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080 - Am Tor zur Hölle

080 - Am Tor zur Hölle

Titel: 080 - Am Tor zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Gefühl kennenlernen, auf einem Pferd zu sitzen, hinter ängstlich schreienden, fliehenden Wesen herzujagen und sie zur Strecke zu bringen. Das Jagdfieber wird dich packen wie uns alle. Wenn du zum erstenmal Blut fließen siehst, wird ein Rausch dich überkommen, der so gewaltig ist, daß du danach gierst, ihn dir immer wieder zu verschaffen.«
    Es mochte für andere zutreffen, was er sagte, aber ganz bestimmt nicht für mich.
    Ich haßte Waffen. Ich besaß zwar einen Dolch, aber nur, um mich verteidigen zu können. Es wäre mir niemals eingefallen, jemanden anzugreifen oder ihm gar nach dem Leben zu trachten. Aber genau das verlangte Cheetas jetzt von mir.
    Und alle, die um die Seelenmulde herumstanden, erwarteten von mir, daß ich tötete, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Ich kann nicht, will nicht, werde es nicht tun! schrie es in mir.
    Die drei Wesen drängten sich furchtsam aneinander.
    Ich konnte mir sehr gut vorstellen, wie elend sie sich fühlten, und ich fühlte mich nicht besser.
    Sie würden sterben, hier und heute. Aus dieser Mulde kamen sie nicht lebend heraus, das stand fest. Wenn ich sie nicht tötete, würde es jemand anders tun. Vielleicht Cheetas selbst.
    Die Meute wollte endlich Blut sehen. Sie wurden ungeduldig. Immer lauter wurde mein Name gerufen.
    »Hörst du sie?« fragte mich Cheetas. Seine Hand lag immer noch auf meiner Schulter. »Sie möchten, daß du heute zu uns kommst, Valerian.«
    Ich bebte vor Angst.
    Cheetas spürte es. »Du brauchst dich nicht zu fürchten«, sagte er. »Es ist ganz leicht. Die Gefangenen werden sich nicht wehren.«
    Auch das noch. Wehrlose niedermetzeln!
    »Ich kenne deine Einstellung, Valerian«, sagte Cheetas. »Du mußt dich davon befreien.«
    Ich kann nicht, dachte ich und schluchzte innerlich. Ich kann so etwas Schreckliches nicht tun.
    »Du wirst dich überwinden«, sagte Cheetas, als hätte er meine Gedanken gelesen. Wieso hatte er soviel Geduld mit mir?
    »Es wird dich auf den richtigen Weg führen, Valerian«, behauptete Cheetas. »Es wird die Dinge in dir zurechtrücken. Du wirst nicht länger so sein wie du bisher warst. Besiege deine Unvernunft, deine Abartigkeit. Besiege dich selbst, Valerian. Ich weiß, daß du das kannst.«
    Ich schaute auf die Gefangenen und wäre am liebsten fortgerannt.
    Endlich nahm Cheetas die Hand von meiner Schulter. Er zog sein Schwert aus der Scheide.
    »Tu es!« verlangte er. »Sei ein Vorbild für Gismina und Beato!«
    Grüne Punkte tanzten auf der breiten, zweischneidigen Klinge. Das war die Magie. Jeder Seelenjäger besaß so eine Waffe. Wären die Schwerter nicht magisch präpariert gewesen, hätte man Körper und Seele zwar trennen können, aber die Seele wäre nicht geblieben, und sie wäre auch nicht sichtbar geworden.
    Erst die Magie machte das möglich.
    Cheetas hielt mir den Schwertgriff entgegen. Er forderte mich auf, die Waffe in die Hand zu nehmen.
    Ein wahnwitziger Gedanke durchraste mich. Wenn ich jetzt das Schwert nahm und es Cheetas in die Brust stieß…
    Aber nicht einmal dazu wäre ich fähig gewesen.
    Und ich hätte damit auch nichts erreicht, denn wenn ich Cheetas getötet hätte, wären alle über mich hergefallen und hätten mich wie einen räudigen Köter erschlagen.
    Und bestimmt hätten Gismina und Beato das gleiche Ende genommen.
    Die, Schreie verstummten.
    Eine schreckliche Spannung baute sich auf. Alle starrten mich an. Wie wird er sich entscheiden? fragten sie sich. Sie wußten, daß ich nicht so war wie sie, und sie mochten mich deshalb auch nicht. Sie lehnten mich ab. Handelte ich jetzt nicht, sollte ich die Konsequenzen für mein schändliches Verhalten tragen.
    Stille.
    Niemand schrie mehr. Mir kam vor, als würden sie nicht einmal mehr atmen. Sie warteten.
    »Das Schwert, Valerian!« sagte Cheetas eindringlich. »Nimm es!«
    Es war etwas so Zwingendes in seiner Stimme, daß ich gehorchen mußte.
    Ein Raunen ging durch die Menge. Sie dachten alle, ich hätte soeben meine Entscheidung getroffen. In ihren Augen war der erste Schritt getan.
    Schwer lag das Schwert in meiner Hand.
    Cheetas' Schwert!
    Was für eine große Ehre, dachte ich gallig. Ich spucke darauf!
    Cheetas wies auf die Gefangenen. »Geh, Valerian!«
    »Geh!« rief ein anderer. »Geh!« rief noch einer. »Geh! Geh! Geh!« Immer mehr fielen in diesen Ruf ein. »Geh, Valerian, geh!« Sie trieben mich an. »Geh! Geh! Geh, Valerian!«
    Und ich ging, ohne es zu wollen.
    »Ja!« brüllten sie. »Ja, Valerian, geh!«
    Ich machte den

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