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0806 - Die Hexe von Köln

0806 - Die Hexe von Köln

Titel: 0806 - Die Hexe von Köln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Mehnert
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Welt sein konnte, hätte sie Angst haben müssen, doch sie empfand ganz anders.
    Ihr zitternder Leib presste sich gegen den ihrer Retterin.
    »Ich weiß, du willst mich, meine Kleine.« In Stygias Augen glomm ein verzehrendes Feuer, das Samira bis auf den Grund ihrer Seele entzückte.
    »Stygia«, hauchte Samira. Auf diesen Augenblick hatte sie ihr ganzes Leben lang erwartet, auch wenn es ihr nie bewusst gewesen war. Nun erkannte sie es schlagartig, und sie gab sich ganz ihren Gefühlen hin.
    »Was denn, meine Kleine?«
    »Du hast mich einmal gerettet. Nun tue es auch für den Rest meines Lebens.«
    »Wenn das dein Wunsch ist, will ich ihm gern nachkommen.«
    Stygias Lächeln, das die meisten sterblichen Männer um den Verstand gebracht hätte, schlug auch Samira in den Bann. Innerhalb von Sekunden war es um sie geschehen.
    »Es ist der einzige Wunsch, den ich jemals hatte«, bestätigte sie.
    Und ihre Lippen verschmolzen mit denen ihrer Retterin.
    ***
    Unter dem Dom
    Sämtliche Geräusche blieben hinter Zamorra zurück, als er ein paar vorsichtige Schritte in den Gang tat. Vor ihm lag eine unterirdische Welt, die lediglich aus Umrissen und einer Ahnung der Umgebung bestand. Irritiert suchte er nach dem Licht, das er Sekunden zuvor noch gesehen hatte.
    Es war erloschen. Dunkelheit umgab ihn wie ein schwarzes Tuch.
    Dafür jagte eine Warnung wie ein Leuchtfeuer durch Zamorras Verstand. In diesem unbekannten Terrain war er jemandem, der sich hier auskannte, eindeutig im Nachteil. Die Dunkelheit bot sich für einen Hinterhalt geradezu an. Inzwischen war er sicher, in ein für die meisten Menschen unerklärliches Phänomen verstrickt zu sein. Zwar fehlten ihm noch konkrete Anhaltspunkte, auf was er da gestoßen war, aber die Presseberichte schienen gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt zu sein.
    Als es unter seinen Füßen knirschte, hielt er inne und wühlte in seinen Taschen, bis seine Finger ein Feuerzeug ertasteten. Kaum hörbares Zischen entstand, als er es entzündete.
    Die unterirdische Welt nahm Gestalt an. Die vagen Umrisse wurden zu uraltem Mauerwerk, gewaltigen Sockeln, die den Dom stützten, abgesperrten Schutthalden, Treppen, Hohlräumen, Kavernen und Abgründen. Der Professor betrachtete den Boden unter seinen Füßen. Er stand auf breiten Holzplanken, die seitlich von Eisengeländern gesichert wurden. Darunter erstreckte sich eine Grube in beide Richtungen.
    Er überquerte die Bretter und stieg über einen stählernen Treppenübergang, an den sich eine Kreuzung anschloss. Vor ihm prangten die gigantischen Sockel der oberirdischen Stützsäulen, die sich zwanzig und mehr Meter tief in die Erde bohrten. Zahlreiche unübersichtliche Hohlräume waren dazwischen entstanden, seit mit den archäologischen Grabungen nach dem Zweiten Weltkrieg begonnen worden war.
    Zamorra fühlte sich an ein Labyrinth erinnert. Eine Betonplatte befand sich über ihm, die überall dort gezogen worden war, wo man den Dom untergraben und ihn seines gewachsenen Fundaments beraubt hatte. Schier endlose Reihen von Leuchtstofflampen waren darunter montiert, die aber nur während Führungen oder beim Fortgang der archäologischen Arbeiten brannten.
    Kein Laut drang an Zamorras Ohren, als er sich in den nach links führenden Gang orientierte. Auch hier flankierten eiserne Absperrungen jeden seiner Schritte, allerdings konnte man im Dunkeln, wenn man sie nicht sah und nicht mit ihnen rechnete, über sie hinweg ins Bodenlose stürzen. Vielleicht rechnete die Frau, die er verfolgte, damit, dass ihm genau dies passierte.
    Augenblicklich blieb er stehen, als sein Daumen abrutschte und das Feuerzeug erlosch.
    Mit einem Fluch schaute er in die Runde, aber es gab nichts zu sehen. Rings um ihn war es stockdunkel. Wenn die unbekannte Frau tatsächlich nach hier unten geflohen war, wo steckte sie dann? Und wie orientierte sie sich? Für einen Moment dachte Zamorra an Nicole, dann hatte er das Feuerzeug wieder entzündet.
    Er musste eine Laterne finden. Durch Zufall auf einen Lichtschalter für die Lampen zu stoßen, wagte er gar nicht zu hoffen.
    Der Gang, dem er folgte, führte zu einem besonders tiefen Loch, einem quadratischen Schacht, der wohl erst vor kurzem ausgehoben worden war. Erdreich und loses Gestein hatten sich an seinen Rändern gesammelt.
    In einer Nische entdeckte Zamorra Bau- und Ausgrabungsgerät neben Stapeln von Planken, dazwischen Bretter, die zum Verschalen spezieller Bereiche verwendet wurden. Ein Lächeln huschte über

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