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0815 - Die Schlangenschwester

0815 - Die Schlangenschwester

Titel: 0815 - Die Schlangenschwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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jubilierte die Rothaarige mit junger, samtener Stimme. »Alleine deine Gegenwart bringt mir das Leben zurück!«
    Die Sandrine-Schlange kam, gesellte sich zu ihrer Herrin und wusste, dass sie ihren Platz gefunden hatte. Nun konnte sie ihre Bestimmung erfüllen.
    »Meine Schwestern haben mich gerufen. Wir sollten aufbrechen.« Die Rothaarige reckte die Hände in die Höhe, genoss sichtlich die neue Kraft, die sie durchströmte und den nahenden Tod vertrieb.
    »Noch sind wir zehn«, fuhr die Herrin fort, »doch bald werden wir vierzehn sein!«
    ***
    Zu viert saßen sie wieder an dem großen Holztisch, der noch mit Speiseresten übersät war. Niemand von ihnen verspürte jedoch Appetit, auch nur eine einzige der Köstlichkeiten anzurühren, geschweige denn das Verlangen, einen Schluck des Weins zu genießen.
    Diana Cunningham trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte, Andrew warf immer wieder einen ungeduldigen Blick zur Tür, Nicole sezierte mit ihren Blicken abwechselnd die anwesenden vier Schlangenschwestern - und Zamorra redete mit Engelszungen auf Alimas die Dritte ein.
    »Wir müssen dringend zu dem Dimensionsriss! Bitte führe uns - wenn nicht, werden wir den Weg ohne dich suchen und finden müssen.«
    »Warte ab, bis meine vier Schwestern eintreffen, und alle deine Fragen werden beantwortet«, erwiderte Samila zum ungezählten Mal.
    »Diese Antwort befriedigt mich nicht, und durch deine ständigen Wiederholungen wird es auch nicht besser!«
    »Warum bist du so versessen darauf, dass wir warten, bis ihr zu zehnt seid?«, fragte Andrew, plötzlich aus seiner Lethargie gerissen. »Was wird dann geschehen?«
    »Alle eure Fragen werden sich dann…«
    »…beantwortet, ja!« Andrew donnerte die Faust auf den Tisch, schob seinen Stuhl zurück und erhob sich. Er baute seine breitschultrige Gestalt demonstrativ vor Alimas auf. »Und sie werden sich früher beantworten, wenn wir uns selbst auf die Suche machen. Und genau das werden wir jetzt!« Er warf seinen Gefährten auffordernde Blicke zu.
    Alle drei erhoben sich synchron.
    »Wir danken für eure Gastfreundschaft«, sagte Zamorra.
    »Nun gut«, lenkte Alimas ein. »Ich werde euch einiges erklären. Doch setzt euch wieder.«
    Warum nur habe ich genau damit gerechnet? Sie wollen uns nicht gehen las-
    sen… Zamorra fragte sich, ob sie im Grunde genommen Gefangene waren, die in dem Moment, wenn freundliche Worte nichts mehr halfen, mit Gewalt bewacht werden würden.
    »Was hat es mit den Schlangen auf sich?«, schoss Andrew sofort eine Frage ab.
    Alimas antwortete ohne zu zögern. »Ihr habt sicher erkannt, dass die Tiere uns sehr viel bedeuten. Sie sind unsere Wächter oder auch Hüter. Wir leben in einer Symbiose mit ihnen.«
    Symbiose… Etwas Ähnliches hatte sich Zamorra bereits gedacht. Das bedeutete, dass die Schwestern ohne die Schlangen nicht existieren konnten -ebenso wenig wie die Schlangen ohne die Schwestern. Beide waren wechselseitig aufeinander angewiesen.
    »Sie bewachen euch«, stellte Andrew in den Raum. »Doch was gebt ihr ihnen?«
    »Es geht weit darüber hinaus. Unsere Lebenskraft erhält sich gegenseitig.«
    »Das heißt, sollte eine Schlange sterben…«
    »Dann stirbt auch diejenige Alimas, die in ihrer Gemeinschaft lebt. Nicht sofort, aber in einem schleichenden, unaufhaltsamen Prozess. Wir altern in rasender Geschwindigkeit, und wir sterben spätestens zwei Tage nach unserem Symbiosepartner.«
    »Außer, ihr findet rechtzeitig einen Ersatz?«
    Alimas lachte kurz und humorlos auf. »Theoretisch ja. Aber es gibt auf ganz Samila keine… freie Schlange.«
    Diese ungewöhnliche Existenzform warf eine Menge Fragen auf. »Wie lange lebt eine dieser Schlangen?«
    »Es sind keine sterblichen Kreaturen. Genauso wenig wie wir. Beide sind wir magische Spezies, und erst, als wir uns vor Jahrtausenden oder Jahrzehntausenden verbanden, erlangten wir die Perfektion.«
    »Perfektion«, murmelte Zamorra nachdenklich, zweifelte jedoch nicht daran, dass dieses Wort reichlich dick aufgetragen war.
    »Also lebt ihr ewig.« Andrew Millings sah Alimas direkt in die Augen.
    »Genauso wie ihr«, bestätigte diese. »Wir können gewaltsam getötet werden, unsere Schlangen können gewaltsam getötet werden…«
    »Womit wir wieder bei dem entscheidenden Punkt angelangt wären. Der Dimensionsriss bedroht eure ganze Welt, und wir sind gekommen, ihn zu schließen.« Millings grinste. »Auf dass ihr keines gewaltsamen Todes sterben müsst!«
    »Wir wissen uns schon

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