Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
086 - Das Grab des Vampirs

086 - Das Grab des Vampirs

Titel: 086 - Das Grab des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Sky
Vom Netzwerk:
abzujagen. Sie haben meine Frau in den Selbstmord getrieben. Obwohl ich das nicht beweisen kann, bin ich fest davon überzeugt, daß sie es getan haben. Und mein Sohn ist mit seinem Wagen tödlich verunglückt. Das Fahrzeug war vorher in der Werkstatt eines meiner Verwandten überholt worden, aber eine Schuld der Werkstatt ließ sich nicht nachweisen. Und jetzt versuchen sie, mich entweder ebenfalls aus dem Weg zu räumen oder mich um meinen Verstand zu bringen. Ich bin auf dieses Schloß geflohen, weil ich hoffte, hier Ruhe zu finden und mich sammeln zu können, aber sie müssen mich aufgespürt haben. Eine andere Erklärung habe ich nicht.“ „Sie glauben, daß heute nacht…“ „Ich bin überzeugt davon.“ Sie hörten Schritte. Der Comte drückte Ira hastig die Hand, beugte sich über sie und berührte ihre Lippen flüchtig mit seinem Mund. Dann eilte er die Treppe herab.
    Die Fotografin wandte sich nachdenklich ab. Sie betrat den Westflügel des Schlosses durch eine Seitentür.
    Als sie in dem sich anschließenden Salon allein war, wurde sie von der glanzvollen Einrichtung zunächst abgelenkt. Sie machte einige Aufnahmen, doch dann kehrten ihre Gedanken zu dem zurück, was der Comte ihr gesagt hatte. Ira glaubte ihm vorbehaltlos.
    Sie hatte gewußt, daß ihn ein Geheimnis umgab. Die bösartigen Intrigen und sein schweres Schicksal erklärten alles. Dieser Mann war offenbar äußerst empfindsam. Er litt sichtbar unter dem, was ihm widerfahren war. Ira fühlte sich immer stärker zu ihm hingezogen. Sie war froh, daß sie allein war und sich ganz ihren Gedanken hingeben konnte. Hin und wieder fotografierte sie einige Gemälde, Statuen oder ganze Räume. Das Schloß barg wahre Kunstschätze. Sie wunderte sich, daß Alphonse de Marcin sie noch nicht erwähnt hatte.
    Nach etwa einer Stunde geriet Ira in ein kostbar eingerichtetes Schlafgemach. Durch die hohen Fenster flutete helles Sonnenlicht. Sie hatte erwartet, auf die Atlantikküste hinaussehen zu können, statt dessen blickte sie in einen üppig blühenden Rosengarten. Während sie noch überlegte, wie sie dort hinkommen konnte, entdeckte sie den Comte de Rochelles, der auf dem Rand eines alten Brunnens saß und in einem Buch las.
    Sie hob den Fotoapparat und machte einige Aufnahmen von ihm. Er spürte, daß er beobachtet wurde, richtete sich auf und blickte zu ihr hoch. Erschrocken sah sie, daß sich sein Gesicht vor Zorn verzerrte, doch dann erkannte er sie. Seine Züge entspannten sich. Er lächelte ihr zu, erhob sich, winkte und verschwand durch eine Seitentür.
    Der Rosengarten schien seinen Reiz zu verlieren. Sie machte zwar noch eine Aufnahme, aber dann erlosch ihr Interesse und sie sah sich weiter im Zimmer um.
    Es war mit kunstfertig gearbeiteten Rokokomöbeln eingerichtet. An der Wand hing ein Frauenbildnis.
    Ira zuckte zusammen. Ihr war, als schwankte der Boden unter ihren Füßen. Die Dame auf dem Bild hatte eine unglaubliche Ähnlichkeit mit ihr. Sie hatte das Gefühl, in einen Spiegel zu blicken.
    Es dauerte einige Zeit, bis sie ihre Überraschung überwunden hatte. Dann fotografierte sie das Bild und verließ den Raum. Sie hatte das Bedürfnis, mit Runge über das Gemälde zu sprechen.
    Der Weg zurück in ihr Zimmer war gar nicht so leicht zu finden. Sie hatte zunächst überhaupt nicht darauf geachtet, wohin sie ging, nun mußte sie feststellen, daß sie die Orientierung völlig verloren hatte. Als sie einen düsteren Gang betrat, glaubte sie, eine Verbindung zu einem der Salons gefunden zu haben, von dem aus sie zur Treppe im Mittelteil des Schlosses kommen konnte. Sie wollte ihn schon entlang eilen, als sie plötzlich Schritte hörte. Ira wußte nicht, ob es Alphonse de Marcin recht war, daß sie das Schloß besichtigte, ohne ihn zu fragen. Deshalb stellte sie sich hinter eine Säule und wartete.
    Jemand näherte sich ihr. Sie hörte seine Füße über den Boden scharren. Dann tauchte der Kastellan Albert in einer Tür auf. Gegen den hellen Hintergrund sah sie ihn wie einen Schattenriß. Er trug ein mächtiges Beil in der rechten Hand. Unverständliche Worte vor sich hinmurmelnd, verharrte er in der Tür. Sie fürchtete sich vor dem Faktotum, und ihr schien, daß von der Schneide des Beils etwas herabtropfte. War es Blut? Eine endlose Zeit schien verstrichen zu sein, bis Albert sich umwandte und die Tür wieder schloß. Buchstäblich im letzten Moment sah sie seine linke Hand. Etwas Rundes mit langen Haaren baumelte daran. Ira hätte fast

Weitere Kostenlose Bücher