0824 - Die Riesen von Halut
sich an Bord meines Schiffes, der Redhorse."
„Und?" fragte der Haluter ungeduldig. „Es war ein Fehler, diese Haluter zu retten", erklärte Tekener. „Sie toben wie die Wahnsinnigen an Bord und zerstören, was ihnen in die Quere kommt. Das alles geht weit über das hinaus, was sich Haluter im Zustand der Drangwäsche leisten."
„Mein Name ist Cornor-Lerz", ent-gegnete der Haluter. „Ich bin Kommandant der Trishkat. Wir kehren in das Kampfgebiet zurück. Sobald wir dort sind, werden wir weitersehen."
„Hoffentlich lebe ich dann noch", schloß Tekener, nickte dem Haluter dankend zu und schaltete ab.
Er lehnte sich in seinem Sessel zurück, nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß die fünf Haluter an Bord noch immer damit beschäftigt waren, die waffentechnischen Einrichtungen von Deck 10 zu zerstören.
Cornor-Lerz machte einen ausgesprochen düsteren Eindruck auf ihn. Er schien sich jedoch unter Kontrolle zu haben und ganz anders zu sein als die Haluter an Bord der Redhorse.
Tekener zuckte zusammen, als ein schwerer Körper gegen das Hauptschott prallte. Er schwenkte einen Sessel herum. In diesem Moment warf sich abermals ein Haluter gegen das Schott. Es erbebte, und einige Verschalungsstücke platzten ab.
*
Jennifer Thyron erkannte, daß sie mit allen Mitteln kämpfen mußte, wenn sie überleben wollte. Kompromisse gab es nicht mehr. Ihr blieb nur die Alternative, in dem fremdartigen Lebewesen aufzugehen und dabei die eigene Persönlichkeit restlos zu verlieren, oder bis zur Selbstaufgabe zu kämpfen.
Der rote Nebel war in seiner Gier nach Leben so wild, hemmungslos und rücksichtslos, daß es kein Mittel der Verständigung zwischen ihm und ihr gab.
Immerhin hatte sie klar erkannt, daß der Nebel keine Intelligenz war. Er war weit davon entfernt, eine zu sein.
Er hatte nicht die Fähigkeit zu denken, sondern tat nur, was ihm seine Instinkte eingaben.
Das hatte Jennifer versucht, Ronald Tekener mitzuteilen, obwohl sie sich nicht darüber klar gewesen war, ob er mit dieser Information überhaupt etwas anfangen konnte.
Sie horchte in sich hinein. Sie war körperlos geworden. Ihre gesamte Lebensenergie war in dem roten Ne-. bei aufgegangen, so daß sie nun selbst nicht mehr wußte, welche Existenzform sie eigentlich hatte.
Allmählich legten sich ihr anfängliches Entsetzen und ihre Verwirrung und machten nüchterner Überlegung Platz. Sie merkte, daß sie zunächst nur geglaubt hatte, Herr ihrer selbst zu sein. Dann wurde ihr bewußt, daß sie bei aller Erfahrung als Überlebensspezialistin panikartig und instinktiv gehandelt hatte.
Damit hatte sie genau das getan, was falsch war.
Sie hatte sich dem roten Nebel vollkommen angepaßt und sich seiner Gewalt gebeugt, anstatt die wenigen Ansatzpunkte aufzunehmen, die er ihr bot.
Da der rote Nebel nicht dachte, wurden seine Handlungen und die Motive, nach denen er handelte, bald transparent. Jennifer merkte, daß sie sogar feinste Reaktionen vorher berechnen konnte, wenn sie versuchte, den Nebel nur nach seinen Instinkten zu beurteilen.
Diese Tatsache überraschte sie, weil der Nebel das fremdartigste Wesen war, dem sie je begegnet war.
Sie konzentrierte sich auf seine Le-.bensimpulse und drang tiefer in ihn ein.
Sogleich verspürte sie einen deutlichen Widerstand. Der Nebel wehrte sich gegen das Fremde, als könne er es körperlich spüren.
Sie drängte sich sogleich weiter vor, schreckte dann aber zurück, als sie sich plötzlich dem Nichts gegenübersah.
Das Rot verschwand. Sie hatte das Gefühl, aus dem Nebel hervorzutreten und an den Rand eines Abgrunds zu gelangen, hinter dem sich die Dimensionen bis zur Unendlichkeit öffneten.
Sie erkannte, daß sie dicht davor gewesen war, die Auseinandersetzung zu verlieren.
Sie konzentrierte sich zunächst nur darauf, im Nebel zu überleben. Es gelang ihr, einen Kern in ihm zu bilden, der körperlos war und ausschließlich ihrem eigenen Willen unterlag.
Deutlich spürte sie die instinktive Abneigung des Nebels gegen sie, während sie voller Sorge verfolgte, wie er die Haluter belauerte, um sofort zustoßen zu können, wenn sie ihm eine Blöße boten.
Jennifer triumphierte.
Sie wußte, daß sie auf dem richtigen Weg war.
Sie wollte Instinktreaktionen hervorrufen. Sie wollte, daß der Nebel sie von sich stieß wie ein Tier eine unbekömmliche Speise. Sie wollte, daß er auf sie verzichtete angesichts der so verlockenden Lebenseinheiten, wie sie die Haluter für ihn darstellten.
Es kam
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