0862 - Ssacahs Rückkehr
Hindernisse spielten dabei keine Rolle, mühelos durchdrang es Wände und sogar Felsmassive.
Auch Nicole war in der Lage, es zu rufen. So wie Zamorra und sie durch ihre Liebe innig miteinander verbunden, gab es auch eine Bindung zwischen ihr und dem Amulett, das der Zauberer Merlin einst eigentlich für Zamorra geschaffen hatte, indem er einen Stern vom Himmel holte und aus dessen Kraft einer entarteten Sonne die magische Silberscheibe schuf, Werkzeug und Waffe zugleich.
Sie hatten dazugelernt in letzter Zeit. Sie konnten Merlins Stern jetzt nicht nur zu sich rufen , sondern auch von einem zum anderen senden . Und so hatte Zamorra das Amulett jetzt zu Nicole gesendet.
Durch die Körperhülle des Dämons hindurch.
Er wartete nur ein paar Sekunden, dann rief er es wieder zu sich. Wie erwartet erschien es in seiner Hand.
Es war blutverschmiert. Und Zamorra konnte auch das Blut sehen, das dort austrat, wo das Amulett zwei - Stichkanäle, ein besserer Begriff fiel ihm nicht ein - geschaffen hatte.
Es funktionierte also! Das Amulett konnte Ssacah verletzen, wenn es ihn durchflog.
»Na, dann wollen wir mal, und mach jetzt bloß nicht schlapp, Taran!«
Wieder sendete er das Amulett, und wieder rief er es zurück. Wieder und wieder, hin und her.
Es sah so aus, als habe Nicole begriffen, was er wollte. Sie wechselte wohl ihren Standort, so dass das Amulett jedes Mal wieder einen neuen »Stichkanal« erzeugte.
Wann war Ssacah so weit, dass er den Feind in seinem Inneren wütend wieder ausspie?
Vorerst geschah nichts dergleichen, aber der Schlangenkörper zuckte wild, und jedes Zucken verschaffte Zamorra eine neue Schmerzwelle. Es wurde Zeit, dass Nicole noch etwas anderes tat, als nur das Ziel für Merlins Stern zu bilden. Wann wurde sie endlich aktiv?
Die stinkende Luft wurde allmählich knapp. Es war, als rülpse der Dämon sie wieder aus. Wenn er es schaffte, dass Zamorra nicht mehr atmen konnte, hatte er doch noch gewonnen, trotz seiner immer zahlreicher werdenden Verletzungen.
Mach endlich was, Nicole!, dachte Zamorra. Aber er konnte nur hoffen.
***
Ssacah tobte. Dieser verdammte Zamorra schaffte es doch schon wieder! Irgendwie konnte er Ssacah Verletzungen zufügen. Der Dämon verlor immer mehr Blut. Noch war es nicht besonders schlimm, aber mit dem Blut verlor er auch Kraft. Und er wusste nicht, wie Zamorra das machte.
Es gab nur eine Möglichkeit: Der Störenfried musste wieder raus! Und Ssacah musste sich etwas anderes einfallen lassen.
Aus der Traum vom großen Triumph. Alles schwand dahin. Und wenn er jetzt auch nur einen Fehler beging, würde Zamorra ihn töten, und nicht umgekehrt.
Wieder einmal!
Ssacah hasste ihn.
Während Zamorra auf rätselhafte Weise für weitere Verletzungen sorgte, begann der Dämon, ihn wieder auszuwürgen. Meter um Meter wurde Zamorra wieder hochgepresst, bis er sich schließlich im Maul des Kobradämons wiederfand.
Ssacah spie ihn mit aller Kraft aus. Zamorra flog durch die Luft, prallte neben seiner Gefährtin auf den Boden und blieb dort stöhnend liegen.
In dem Moment, als der Dämon beide nebeneinander sah, kam ihm die vielleicht rettende Idee.
***
Zamorra schnappte nach Luft.
Endlich wieder frei atmen können! Ssacah hatte ihn tatsächlich wieder ausgespuckt!
Mit dem Amulett konnte er jetzt natürlich nicht weitermachen. Er konnte es nicht mehr in den Kobradämon hinein senden, weil es in diesem keine Bezugsperson mehr ab. Besser wäre es gewesen, Nicole und er lägen an gegenüberliegenden Seiten des Raumes, und Ssacah befände sich genau zwischen ihnen.
Aber das war nicht der Fall.
Wo waren die Blaster?
Mehrere Meter entfernt und zu nahe am Dämon.
Zamorra kam garantiert nicht an die Waffen heran. Selbst wenn Ssacah ihn nicht erneut verschluckte, reichte es aus, wenn er Zamorra mit seinen Säbelzähnen durchbohrte oder mit dem Schwanz erschlug.
Wenigstens ließen die Schmerzen nach, waren schon nicht mehr so schlimm wie zu Anfang. Die Heilkraft des Unsterblichkeitswassers machte sich bemerkbar.
Unsterblichkeit - damit war es allerdings nicht weit her! Es bedeutete nur, dass Zamorra nicht mehr alterte, nicht mehr erkrankte, Verletzungen extrem schnell und leicht heilten und er nicht vergiftet werden konnte. Aber es gab genug andere Möglichkeiten, seinem Leben ein Ende zu setzen.
Gut, Zamorras Schmerzen ließen nach. Dafür litt Ssacah. Er gab immer wieder ein schrilles Fauchen von sich. Und das Schwarze Blut sickerte aus annähernd zwanzig Wunden.
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