0810 - Stirb in einer anderen Welt
wusste nur Lucifuge Rofocale selbst davon. Das reichte ja auch völlig aus, fand er.
Das für ihn Schönste daran war, dass er diese Durchlässigkeit kanalisieren konnte.
Mit seiner magischen Kraft griff er zu, ins Château hinein. Er erfasste Zamorra - und schickte den an seiner Stelle in die Spiegelwelt!
Mit brüllendem Gelächter erging er sich in der köstlichen Vorstellung, wie die Begegnung der beiden gegensätzlichen Personen ablaufen würde. Hier der gute Zamorra, von seiner örtlichen Versetzung völlig überrascht, und da die böse Duval, die statt seiner den Herrn der Hölle erwartet hatte.
»Faszinierend!«, schrie Lucifuge Rofocale wild auf. »Absolut faszinierend!«
***
Die richtige Welt
Zamorra hatte sich dafür entschieden, mit Minimalausrüstung aufzubrechen. Kein Dhyarra-Kristall und kein E-Blaster; beide Hilfsmittel waren zu wertvoll, sie im Falle eines ungünstigen Falles an den Gegner zu verlieren. Wenn er gezwungen war, zu flüchten und diese Waffen zurücklassen musste, würden sie ihm bei späteren Aktionen bitter fehlen. Der Kristall sowieso, aber erst recht die Strahlwaffe - es gab zwar noch Ladegeräte, um die Energiespeichermodule wieder aufzuladen, aber es gab keinen Ersatz mehr für die Waffen an sich, seit das Arsenal in Rom unter Ted Ewigks Villa weitgehend zerstört worden war.
Vom Machtzuwachs des negativen Doubles mal ganz abgesehen…
Ob Weihwasser wirkte, wagte Zamorra nicht abzuschätzen; wahrscheinlich war sein Doppelgänger noch nicht Dämon genug, um eine Reaktion darauf zu zeigen. Auch diverse Zauberpülverchen, Tinkturen und Gemmen schieden daher aus. Bestürzt wurde dem Meister des Übersinnlichen bewusst, wie wenig er eigentlich bisher über seinen Gegner wusste. Über ihn und seine magischen Eigenschaften. Mittels Schwarzer Magie hatte jener sich wesentlich weiter entwickelt als Zamorra selbst.
Gut, zur Verteidigung also die Gürtelschließe mit dem Drudenfuß. Die darin wohnende Magie versprach ein wenig Schutz. Hoffentlich genug, um so lange durchzuhalten, bis das andere Amulett abgeschaltet war und Nicole mit dem eigenen auftauchte.
Einen Unsicherheitsfaktor konnte Zamorra nicht ausschließen: Was, wenn alles nicht von dem Ein- oder Aus-Zustand des Amuletts abhing, sondern nur die Anwesenheit an sich zählte? Dann würde es verdammt eng werden.
Aber wenn er erst einmal anfing, an seinem Plan zu zweifeln, brauchte er erst gar nicht anzufangen. Augen zu und durch!
Also zur Ausrüstung noch eine ganz normale Waffe hinzu. Zamorra heftete das Clipholster mit der P99 an seinen Gürtel. Kurz prüfte er die Waffe; das Magazin war gefüllt. Die Patronen waren abwechselnd mit normalen Bleigeschossen, Silberkugeln gegen Werwölfe und Eichenholzspitzen gegen Vampire bestückt. Damit war er praktisch für alle Fälle gerüstet.
Der Safe in seinem Arbeitszimmer, dem er die Pistole und die Gürtelschnalle entnommen hatte, war bereits wieder geschlossen und nicht mehr als solcher zu erkennen. Fugenlos verschmolz er mit der Wand. Nur wer wusste, wo unter der Tapete verborgen die Tastatur für den Zahlenkode zum Öffnen steckte, konnte den Tresor öffnen.
Zamorra verließ sein Arbeitszimmer wieder. Auf dem Korridor trat ihm Nicole entgegen. Auch sie hatte sich »landfein« gemacht. Ihre Ausrüstung bestand allerdings nur aus dem Amulett.
Zamorra sah sich um. »Wo steckt eigentlich diese verrückte Katze?«, fragte er. »Die hat sich doch wohl nicht im Kühlschrank in der Küche eingeschlossen und frisst da jetzt die leckersten Sachen weg? Ich hatte ja gehofft, sie würde uns zum Abschied wenigstens mit der Schwanzspitze zuwinken.«
»Du kannst William ja damit beauftragen, sie zu jagen«, schmunzelte Nicole.
»Das fehlte noch. Ich werde einen Großwildjäger beauftragen. Rob Tendyke oder unseren Jungdrachen Fooly.«
Von draußen erklang ein anhaltender Schrei. Zamorra und Nicole traten ans Fenster, um hinauszusehen. Über den Innenhof am Ziehbrunnen vorbei in Richtung Tor wetzte ein verzweifelter Jungdrache, in dessen Schweif sich eine schwarze Katze verkrallt und verbissen hatte, die sich nicht abschütteln Heß.
»Soviel zum Thema ›Großwildjäger Fooly‹«, grinste Nicole.
»Der ist gefeuert«, entschied Zamorra. »Ich fürchte, die Verfressenheit dieses Untiers reicht weiter als menschliche und drachische Vorstellungskraft.«
»Fleisch ist Fleisch, denkt sich die Katze, und offenbar schmecken Drachen besser als Mäuse. Du solltest…«
Sie sprach ins
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