0842 - Teufels-Schönheit
den Fluß war uns durch den dunklen Rauch genommen. Wir liefen den Weg wieder zurück, weil ich im Wagen ein Telefon hatte. Von dort aus konnten wir die Polizei informieren und alarmieren.
Da mein Rover über dem Niveau des Flusses parkte, war die Sicht von ihm aus gut. Wir sahen den grauen Strom, und wir sahen auch die beiden Schiffe, die Kurs auf das brennende Boot genommen hatten. Der Sirenenklang machte uns klar, daß wir weder ein Lösch- noch ein Polizeiboot alarmieren mußten.
Wladimir Golenkow ballte die linke Hand zur Faust. Scharf schaute er mich dabei an. »Weißt du jetzt, John, weshalb ich ihn hasse?«
»Ja, das weiß ich.«
»Dieser Romanow ist ein Teufel, ein Satan auf zwei Beinen. Er ist jemand, der keine Rücksicht auf menschliches Leben nimmt. Diese fünf Männer wollten sich nicht retten. Sie haben ihren Tod bewußt provoziert, indem sie einfach die Öllampen umkippten und für das Feuer sorgten. Sie wollten nicht mehr leben, so einfach ist das. Sie gingen in den Tod wie vorprogrammierte Puppen.«
»Ich weiß.«
Wladimir faßte mich an und schüttelte mich. »John, ich weiß nicht, wie es dieser Romanow gemacht hat und mit welch einer teuflischen Kosmetik er arbeitet. Aber all die Schönheit, ist die Schönheit der Hölle. Nicht mehr und nicht weniger. Das ist, verdammt noch mal, ein Geschenk des Teufels, wobei ich mir gut vorstellen kann, daß er hinter diesen Dingen steht und alles beobachtet. Er hat seinen Diener Romanow vorgeschickt, John, er allein, das denke ich zumindest.«
»Es ist möglich«, sagte ich.
»Das klang nicht eben überzeugend.«
»Noch haben wir keinen Beweis, Wladimir.«
»Glaubst du, daß noch andere Dinge dahinterstecken?«
»Ich glaube gar nichts. Aber du hast recht, ich will ihn haben. Nur ist die Spur unterbrochen. Von den sechs Männern wird keiner mehr ein Wort sagen können.«
»Leider.« Es klang zerknirscht, wie er es sagte. Bisher war dieser Romanow für mich noch eine geisterhafte Gestalt, mehr ein Phantom, das alles geplant hatte und aus dem Hintergrund heraus zuschlug. Er hatte sein Land mit einem Erbe verlassen, das ich einfach als menschenverachtend und schrecklich ansehen mußte. Hatte ihm tatsächlich der Teufel diese Macht gegeben, oder gab es eine andere Lösung?
Mir war es zu simpel, immer nur dem Teufel die Schuld in die Schuhe zu schieben. Dafür waren die Kräfte des Bösen oder auch die Mächte der Finsternis einfach zu vielfältig. Es gab zahlreiche, gefährliche Dämonen, die ihre Pläne einsetzten und dabei die Messer wetzten, um an die Menschen heranzukommen. Davon konnte ich ein Lied singen, nicht so sehr mein russischer Freund, weil er nicht so viel erlebt hatte wie ich.
Aus noch immer brennenden und geröteten Augen starrten wir auf den Fluß. Die beiden Boote hatten in der Nähe des brennenden Kahns ihre Maschinen gestoppt. Aus den armbreiten Öffnungen quollen die beiden Wasserstrahlen und jagten in die Flammen hinein, die längst das Deck erreicht hatten, um dort ihre Zerstörungen fortzuführen.
»Du mußt ihnen die Toten erklären, John.«
»Ich weiß es.«
»Was willst du sagen?«
»Warten wir ab, bis es soweit ist. Zunächst sind wir zum Zuschauen verurteilt.«
Wie auch die anderen Personen, die auf den Decks standen und auf Rauch und Flammen starrten.
»Neues, anderes Leben will diese Bestie schaffen«, sagte Wladimir leise, »und was kommt dabei heraus? Tod und Vernichtung. Wir Menschen haben kein Recht, der Schöpfung ins Handwerk zu pfuschen, und wir beide müssen versuchen, diejenigen zu stoppen, die diese Grenzen überschreiten, John.«
Dem war nichts hinzuzufügen.
***
In ihrem Büro fühlte sich Glenda Perkins an diesem Morgen nicht eben wohl. Einige Male hatte sie sich bei Suko erkundigt, wann John denn zurückkäme, doch der Inspektor hatte nur die Schultern heben und ihr erklären können, daß er ebenfalls wartete. »Zudem bin ich nicht richtig eingeweiht worden. Wladimir hat mit John gesprochen und nicht mit mir. Aber es scheint sich um eine heiße Sache zu handeln, denn er hat sich sofort vor den Karren spannen lassen.«
»Das scheint mir auch so. Wenn man nur wüßte, um was es dabei geht, wäre mir wohler.«
Suko kam nicht mehr so recht mit. »Was willst du eigentlich von ihm, Glenda?«
Sie stand an der Tür und lehnte am Pfosten. Es sah so aus, als wollte sie das Zopfmuster ihres weit fallenden Pullovers kontrollieren. »Was ich von ihm will?«
»Ja.«
»Ich brauche seine Hilfe, denn da ist
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