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0848 - Der alte Mann verfluchte mich

0848 - Der alte Mann verfluchte mich

Titel: 0848 - Der alte Mann verfluchte mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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es zu lange. »Bitte, Cal, was sagst du dazu?«
    »Nun ja.« Er nahm seine Pfeife wieder hoch und stopfte Tabak nach. Gelassen zündete er ihn an, paffte wieder ein paar Wolken und nahm den Faden dann auf. »Erinnere dich, daß man hier mit der Natur in Einklang lebt. Man muß sich als Teil fühlen, und man muß auch das Fremde in ihr akzeptieren, das viel älter ist als man selbst. Das seinen Ursprung möglicherweise vor Tausenden von Jahren gehabt hat, als es hier noch anders aussah und andere Menschen lebten.«
    »Druiden, zum Beispiel.«
    Er schaute mich für einen Moment an. »Ja, auch die, John. Ich sehe, daß du dich gut informiert hast.«
    »Ein wenig kenne ich mich aus.« Ich zündete mir eine Zigarette an. Nach einem weiteren Schluck Bier fragte ich: »Ist es denn möglich, daß dieser alte Mann, den ich sah, ein Druide ist, der die Zeiten überdauert hat? Kann das sein?«
    Cal lächelte. »Du denkst sehr weit«, murmelte er.
    »Und zurück. Ich habe bisher drei Dinge. Die tote Erica, die Zwerge und den alten Mann, von dem ich leider nicht weiß, wer er ist. Ich weiß nur, daß ich ihn mir nicht eingebildet habe.«
    »Das stimmt«, gab Cal zu.
    Mir gefielen seine Antworten nicht unbedingt. Er rückte immer nur scheibchenweise mit seinem Wissen heraus, ich aber wollte so schnell wie möglich mehr erfahren. »Dann kennst du ihn besser?«
    »Nicht besser, ich weiß zumindest, wer er ist.«
    »Sag es!«
    Wieder schaute er mich an. Diesmal prüfend, als überlegte er, ob er mir trauen sollte. Dann öffnete er die Schnapsflasche und goß zwei kleine Gläser randvoll. »Cheers, John.«
    Ich wollte nicht unhöflich sein und trank auch. Das Zeug war scharf, verdammt noch mal, und hatte einen intensiven Geschmack nach Wacholder. Es jagte durch die Kehle, um sich im Magen auszubreiten. Ich schüttelte mich, schloß für einen Moment die Augen, holte tief Luft und sah dann das lächelnde Gesicht des Schäfers.
    »War er gut?«
    »Ja, aber du hättest mich warnen müssen.«
    »Warum? Du hast den fetten Speck gegessen und eine gute Grundlage. Da brauchst du einen Schluck.«
    »Du wolltest mir etwas sagen«, erinnerte ich ihn.
    »Ja, richtig.« Er nickte. »Der alte Mann.« Lächelnd betrachtete er seine Bierdose. »Es gibt ihn. Ich hätte dir nichts gesagt, wenn du ihn nicht selbst gesehen hättest, denn in gewisse Dinge sollen wir uns nicht einmischen. Man nennt ihn den Herrn der Legenden.«
    Ich blieb stumm.
    Cal lächelte wieder, in seinen Augen schienen Funken zu sprühen. »Ja, so wird er genannt.«
    »Von wem?«
    »Nicht nur von mir, John, von allen Menschen in dieser Gegend. Ich komme aus dem Norden, lebe aber schon lange hier und habe trotzdem erst ziemlich spät von diesem Herrn der Legenden erfahren. Er ist eine sagenhafte Gestalt, aber er selbst ist keine Sage, obwohl er so gehandelt wird.«
    »Und die Zwerge gehören zu ihm.«
    »Es wird wohl so sein.«
    »Hast du sie auch schon gesehen?«
    »Das weiß ich nicht, John.«
    Diesmal glaubte ich Cal nicht und fühlte mich sogar auf den Arm genommen. »Erzähl mir nichts. Wer so gut informiert ist wie du, für den gibt es nur ein Ja oder ein Nein, aber keine Zwischengröße.«
    »Du irrst dich. Ich möchte es dir erklären.«
    »Gern, ich warte.«
    Er saugte an seiner Pfeife. Den Kopf hatte er etwas erhoben. Das Kinn und der Bart standen vor.
    Der Blick war ins Leere gerichtet oder leuchtete hinein in seine Erinnerung, als suchte er dort nach den passenden Worten. »Manchmal sind die Hunde mitten in der Nacht unruhig geworden. Damals hatte ich noch zwei. Ihr Bellen hat mich geweckt, ich stand auf, lief nach draußen, um nachzuschauen. Gesehen, John, habe ich nichts oder kaum etwas. Die kleinen Schatten, die ich hin und wieder entdeckte, konnte ich beim besten Willen nicht einordnen.«
    »Kannst du es jetzt?«
    »Ja, es waren die Zwerge.«
    »Dann glaubst du mir also?«
    »Warum sollte ich es nicht tun?«
    »Das weiß ich nicht genau, ich wundere mich nur. Wir kennen uns kaum, ich müßte für dich ein Fremder sein und…«
    Seine Handbewegung unterbrach mich. »Du hast im Prinzip recht, John. Aber Menschen wie ich, die lange in der Einsamkeit gelebt haben und noch immer leben, bekommen, so seltsam es auch klingt, einen Blick für andere Menschen. Ich habe diesen Blick ebenfalls bekommen. Ich habe in deine Augen schauen können und darin keine Verschlagenheit entdeckt. Außerdem strahlst du irgend etwas aus. Ich fühle es«, er legte seine Hand gegen die Brust,

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