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0822 - Nomaden der Hölle

0822 - Nomaden der Hölle

Titel: 0822 - Nomaden der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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alle ahnen konnten.
    Schweigend folgten sie Laertes.
    Es war nur eine kurze Strecke, die sie zurücklegen mussten. Nur die kleine Mirjad fühlte mit jedem Schritt, dass sie sich etwas näherte, das vielleicht ihr Schicksal bestimmen könnte.
    Ihre ganze Zukunft - vielleicht aber auch ihren Tod.
    ***
    Tan Moranos Beine verweigerten den Dienst.
    Erschöpft ließ der Vampir sich zu Boden sinken. Er schaffte es einfach nicht mehr, auch nur einen einzigen Schritt zu gehen. Das Gewicht der Dunklen Krone… es zog ihn gnadenlos nach unten.
    Du musst sie doch nur auf deinen Kopf setzen. Dann wird sie leicht, beinahe wie eine Feder. Du wirst sie überhaupt nicht mehr spüren.
    Nein!
    Morano nahm all seinen Willen zusammen. Niemals würde er sich der Krone unterwerfen. Es durfte einfach nicht geschehen. Er wollte seine Kräfte sammeln, sich ein wenig ausruhen. Im Refugium war es ihm bereits einmal gelungen, sich von der Krone zu trennen. Wenn auch nur für kurze Zeit.
    Er würde um eine zweite Chance kämpfen. Und wenn sie ihm gewährt wurde, gab es in den Schwefelklüften kein Halten mehr für ihn. Er konnte den kürzesten Weg zurück auf die Erde wählen, auch wenn der unter Umständen dann keine präzise Zielankunft garantieren mochte. Das spielte keine Rolle, denn wenn er erst einmal diese Dimension verlassen hatte, konnte er sich schnell und problemlos neu orientieren. Morano war in solchen Dingen erfahren wie kaum ein zweiter seiner Rasse.
    Morano schloss die Augen. Im Laufe seines viel Jahrhunderte währenden Lebens hatte er die vernichtende Kraft des Lichtes, Feind aller Vampire, für sich überwinden können. Das bedeutete jedoch nicht, dass grelles Licht und strahlende Farben in ihm ein angenehmes Gefühl auslösten. Im Gegenteil; nach wie vor war er oft genug gezwungen auf schützende Sonnenbrillen auszuweichen. Das diffuse Licht, das in den allermeisten Teilen der Hölle herrschte, konnte ihm keinen Schaden zufügen. Hier jedoch war es das Leuchten des schieren Goldes, das einen wachsenden Druck in seinem Kopf erzeugte.
    Langsam, Millimeter um Millimeter nur, öffnete sich der Griff von Moranos Fingern um die Dunkle Krone.
    Aber kämpfe doch nicht dagegen an! Dummkopf! Ahnst du nicht die endlose Macht, die sie dir schenken könnte? Wer könnte dir dann noch widerstehen? Zamorra? Gryf ap Llandrysgryf der dich seit ungezählten Jahren mit seinem Hass verfolgt? Lächerliche Figuren wären sie, wenn sie die Dummheit besäßen, dir dann erneut entgegenzutreten. Du könntest sie hinwegfegen. Der Thron der Vampire wäre dein!
    Mit jeder verrinnenden Sekunde nahm der Schmerz in Moranos Kopf ab. Diese flüsternde Stimme, sie war die Verführung in reinster Form. Doch noch widerstand der alte Vampir ihr. Er wollte keine Herrscherrolle antreten. Das hatte er nie gewollt, auch wenn seine Artgenossen ihn immer wieder in diese Richtung drängen wollten.
    Er wusste doch nur zu genau, warum sie das taten. Einen harten Herrscher hatten sie immer gefürchtet - den hatten sie in Sarkana bekommen und unter ihm gelitten. Die Clanführer hofften, einen König Morano gut kontrollieren zu können, damit sie auch weiterhin ihren eigenen Interessen nachgehen konnten.
    Morano hatte andere Pläne. Ganz andere!
    Und auch der Versuchung der Krone würde er entgehen, wenn er jetzt nur schnell und entschlossen genug handelte. Mit seiner ganzen mentalen Kraft befahl er seinen Fingern, sich von dem Objekt des Übels zu lösen. Morano sprang in die Höhe, brachte schnell einige Meter Raum zwischen sich und die hölzerne Krone. Er hatte es geschafft. Und nichts würde ihn noch daran hindern, diesen Ort zu verlassen. Jetzt - sofort!
    Er zuckte zusammen. Stimmen? Hinter Morano erhob sich ein goldener Felsbrocken, der gut und gerne zehn Fuß hoch war. Morano presste sich an das Gestein, schaute vorsichtig um das Hindernis herum. Abgehetzt und sichtlich erschöpft quälten sich vier Gestalten die Anhöhe hinauf, die direkt zu Moranos Deckung führte.
    Zwei von ihnen waren dunkelhäutig wie dieser Assunta, und sie waren eindeutig Vampire. Die anderen beiden Wesen waren Morano fremd. Er empfand sie als hässlich, war sich jedoch darüber im Klaren, dass dies einzig im Auge des Betrachters lag. Morano war Ästhet. Wesen, die aufrecht gehenden Hyänen ähnlich sahen, konnten ihn nicht begeistern. Sie selbst mochten das ganz anders sehen.
    Morano konzentrierte sich auf die Vampire. Ein Mann und eine Frau. Er war ein muskelbepackter Bursche, sicher ein

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