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0800 - Luzifers Höllenfestung

0800 - Luzifers Höllenfestung

Titel: 0800 - Luzifers Höllenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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das Eindringen eines Fremden in die Hölle informiert und konnte sein Wissen gegebenenfalls weitergeben.
    Damit konnte sie den Spiegelwelt-Dämon unter Druck setzen.
    ***
    Zamorra erwachte am späten Vormittag. Nicht nur, weil die Nacht mit Nicole sehr spät geendet hatte, sondern weil er einen anderen Tagesrhythmus hatte als die meisten Menschen. Die Zeit der Dämonen und schwarzmagischen Kreaturen war die Nacht, und wer das Wild erlegen will, muss sich dessen Gewohnheiten anpassen.
    Nicole saß bereits am Frühstückstisch. Sie wirkte ein wenig verschlafen, trug heute eine grell orange gefärbte Perücke und summte wieder eines der ÆmberMoon-Lieder vor sich hin. Als Zamorra sich zu ihr an den Tisch setzte, beugte sie sich etwas vor und gab ihm einen flüchtigen Kuss.
    Dann betrachtete er das, was auf dem Tisch platziert war. Alles wie gewohnt, mit einer Ausnahme: Marmelade und Käse waren unangetastet, aber die Wurstscheiben fehlten.
    Zamorra runzelte die Stirn.
    »Ich war’s nicht«, beteuerte Nicole prompt. »Die da war’s.«
    Mit einer Daumendrehung wie bei römischen Kaisern, die über Leben oder Tod der Gladiatoren entschieden, wies sie nach unten.
    Unter dem Tisch, unbeeindruckt von Zamorras nahen Füßen, saß die Katze und befasste sich eingehend mit der Wurst.
    »So viel zum verschlossenen Arbeitszimmer«, grinste Nicole. »Irgendwie muss sie es geschafft haben, die Tür aufzubekommen.«
    »Falsch«, wehrte Zamorra ab. »Als ich aus dem Schlafzimmer kam, habe ich deutlich gesehen, dass die Tür nach wie vor verschlossen ist.«
    »William wird sie zugemacht haben«, vermutete Nicole.
    Es war der Moment, in dem der Diener eintrat. »Ich habe die Tür heute noch nicht angefasst«, erklärte er. »Mit Verlaub - darf ich einen raschen Griff unter den Tisch tun, um den Wurstdieb seiner gerechten Strafe zuzuführen?«
    »Ergreifen Sie, William. Aber Strafe? Ist doch nur - äh… Mundraub«, beschwichtigte Nicole.
    Irgendwie schaffte es der schottische Butler, sich unter den Tisch zu beugen und dabei dennoch steif und gerade zu wirken, als habe er einen Ladestock verschluckt. Er streckte die Hand aus. Es folgte ein wütendes Fauchen, ein ergrimmtes Knurren des Butlers und ein langgezogenes Protestmiau. Dann glitt William wieder in die Senkrechte, mit von Kratzern blutender Hand.
    Mit der Hand hielt er die Katze so am Nackenfell gepackt, wie es die Katzenmutter mit ihren Jungen tut, um sie ins Körbchen zurück zu tragen. Die Katze wand sich und strampelte mit ausgefahrenen Krallen, war aber in ihrer Position nicht in der Lage, diese einzusetzen. William trug das sich sträubende Tier zur Tür hinaus, um es des Châteaus zu verweisen.
    »Wie kann man nur so roh zu einem lieben Kätzchen sein?«, kommentierte Nicole schmunzelnd.
    Zamorra griff ungerührt nach einem Brötchen. »Wer mir die Wurst klaut, gehört viel schlimmer bestraft. Beim nächsten Mal lassen wir Fooly auf das liebe Kätzchen los.«
    »Der arme Fooly«, seufzte Nicole.
    Nach ein paar Minuten wechselten sie fast automatisch das Thema. »Erzählst du mir, was du heute Nacht während meiner Abwesenheit getan hast?«, fragte Nicole.
    Zamorra nickte. Kauend berichtete er von dem Folianten, und von der uralten Schrift, von den Bildern, die sich zu bewegen schienen. Unwillkürlich wartete er darauf, dass Nicole fragte: »Was sind das für Bilder?«
    »Was ist das für eine Schrift?«, fragte sie. »Ich meine, wie sieht sie aus?«
    »Warum fragst du?«
    »Es ist nur so eine Idee«, erwiderte Nicole. »Nenn es Intuition. Ich habe einen ganz bestimmten Verdacht. Kannst du mir ein paar von den Schriftzeichen zeigen?«
    Zamorra hob die Hand, machte komplizierte Fingerbewegungen und sagte: »Movabel Mobilum.«
    Im gleichen Moment lösten sich ein Stift und ein Notizblock von einem Sidebord, schwebten durch die Luft direkt zu ihm.
    Nicole hob die Brauen. »Seit wann kannst du das denn? Und was ist das für ein lausiges Latein?«
    »Kein Latein, nur eine sehr ähnliche Sprache, vom Lateinischen abgeleitet und eigens für kleine Zaubereien entwickelt. Gegen einen Dämon würde ich’s nicht einsetzen; zu riskant. Ich habe selbst nicht damit gerechnet, dass es funktioniert.«
    »Seit wann kannst du das?«, wiederholte Nicole.
    »Seit ein paar Tagen.« Zamorra riss eines der Notizblätter ab und begann Zeichen darauf zu malen. Dann schob er Nicole den Zettel zu. »So etwa sieht die Schrift aus«, sagte er. »Das ist übrigens ein ganzer Satz.«
    Nicole

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