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0843 - Tunnel der hungrigen Leichen

0843 - Tunnel der hungrigen Leichen

Titel: 0843 - Tunnel der hungrigen Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Eindruck verschaffst.«
    Ich lächelte breit. »Ihr habt mich beinahe überzeugt.« Dann nickte ich. »Gut, ich werde euch den Gefallen tun und mit euch gehen. Sozusagen als kleiner Vorgriff auf die Zukunft. Nur frage ich euch, wie es möglich ist, daß ihr mit euren Waffen nicht gegen das Grauen ankämpfen könnt? Das würde ich gern wissen.«
    Sie winkte ab. »Du wirst es erleben.«
    »Und jetzt?«
    Ich hatte für sie so etwas wie ein Startzeichen gesprochen, denn sie kamen auf mich zu. Sie waren beide so schnell, daß ich nicht ausweichen konnte und es auch nicht wollte.
    Ich fühlte und spürte sie, obwohl mich beide noch nicht angefaßt hatten. Es wurde um mich herum plötzlich kalt. Ein Eishauch überschüttete meinen Körper.
    Das Gesicht der Frau sah ich dicht vor mir. Helle, blaue Augen, ein Strahlen darin, ein…
    Ich sank weg.
    Die Augen saugten mich auf. Sie waren zwei tiefe Seen, in denen ich ertrank.
    Ich merkte noch, wie ich versuchte, meine Arme auszustrecken, doch an ihnen hingen Gewichte aus Blei, die die Arme in die Tiefe zerrten.
    Ich verlor den Boden unter den Füßen, ich verlor alles, ich war gar nicht mehr da…
    ***
    Aber die beiden waren noch da.
    Urplötzlich, als hätte jemand ein schwarzes Tuch zur Seite gezerrt, erschienen sie wieder in meinem Blickfeld, und an ihren Gesichtern hatte sich nichts verändert.
    Etwas prüfend schauten sie mich an. Wie jemand, der einen Krankenhausbesuch macht, um zu erkennen, wie es dem Freund im Bett geht. Mir ging es zwar nicht blendend, doch ich wollte mich nicht beschweren, und der leichte Schwindel war zu ertragen.
    Es war eine andere Welt, die uns umfing. Eine Welt, die ich nicht richtig sah, sondern zunächst einmal roch.
    Es gibt die unterschiedlichsten Gerüche, über die ich mich hier nicht auslassen möchte, aber der Geruch, der mich umgab, war irgendwie anders als der den ich gewohnt war. Er roch so muffig, so feucht und alt zugleich, und ich hörte auch ein gedämpftes Plätschern.
    Mit leicht traumatisch anmutenden Bewegungen wischte ich durch meine Augen, öffnete weit den Mund und atmete diese alte Luft tief ein.
    Erst dann sah ich das Licht.
    Es strahlte, es war vorhanden, aber ich entdeckte keine Lampen, die den Schein abgegeben hätten.
    Das Licht mußte aus gewissen Öffnungen dringen, die jemand in die kompakte Masse der Wände hineingeschlagen hatte.
    Ich schaute mich um.
    Rob und Jolanda ließen mich dabei in Ruhe. Sie traten sogar zur Seite, damit ich die ersten Schritte gehen konnte. Der Boden unter meinen Füßen war hart. Felsiges Gestein, ziemlich uneben, aber nicht kantig, sondern glatt.
    Nach den ersten Schritten verschwand auch die Weichheit aus meinen Knien. Ich erinnerte mich an das gedämpft klingende Plätschern und suchte nach dem Wasser in der Nähe.
    Zunächst einmal fiel mein Blick gegen die Decke. Sie wölbte sich wie ein Spitzbogen über unseren Köpfen, und auch an ihr strahlten die Reflexe der Lichter, so daß wir auf keinen Fall in der Dunkelheit standen. Dafür etwas erhöht, denn der unebene Fels unter meinen Füßen bildete so etwas wie eine Plattform.
    An einer Seite schloß sie mit der Wand ab, zumindest sah ich kein Durchkommen, an der anderen Seite jedoch begann ein Tunnel, ein Schacht, der mit Wasser gefüllt war. Es sah aus wie eine trübe, braungrüne Brühe, wie Schlamm, warf kaum Wellen, und ich war nicht in der Lage, die Tiefe festzustellen.
    Dafür fiel mir auf, daß die Decke des Tunnels ebenfalls spitzbogenförmig zulief. Der Vergleich mit einem schmalen Gang in einem Kloster kam mir in den Sinn, doch dort hatten mich die beiden sicherlich nicht hingeschafft.
    Wohin dann? Es war ihre Welt, ihre Dimension möglicherweise, denn nichts war eigentlich sicher in diesem Fall, und auf nichts konnte ich mich verlassen.
    Jolanda und Rob ließen mich in Ruhe. Erst als ich mich ihrer Meinung nach lange genug umgesehen hatte, sprach mich der Einäugige an. »Was denkst du jetzt?«
    »Nicht viel. Ich stehe im Nebel.«
    Er nickte nur.
    Allmählich ärgerte mich das Verhalten der beiden. Ich kam damit nicht zurecht und wollte es auch nicht. Ich war keine Puppe, die an irgendwelchen Bändern hing. Gleichzeitig mußte ich zugeben, daß ich mich vor der Reise nicht gewehrt hatte und deshalb die Konsequenzen tragen mußte. Es hatte überhaupt keinen Sinn, über die Umgebung nachzudenken, aber ich merkte genau, als ich am Rande der Plattform stehenblieb und auf die trübe Brühe schaute, daß irgend etwas nicht

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