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0822 - Nomaden der Hölle

0822 - Nomaden der Hölle

Titel: 0822 - Nomaden der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Hügel, auf dem sie standen, bot einen perfekten Überblick auf Sarkanas Refugium. Besser gesagt auf das, was davon noch übrig war. Das gewaltige Felsmassiv, durchdrungen von unzähligen Gängen, Höhlen, Räumen und weitläufigen Sälen, die in ihrer Gesamtheit ein verwirrendes Labyrinth bildeten, schrumpfte; es veränderte seine Form, fiel in sich zusammen, ganz wie ein Ballon, aus dem jemand die Luft ließ.
    Nicht nur innen, sondern auch auf der Oberfläche war das Refugium mit einem dichten Mantel aus undurchdringlichem Dschungel überzogen. Doch an mehr und mehr Stellen platzten wie hässliche Geschwüre goldene Brocken aus dem Inneren heraus. So unlogisch es auch klang, aber das Refugium wirkte krank, befallen von einer wohl unheilbaren goldenen Seuche.
    Nicole brachte es wieder einmal auf den Punkt, wenn ihr Vergleich für das, was dort geschah, auch ein wenig zu flockig klang. »Das größte Käsefondue, das ich je gesehen habe.«
    Eine Erwiderung bekam sie darauf nicht. Doch so ganz lag sie mit diesem bildlichen Vergleich nicht daneben. An den Stellen, die von dem Gallert bereits überzogen waren, schien der Fels tatsächlich wie unter großer Hitze zu schmelzen. Vier Augenpaare starrten gebannt auf ein Schauspiel, dessen Ende absehbar war. Nur Minuten später hatte die goldene Masse ihr Werk vollendet. Das Refugium war Geschichte. Und das halbflüssige Gallert erstarrte zu massivem Gestein. Ein weiterer Hügel in einer eintönigen Landschaft - nicht mehr, nicht weniger.
    Zamorra wandte sich zu Dalius Laertes.
    »Wir danken dir. Das war wirklich Rettung in letzter Minute. Aber woher wusstest du, dass wir uns im Refugium befunden haben?«
    Laertes zeigte ein kaum erkennbares Lächeln. »Wie hätte ich das wissen sollen? Ich war aus einem anderen Grund hier.«
    Wie in einem Reflex massierte er sich mit der linken Hand das rechte Handgelenk. Als Sarkana Laertes in seinem Refugium gefangen hatte, konnte dieser sich nur befreien, indem er sich selbst die rechte Hand amputierte. Dr. Artimus van Zant fand die teilweise mumifizierte Hand später und gab sie dem Vampir zurück. Zamorra wunderte sich nicht, als er nun sah, wie Laertes wieder beidhändig war - die Magie, über die der Vampir verfügte, war erstaunlich und fremd. Sicher konnte man mit ihr auch heilende Kräfte aktivieren.
    Was hatte Laertes im Refugium gewollt? War es um seine Hand gegangen? In den Augen des Vampirs konnte Zamorra deutlich erkennen, dass dieser zu keiner weiteren Auskunft bereit war. Also unterließ der Parapsychologe auch jeden weiteren-Versuch, mehr von Laertes zu erfahren. Es würde sich der richtige Zeitpunkt ergeben, an dem sich die Rätsel um den hageren Mann lüften ließen.
    »Was ist aus den-Vampiren und den beiden Skoloten geworden?« Nicole hatte noch immer Saargs Schreie in den Ohren. In nur kurzer Zeit hatte der Skolote seine gesamte Sippe verloren. Nur die Frau mit dem hellen Fell war so nahe bei ihm gewesen, dass sie das Schicksal ihrer Artgenossen nicht auch erleiden musste. Ob sie es rechtzeitig geschafft hatten, einen natürlichen Ausgang zu finden?
    »Sie leben. Sie haben es nur knapp geschafft, aber es ist ihnen nichts geschehen. Und auch der Kronenräuber hat das Labyrinth rechtzeitig verlassen.«
    »Morano? Wo ist er. Komm schon, sag es mir.« Mirjad wurde plötzlich aktiv. Die ganze Zeit über hatte sie sich schweigend zurückgehalten. Bei der Erwähnung des alten Vampirs erwachten all ihre Instinkte.
    Laertes sah das Mädchen lange an. Er wusste, wozu sie die lange Klinge, die auch jetzt wieder offen in ihrer rechten Hand lag, mit Vorliebe benutzte. Auch Dalius Laertes gehörte in Mirjads Beuteschema. Zumindest bei ihm erkannte sie jedoch den Nutzen, den er für das Zamorra-Team hatte. Sollte sich das jedoch irgendwann einmal ändern, dann durfte Dalius der Kleinen sicher nie mehr den Rücken zukehren. Das stand für ihn fest.
    »Kommt mit. Ich werde euch zeigen, wo sie alle sich befinden.« Laertes sah in die Runde. »Seid auf eine Überraschung der üblen Sorte gefasst. Dies alles hier ist nicht weiter als das Umland für etwas, dass sich als weitaus gefährlicher als Sarkanas Refugium heraussteilen könnte.«
    Zamorra und Nicole sahen einander stumm an. Die beiden wurden das Gefühl nicht lös, als habe Laertes die ganze Verwandlung dieses Teiles der Schwefelklüfte sehr wohl geahnt. Nicht zum ersten Mal beschlich sie das Gefühl, als stecke hinter der hageren Erscheinung des Vampirs weitaus mehr, als sie

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