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080 - Die Vampir- Oma und ihre Kleinen

080 - Die Vampir- Oma und ihre Kleinen

Titel: 080 - Die Vampir- Oma und ihre Kleinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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kleine Erika in einem Wägelchen vor sich her zu schieben, immer schneller, dann dem Wägelchen einen Stoß zu geben und es über die Hofplatten rollen zu lassen.
    In ihrer Angst schrie Erika: „Halt!“
    Das Kindermädchen stand sofort wie eine Salzsäule da, vorübergebeugt, die Arme weit vorgestreckt, wie sie dem Wägelchen den Stoß versetzt hatte. Das Wägelchen rollte aus. Erika kletterte aus dem Wägelchen, setzte sich auf die Treppenstufen und beobachtete das Kindermädchen.
    Es dauerte eine halbe Stunde, bis das Mädchen die starre Haltung verändern konnte. Es fiel auf Hände und Knie nieder, denn ihre Muskeln hatten sich in der gebückten, unbequemen Stellung völlig verkrampft.
    Von da an machte das Kindermädchen keine Spiele mehr, die Erika nicht mochte.
    Martin Roemer und Harald Finck waren ausgesprochen häßliche Kinder. Ihr Haar war gelb und struppig. Ihr Teint hatte nicht mehr diese gelbliche Farbe, aber dafür waren sie am ganzen Körper mit Sommersprossen übersät. Behandlungen gegen Pigmentstörungen halfen nicht. Sie hatten dunkle, böse Augen und waren für ihr Alter sehr groß und kräftig.
    Erika Möller indessen war eine kleine Schönheit. Sie hatte schwarzes Haar und ein bezauberndes Gesichtchen mit dunklen Augen, die sehr sanft blicken konnten. Die Leute schauten Erika auf der Straße nach, machten ihren Eltern Komplimente und waren ganz verrückt mit der Kleinen.
    Die Drillinge wurden also von ihren vermeintlichen Eltern, die nichts von der Vertauschung ihrer Kinder ahnten, großgezogen. Annie Engelmanns Plan funktionierte tadellos.
    Als sie vier, fünf Jahre alt wurden, entwickelten sich die drei Kinder zu richtigen Plagegeistern. Sie begannen, ihre Fähigkeiten, die sie vorher kaum angewendet hatten, auszunutzen für böse Zwecke. In allen drei Kindern war von Anfang an ein starker Trieb zum Bösen vorhanden.
    Der fünfjährige Martin Roemer flog nicht mehr harmlos über Scheunen und auf Dächer. Durch offene Fenster verschaffte er sich Zutritt in fremde Häuser und stahl alles, was nicht niet – und nagelfest war. Das geschah weniger aus Geld – oder Besitzgier, Martin hatte noch keine Vorstellung vom tatsächlichen Wert der Dinge, sondern vielmehr, um die Leute zu ärgern.
    Einmal, als sein Vater ihn geschlagen hatte, nahm Martin einen Dachziegel, flog hoch über ihn und ließ den Dachziegel auf ihn hinunterfallen. Zum Glück verfehlte der Ziegel Hellmuth Roemer knapp. Martin wiederholte den Mordanschlag nicht, noch nicht. Doch eines Tages, wenn er wieder einen wilden Zorn auf Hellmuth Roemer hatte, würde er ihn auf diese Weise töten, das wußte Martin.
    Harald Finck wurde ein kleiner Erpresser. Da er durch Mauern und Wände sehen konnte, blieb ihm nichts in seiner Umgebung verborgen. Harald beherrschte seine älteren Geschwister, die neunjährige Monika und den zwölfjährigen Peter. Er wollte von ihnen Süßigkeiten, wollte, daß sie ihm ihre Spielsachen überließen oder sogar schenkten und ihn auch noch vor den Eltern in Schutz nahmen.
    Er erzählte von seinen Beobachtungen, und es war ihm dabei egal, ob es sich um Nachbarn, Bekannte, Freunde oder die eigene Familie handelte. Natürlich wußte er noch nicht, welche Dinge wirklich schwerwiegend waren und welche harmlos, doch er stiftete eine Menge Ärger und Unruhe.
    Er verpetzte Monika, die von der Sonntagstorte genascht hatte. Und er erzählte auf der Straße den Nachbarskindern, daß Frau Meier von nebenan mit dem Briefträger im Bett liege. Das hörten nicht nur die Kinder, sondern auch Erwachsene. Ein böser Streit begann. Das früher freundschaftliche Verhältnis zwischen den Fincks und den Meiers wandelte sich zu Haß.
    Nachdem Frau Meier mit Gas einen Selbstmordversuch gemacht hatte, zogen die Meiers schließlich weg. Doch neue böse Gerüchte entstanden. Woher wußten denn plötzlich alle, daß der Amtsrat Neumann seine Frau prügelte? Wer erzählte, daß der Mechaniker Berthold Feiner jeden Tag eine Flasche Korn trank, während er angeblich wegen eines Herzleidens krankgeschrieben war?
    Harald Finck verblüffte seine Eltern, indem er ihnen Dinge erzählte, die er unmöglich hätte wissen dürfen. Kurt Finck sprach mit seiner Frau darüber.
    „Manchmal ist mir der Junge unheimlich. Weißt du, was er mir heute erzählt hat? Daß der Schneidermeister Bröckner im Eckhaus mit seinem Lehrjungen Dinge treibt, über die ich mich nicht näher auslassen möchte. Du weißt ja, was sich bei Beziehungen zwischen Männern

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