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0830 - Der Tod des Unsterblichen

0830 - Der Tod des Unsterblichen

Titel: 0830 - Der Tod des Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Zeitfeld geraten. Wieder in die Vergangenheit. Diesmal weiter zurück. In eine Zeit, die kurz nach ihrer Geburt lag. Was nichts anderes bedeutete, als dass Nicole in ihrer persönlichen Vergangenheit, wie Amos es genannt hatte, ein Baby gewesen war.
    Und genau in ein solches hatte sie sich körperlich auch zurückverwandelt. Sie konnte nicht aufstehen, keinen einzigen Schritt tun, so sehr sie es auch versuchte. Ihre Muskeln waren nicht stark genug, ihr Körper vermochte diese alltäglichen Bewegungen noch nicht auszuführen…
    Wieso kann ich dann denken und meine Situation reflektieren?, fragte sie sich.
    Amos’ Theorie der persönlichen Vergangenheit konnte also nicht wirklich die Antwort auf die Eigenart dieser Welt sein. Auch Nicoles Verstand hätte der eines Babys sein müssen. Magie pflegte sich allerdings andererseits nicht an menschliche Logik zu halten - im Grunde genommen war alles möglich.
    Es gelang Nicole, sich auf die Seite zu drehen und von dort aus auf den Bauch. Wenn sie sich irgendwie vorwärts bewegen konnte, würde sie vielleicht aus diesem verdammten Zeitfeld herausgelangen. Es war eine verrückte Situation. Wenn es in dieser Zeitebene auch nur die geringste Gefahr gab, war sie dieser rettungslos ausgeliefert.
    Eine gewaltige Gestalt trat an sie heran. Nicole sah nur riesige Füße, die in braunen Schuhen steckten, und den Ansatz stämmiger Beine. Eisiger Schrecken durchzuckte sie. Gewaltige Hände umfassten ihren Leib und zerrten sie in die Höhe. Nicole hatte keine Chance, sich zu wehren. Sie wollte etwas sagen, doch nicht einmal das war ihr möglich. Ihre Zunge war noch nicht dazu fähig, verständliche Silben zu formen, und so drangen nur stammelnde Laute aus ihrer winzigen Kehle. Ihr kleines Herz schlug wie rasend in der Brust, und sie schloss mit ihrem Leben ab.
    Doch das Gesicht, das sie schließlich vor sich erkannte, änderte alles. Sie hätte nie gedacht, einmal so erleichtert zu sein, gerade diese Züge wahrzunehmen… Und dann wurde ihr klar, was soeben geschehen war. Sid Amos war an sie herangetreten, hatte sie umfasst und hochgehoben.
    »Na wen haben wir denn da«, sagte der Ex-Teufel mit künstlicher Fistelstimme. »Das kleine Nicole-Schätzchen! Ach, Babylein, wie süß, wie süüüß!«
    Selten hatte Nicole etwas derart Bizarres erlebt wie in den nächsten Sekunden. Sid Amos wog ihren kleinen Babyleib in seinen Armen. Bring mich nur hier raus, dachte sie, unfähig es auch auszusprechen. So dankbar sie Amos auch war, dass er sie beschützte - das hier ging dann doch zu weit.
    Aber der ehemalige Höllenfürst setzte dem Ganzen noch die Krone auf. Er umfasste Nicole unter den Achseln und hob sie hoch, vor sein Gesicht. Schnüffelnd sog er die Luft ein. »Na hat sich da jemand in die Hosen gemacht?«, fragte er und lachte dröhnend.
    »Na los«, mischte sich Angélique ein, die in diesem Zeitfeld wieder über ihren kompletten Körper verfügte. »Wir sollten unsere starke Partnerin, die uns auf unserem Weg unterstützen wird, hier heraustragen.« Ihre Stimme triefte vor Ironie.
    Amos setzte sich in Bewegung, mit Nicole auf den Armen. Es kam zu keinerlei Zwischenfällen. Nicht alle Zeitebenen schienen von bösartigen Monstern bewohnt zu sein.
    Nach wenigen Minuten verspürte Nicole eine unendliche Müdigkeit. Die Augen wurden schwer, und ihr Köpfchen sank nach hinten. Amos veränderte ihre Lage, sodass ihr Kopf aus seinem Oberarm zu liegen kam. Unendliche Scham überwältigte Nicole, dass sie auf einer derart kreatürlichen Ebene auf Amos’ Hilfe angewiesen war. Doch bald darauf schlief sie ein…
    ***
    In der Hölle der Unsterblichen versuchte Professor Zamorra seinem bedrängten Freund zu Hilfe zu eilen, doch es gelang ihm nicht einmal aufzustehen. Mörderische Schmerzen wüteten in seinem Körper, wo Lucifuge Rofocales Tritt ihn getroffen hatte. Hilflos musste er mit ansehen, wie der Erzdämon seine Klauen krümmte und sich triumphierend zu Andrew Millings hinabbeugte. Zamorras Finger tasteten nach dem Dhyarra-Kristall in seiner Hosentasche.
    Andrew warf sich zur Seite und verwandelte den Sturz in eine Rolle. Dadurch entging er der ersten Attacke des Dämons.
    Zamorra aktivierte den Sternenstein. Er versuchte, die nötige Konzentration für einen Angriff auf Satans Ministerpräsidenten aufzubringen. Doch er hatte nicht die geringste Vorstellung, wie dieser vor sich gehen könnte. Lucifuge war zu mächtig, als dass er mit einer einfachen Dhyarra-Attacke verletzbar gewesen

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