088 - Die Sumpfhexe
Hubschrauber, in dem Dean Tait mitflog, die Insel mit der halbverfallenen Hütte.
„Da wohnt sie, die Sumpfhexe“, sagte einer der Männer aus Key Largo.
Aus seiner Stimme klangen Haß und Angst.
Vor der baufälligen Hütte, die mehr einem Trümmerhaufen als einer Behausung glich, stand ein schlankes, dunkelhaariges Mädchen. Sie winkte dem Hubschrauber zu und lächelte.
Dean war sofort von ihrer Schönheit und Natürlichkeit bezaubert. Das war ein echtes Geschöpf der Wildnis da unten, ein Teil der vitalen, urwüchsigen Natur.
„Die Junge ist schlimmer als die Alte“, knurrte einer der Männer wieder. „Ich habe Frankie DeMille gekannt, den sie auf dem Gewissen hat, und Art Dumbow auch. Es waren prima Kerle. Wenn es nach mir ginge, würde die Brut da unten im Sumpf ersäuft!“
Dean hatte nicht hingehört.
„Was sucht ein so schönes Mädchen im Sumpf der Everglades?“ murmelte er vor sich hin.
Der andere hatte seine Bemerkung gehört.
„Nehmen Sie sich in acht, Junge“, sagte er. „Die schönsten Blüten hier im Sumpf sind allesamt giftig. Und je prächtiger sie aussehen, desto giftiger und gefährlicher sind sie.“
Buster Tait wurde nicht gefunden. Am späten Nachmittag kehrten die beiden Hubschrauber zur Yacht zurück, denn Norman Tait sollte auf Deer Kay beigesetzt werden.
Es war ein schwüler, heißer Tag, an dem sich eine Gruppe von zweiunddreißig Männern und einer Frau – Ellen Bailey – auf der kleinen Insel versammelte. Fünf Reporter waren dabei. Die übrigen, soweit sie nicht zum Suchtrupp des Sheriffs, zur „Guinea“ und ihrer ehemaligen Wächter gehörten, kamen von den anderen Schiffen in der Florida Bay, deren Besatzungen ebenfalls nach gesunkenen Schätzen suchten.
Unter einer breitästigen Esche wurde Norman Tait zur letzten Ruhe gebettet. Es war ein Platz, wie Tait ihn sich ausgesucht und eine Beerdigung, wie er sie sich gewünscht hätte. Das Meer lag sonnenglitzernd und blau vor der Florida Bay, wo Taits großer Traum sich erfüllte und der Tod ihn ereilt hatte.
Tait hatte seinen großen Triumph nur zehn Tage überlebt.
Da er keiner Kirche und keiner Konfession angehörte, hielt Corell eine kurze Leichenrede. Im Wald zwitscherten die Vögel. Es war eine stille, friedliche Szene. Schwer fielen die Erdbrocken auf den Sarg.
Dean steckte das weiße Kreuz mit Namen, Geburts- und Sterbedatum Norman Taits in den Erdhügel. Später sollte vom Bestattungsinstitut ein schlichter Gedenkstein aus schwarzem Marmor gesetzt werden.
Dean Tait bestand darauf, am nächsten Tag noch eine letzte Suchaktion durchzuführen.
„Es ist Ihr Geld, das dafür ausgegeben wird“, sagte Keyes schließlich. „Nach dem Fund haben Sie ja genug davon. zurück.“
Die beiden Piloten und die Maschinen bleiben morgen zu Ihrer Verfügung, aber ich kehre mit meinen Leuten nach Key Largo.
Der Sheriff schärfte Dean ein, sich über Funk bei ihm zu melden, falls er Hilfe brauche oder etwas feststelle, was zur Aufklärung von Norman Taits Tod und Busters Verschwinden beitragen könne. Er hätte es am liebsten gesehen, wenn Dean mit den beiden anderen aus der Gegend verschwunden wäre. Doch Dean hatte es sich in den Kopf gesetzt, die unheimlichen Ereignisse aufzuklären, die sich seit der Entdeckung der beiden gesunkenen Galeonen ereignet hatten.
Dean hatte dem Sheriff verschwiegen, daß er an das Wirken übernatürlicher, dämonischer Kräfte glaubte. Keyes war ein Mann, der mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Tatsachen stand. Dean wollte nicht riskieren, daß er sich mit einem Einweisungsbescheid des Sheriffs in einer Nervenheilstätte wiederfand und tagelang zur Beobachtung und Untersuchung dort festgehalten wurde.
Nach Einbruch der Dunkelheit brach ein Gewitter los. Grelle Blitze zuckten über den Himmel, der Donner krachte, als solle die Erde bersten. Auf dem Atlantik tobte der Sturm, doch die der Florida Bay vorgelagerte Inselkette minderte seine Wucht. In der Bay selbst war der Wellengang erträglich.
Ellen Bailey, die mit Dean meist die Kabine teilte, fürchtete sich. Und obwohl der junge Mann sie immer wieder beruhigte und ihr erklärte, daß nichts passieren könne, machte sie kein Auge zu. Sie traute dem Wasser nicht, das die Yacht heftig auf und nieder schaukelte. Sie war nicht so seefest wie Dean, und ihr war speiübel zumute.
Erst gegen Morgen flaute der Sturm ab.
Ellen schlief erschöpft ein. Tief und ruhig klangen ihre Atemzüge.
Der Sturm hatte beträchtliche
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