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0822 - Nomaden der Hölle

0822 - Nomaden der Hölle

Titel: 0822 - Nomaden der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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blickte sich um. Es gab nur den Weg zurück in den Saal, doch der mochte bereits nicht mehr existieren.
    »Sie gehen weiter.« Nicole sah über den goldenen Todesgraben hinweg. »Vielleicht schaffen sie es ja. Und wir?«
    Etwas klatschte vor ihnen zu Boden. Die Decke… Sarkanas Refugium schien zu ihrer Grabkammer zu werden.
    Mirjad, die sich einige Meter weiter in den Gang zurückgezogen hatte, schrie spitz auf. Nicole und Zamorra wirbelten zu der Korsin herum, doch sie konnten gerade noch einen verblassenden Schemen erkennen, einen dunklen Umriss - dann war Mirjad verschwunden.
    Nicole fluchte laut. Ein Gallerttropfen hatte ihre Schulter getroffen und begann, ihren Lederoverall zu verätzen. Da packte sie jemand hart bei den Schultern, und ein reißender Schmerz wollte ihr das Bewusstsein rauben. Das alles ging rasend schnell. Zu schnell, um begreifen zu können, was wirklich geschah.
    Die Umgebung verblasste vor Nicoles Augen.
    Das letzte, das sie erkennen konnte, war der verzweifelte Hechtsprung, mit dem sich Zamorra vor einer goldenen Masse in Sicherheit brachte, die exakt über seinem Kopf hing…
    ***
    Der Schwebezustand zwischen Bewusstsein und Bewusstlosigkeit ließ sich nur schwerlich in Worte fassen. Nicole hatte ihn öfter erlebt, als es ihr lieb sein konnte. Ein wenig hatte das etwas von einem freien Fall aus großen Höhen. Einem Fall ohne Absicherung -ohne den rettenden Fallschirm.
    Für die Magengegend war die ganze Sache allerdings wenig erhebend. Nicole Duval behielt ihr Frühstück bei sich, wenn auch nur mit Mühe.
    »Bleib noch liegen.« Die Stimme drang aus einiger Entfernung zu ihr. Es dauerte einige Momente, ehe Nicole sie zuordnen konnte. »Ich musste blind springen. Das ist für die Person, die ich dabei mitnehme, immer ein wenig heftig.«
    Er stand einige Meter von der Französin entfernt, wandte ihr seinen Rücken zu. Der knöchellange schwarze Umhang wehte um seinen hageren Körper. Dalius Laertes war ein bemerkenswertes Mitglied der Vampirfamilie. Vor allem jedoch reichlich schwer zu durchschauen.
    Er war der dunkle Schutzengel der kleinen Khira Stolt gewesen, die unter Vampiren hatte aufwachsen müssen. Seine Ziele - wenn sie denn tatsächlich so lauteten, wie er sie anderen gegenüber formulierte - waren edel, fast schon zu edel für die stets misstrauische Nicole. Unzweifelhaft hatte Laertes sich als große Hilfe bei der Vernichtung Sarkanas erwiesen, was Nicole ihm auch hoch anrechnete.
    Und doch war er ein Vampir! Nicoles Hass auf die Blutsauger war groß. Daher konnte sie auch Mirjad verstehen, die jedes Mitglied des Nachtvolkes ohne Ausnahme töten wollte. Sie machte keine Unterschiede. Nicole hingegen hatte gelernt, dass es auch im tiefsten Schwarz gewisse Abstufungen geben konnte.
    In diesem Augenblick interessierte sie jedoch nur eines. »Wo ist Zamorra?«
    Laertes drehte sich nicht zu ihr um.
    Irgendein faszinierendes Schauspiel schien sich dort vorne abzuspielen, von dem er kein Augen lassen wollte. »In Sicherheit. Ich habe ihn mit dem dritten Sprung geholt. Er liegt hinter der kleinen Anhöhe, direkt in deinem Rücken.«
    Nicole kam ein wenig wackelig auf die Füße. Erst jetzt registrierte sie ihre Umgebung bewusst. Es war verrückt, was sie sah, doch keine echte Überraschung für sie. Wohin sie auch schaute entdeckte sie kahle Felsen, glatt, wie fein poliert; in sanften Hügeln reihten sie sich aneinander, erinnerten irgendwie ein wenig an die Hills von Irland. Dort allerdings war nuancenreiches Grün die dominierende Farbe. Hier gab es nur einen einzigen Farbton - ein sattes Gold!
    Nicole nahm die Gegebenheiten hin. In den Schwefelklüften ersparte man sich besser jede Frage nach dem Warum, nach dem Sinn. Es war, wie es war. Und wer konnte schon wissen, wie es in einer Stunde sein mochte? Oder in einer Minute?
    Zamorra kam Nicole bereits entgegen. In seinem Schlepptau die verdatterte, wie an Kreislaufbeschwerden leidend schwankende Mir jad. Sie war noch nicht lange genug im Geschäft, um solche Überraschungen möglichst sofort wegstecken zu können.
    »Kommt zu mir. Ihr solltet euch das ansehen. Es ist zu bizarr, als das man es verpassen dürfte.« Laertes schien wie die Skoloten ein Auge im Hinterkopf zu besitzen. Eher besaß er wohl ein ausgezeichnetes Gehör, dass ihm die Annäherung der drei Menschen gemeldet hatte.
    Zamorra verkniff sich die Fragen, die ihm auf der Zunge brannten. Der Anblick fesselte ihn sofort. Laertes hatte wirklich nicht übertrieben.
    Der

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