0837 - Im Bann des Neutronensterns
Entschluß umsonst gefaßt
*
Die GÜROSOLL war startbereit. Die Geräte im Kommandostand waren so hergerichtet worden, daß die Kelosker sie mit ihren unbeholfenen Greifwerkzeugen bedienen konnten. Vier Mann waren für die Steuerung des Schiffes ausreichend.
Diese Aufgabe hatten Tallmark, Sorgk, Splink und Kershyll Vanne übernommen. Die übrigen Kelosker befanden sich in ihren Quartieren.
Tallmark hatte zunächst dagegen protestiert, daß Kershyll Vanne sich an der Lenkung des Schiffes beteiligen wolle. Er fürchtete, daß Vanne die Gelegenheit benützen werde, ihn an der Durchführung seines Planes zu hindern. Aber schließlich hatte er keine andere Wahl gehabt, als Vanne nachzugeben.
Vier Leute wurden gebraucht, und von den übrigen Keloskern besaß keiner auch nur annähernd soviel Erfahrung im Umgang mit einem SVE-Raumer wie das Konzept.
Die Wände des kreisrunden Kommandostands schienen aus schimmerndem Metall zu bestehen. In Wirklichkeit waren sie, wie auch die Hülle des Schiffes reine Energie - Formenergie, die unter dem Einfluß von Projektoren, die an mehreren Orten des Schiffskörpers installiert waren, feste Gestalt annahm und in ihrer äußeren Erscheinungsform nicht von den Materialien zu unterscheiden war, die beim Bau konventioneller Raumschiffe verwendet wurden.
Die technische Einrichtung war weniger komplex als an Bord terranischer Fahrzeuge. Die larische Raumfahrt hatte einen wesentlich höheren Grad der Automation erreicht.
Kershyll Vanne übernahm die Funktion des Piloten. Er führte die üblichen Prüfungen durch und stellte fest, daß die GÜROSOLL startbereit war. Das Ergebnis der Prüfung wurde automatisch an das larische Kontrollzentrum in der südlichen Kuppel der Station gemeldet.
Wenige Augenblicke später leuchtete die große Kommunikationsbildfläche auf. Hotrenor-Taak, der Verkünder der Hetosonen, erschien.
„Das Kontrollzentrum gibt das Zeichen zum Start", erklärte er. „Der Kurs der GÜROSOLL ist vorprogrammiert. Ihr bewegt euch in langsamer Fahrt an Paarft vorbei auf die Hektikzone zu.
Erst wenn ihr sie erreicht habt, könnt ihr den Kurs des Schiffes aufgrund der letzten Meßergebnisse korrigieren. Ihr wißt, wie wichtig eure Aufgabe ist. Eure letzten Meldungen werden mir beweisen, ob der sterbende Stern sich wirklich so entwickelt, wie ihr es berechnet habt.
Es liegt auch in eurem Interesse, daß die Berechnungen fehlerfrei sind."
„Sie enthalten keinen Fehler!" antwortete Tallmark mit lauter Stimme. „Der gewünschte Beweis wird erbracht werden. Wir sehen dich wahrscheinlich niemals wieder, Lare. Du warst uns ein unnachgiebiger, aber gerechter Auftraggeber. Wir danken dir vor allem dafür, daß du uns, als wir uns in Not befanden, so bereitwillig bei dir aufgenommen hast."
Hotrenor-Taak lächelte. Der Dank schien ihm unerwartet zu kommen. Aber sein Lächeln enthielt mehr als nur die Überraschung über die unerwartete Freundlichkeit des Kelos-kers. Kershyll Vanne beobachtete den Laren scharf. Er führte etwas im Schilde. Hinterlist glomm in seinen Augen.
Aber er sagte nur: „Ich freue mich, daß ihr nicht nur Abfälliges über mich zu sagen habt. Der Zeitpunkt des Starts rückt näher. Ich wünsche euch eine erfolgreiche Reise."
Der Bildschirm erlosch. Wenige Minuten später gellte ein Signal durch die Decks der GÜROSOLL. Von seinem Autopiloten gesteuert, erhob sich das Schiff und glitt mit rascher Fahrt zu dem glitzernden Himmel über Dhoom hinauf.
*
Etwa zehn Lichtminuten von Dhoom entfernt begann die GÜROSOLL ihre erste Linearflugetappe. Sie dauerte nur ein paar Sekunden. Kershyll Vanne befragte den Bordrechner und stellte fest, daß die im Linearflug zurückgelegte Distanz noch nicht einmal ein ganzes Lichtjahr betrug.
„Da stimmt etwas nicht", sagte Vanne.
„Warum nicht?" wunderte sich Tallmark. „Wenn wir so weiterfliegen, erreichen wir Arcur-Beta genau zum richtigen Zeitpunkt."
„Das mag richtig sein. Aber warum sind wir schon unterwegs?"
„Die Laren werden schon ihre Gründe dafür gehabt haben", meinte der Kelosker und hielt die Sache damit anscheinend für erledigt.
Kershyll Vanne aber war hartnäckig.
„Das genügt mir nicht", antwortete er. „Hotrenor-Taak ist ein mißtrauischer Mann. Es entspricht nicht seiner Art, daß er uns so rückhaltlos vertraut. Es wäre ein Wunder, wenn er nicht damit rechnete, daß wir ihn irgendwo längs des Weges zu betrügen versuchen.
Weswegen läßt er uns also so früh gehen?
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