, was Cheetas mit ihresgleichen getan hatte.
Die männlichen Wesen waren spindeldürr und bewegten sich auf drei Beinen. Statt Händen hatten sie Greifzangen, und schwarze Facettenaugen starrten uns entgegen.
Hinter unseren Behausungen gab es eine Mulde.
Seelenmulde wurde sie genannt, denn dort wurde solchen Gefangenen die Seele genommen. Man trieb das weibliche und die beiden männlichen Wesen in diese Mulde, und wir mußten ringsherum Aufstellung nehmen.
Cheetas sprang vom Pferd. Einer seiner Krieger nahm es bei den Zügeln und führte es fort. Ich roch die penetrante Ausdünstung des Seelenfängers mit der Schlangenkrone und hörte das leise Zischen der Reptilien, die sich um seinen Kopf rankten.
Angeblich konnte nur er diese Krone tragen. Jeden anderen hätten die Schlangen getötet, wenn er sich den Kranz aus geflochtenen Reptilienleibern aufgesetzt hätte.
Ich hatte Mitleid mit den Gefangenen. Sie wußten, was ihnen bevorstand, hatten aber keine Möglichkeit, ihrem Schicksal zu entrinnen.
Es gab viele, für die es eine Ehre und ein Vergnügen gewesen wäre, jenen Wesen die Seelen zu nehmen, doch Cheetas hatte sich einen teuflischen Plan erdacht.
Es war so etwas wie eine Reifeprüfung, die hier vor allen vollzogen werden sollte.
Drei Gefangene, schoß es mir durch den Kopf. Zwei männliche Wesen, ein weibliches. Die Grauhäutige für Gismina, die beiden Dürren für Beato und mich…
»Seht euch an, was wir mitgebracht haben!« schrie Cheetas triumphierend. »Musterexemplare aus fernen Dimensionen. Wir haben einen weiten Weg hinter uns, aber es hat sich wieder einmal gelohnt. Die erbeuteten Seelen wurden uns auf dem Sklavenmarkt gestern aus den Händen gerissen. Ja, Seelen sind nach wie vor eine begehrte Handelsware in allen Höllengebieten, und Seelenfänger sind angesehene Leute. Deshalb ist es eine Ehre und eine ganz besondere Auszeichnung, einen Seelenfänger auf seinen Streifzügen durch die Dimensionen begleiten zu dürfen.«
Fäuste wurden hochgestreckt, vielstimmige Jubelschreie wurden ausgestoßen. Alle waren Cheetas' Meinung. Alle, nur Gismina, Beato und ich nicht.
Weit und kräfteraubend wäre ihr Weg diesmal gewesen, sagte Cheetas. »Wir mußten viele Entbehrungen auf uns nehmen und hart kämpfen. Man sieht es den Dreibeinigen nicht an, aber sie sind ungemein zäh und sehr schnell. Sie waren in der Überzahl. Als wir sie aber in die Enge trieben, stellten sie sich zum Kampf, und diese beiden hier töteten einige unserer Brüder und Schwestern.«
Ein vielstimmiger Wutschrei brandete in die Seelenmulde.
Die fremden Wesen duckten sich unwillkürlich.
»Was soll mit diesen Gefangenen geschehen?« fragte Cheetas.
Als ob das noch eine Frage war. Es war doch ganz klar, daß diese Wesen ihr Leben lassen mußten.
»Sie haben unsere Brüder und Schwestern getötet!« brüllte Cheetas.
»Dafür müssen sie sterben!« lautete die Antwort aller.
»Ihr habt recht!« pflichtete ihnen Cheetas bei. »Sie haben den Tod verdient, und ich werde ihre Seelen für mich behalten. Als meine Sklaven werden sie schmachten.«
»Jaaa!« Ein Jubelschrei war das, und alle drängten näher an die Seelenmulde heran. Sie versuchten Cheetas' Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, damit er sie zum Henker der Gefangenen bestimmte.
»Tapfere Brüder und Schwestern haben wir verloren, wertvolle Kämpfer!« rief Cheetas. »Wir werden sie vermissen. Jeder, der mit mir auszieht, um Seelen zu jagen, weiß, daß ihm so ein Schicksal bevorstehen kann. Niemand kann sicher sein, daß er wiederkommt. Auch ich nicht. Es ist das Risiko, das wir alle tragen müssen. Aber jene, die zurückkommen, können erzählen von großen Schlachten und ruhmreichen Siegen, und Reichtum ist ihnen beschieden.«
»Cheetas! Cheetas! Cheetas!« brüllten alle im Chor.
Nur wir drei nicht.
Das allein war
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