0880 - Der Vampir von Cluanie
aktivieren. Es gelang ihm nicht. Es war, als ob sie sich erschöpft hatte in dem kurzen Energiestoß, den sie vorhin abgegeben hatte.
»Du wirst dich erinnern!«
Das kalte Gesicht lächelte abwertend, und der Vampir trat auf die M-Abwehr zu - und durch diese hindurch…
***
Vergangenheit, nahe Ben Attow, 939:
»Nicht!«, stieß Ghared hervor und schüttelte den Kopf. »Wir können über alles reden.«
»Davon war ich ausgegangen«, meinte der Vampir und ließ Chloe nicht aus den Augen, als er seine Hand aus ihren Haaren löste. Die junge Frau wimmerte und hielt sich den Bauch. Sie stöhnte plötzlich.
Ghared befürchtete das Schlimmste und wollte auf sie zu gehen.
»Bleib da, wo du bist!«, fauchte der Vampir und hielt seinen Gehilfen mit einem Nicken seines Kopfes dazu an, auf ihn zuzukommen. Der Diener gehorchte. Er schritt an Ghared vorbei und half Chloe unsanft auf die Beine. Sie stöhnte. Ihre Hände pressten sich gegen den Bauch.
»Worüber willst du sprechen?«
»Über die Llewellyn-Magie!«
Ghared schüttelte den Kopf. »Du weißt alles darüber. Das hast du selbst gesagt!«
»Ich will sie haben«, grinste der Vampir und beachtete seinen Diener und Chloe nicht mehr.
Ghared hob die Schultern. »Wie soll das gehen? Ich kann sie dir nicht geben! Du bist ein Vampir und nicht der Erbfolgerl«
»Dein Blut gegen ihr Leben!«
Ghared zuckte zusammen. Er war sich nicht sicher, was er zu dem eben Gehörten sagen oder denken sollte. Das, was der Vampir von ihm verlangte, war verrückt. Es gab keinen Beweis dafür, dass die Llewellyn-Magie übers Blut übertragen werden konnte. Ghared hielt es für unmöglich. Außerdem sah er es nicht ein, sich von einem Vampir beißen zu lassen.
So schüttelte er den Kopf - und wusste, dass er und die Erbfolge verloren waren. Es war vorbei. Nach ungezählten Jahrtausenden endete es hier, er war der letzte Erbfolger, denn wenn Chloe mit dem Ungeborenen starb, blieb ihm keine Zeit mehr, eine andere Frau noch rechtzeitig zu schwängern.
Und wenn die Erbfolge endete, gab es niemanden mehr, der einen Auserwählten zur Quelle des Lebens führte.
»Ich weiß nicht, wie ich dir bei diesem Unternehmen helfen kann. Hast du überhaupt den Hauch einer Ahnung, was du da von mir verlangst? Und wisse, dass es nicht funktionieren kann.«
Der Vampir nickte. »Das sagst du. Ich glaube dir nicht. Ich werde dir keine Gelegenheit geben, über mein Angebot nachdenken zu können. Entweder rettest du dich selbst oder ihr beide sterbt, hier und jetzt.«
Ghared wollte Zeit schinden. Er musste einen Ausweg aus diesem Di lemma finden. Er machte einen Schritt auf den Vampir zu.
»Wer bist du?«, fragte er leise und versuchte in der Nacht etwas mehr zu erkennen.
»Matlock McCain, Urvater des McCain-Clans und letzter lebender McCain, der sich an die alten Riten und Rituale erinnert.«
»Riten und Rituale?«
»Jene, die es einem gestatten, den Geist des anderen zu tauschen…«
***
Gegenwart, Château Montagne, 2008:
Zamorra wollte sich gerade von der Sessellehne erheben, als er den Lärm eines zu dicken Drachens auf dem Flur hörte. Er verdrehte die Augen und hörte Nicole stöhnen. »Unsere Versicherung wird uns irgendwann die Köpfe abbeißen, für den Flurschaden, den dieses Ungetier ständig anrichtet.«
Gryf grinste, als er sah, wie Zamorra sich erhob und zur Tür schaute, die jeden Augenblick aus den Angeln brechen musste. Zur Überraschung der drei klopfte Fooly höflich an und öffnete dann erst die Tür. Sein langes Krokodilsmaul lächelte so unschuldig, wie Krokodile nur lächeln können.
»Äh, barfuß sollte jetzt niemand über den Flur laufen!«
»Ich häute dich«, stieß Nicole ächzend hervor und erhob sich ebenfalls von ihrem Platz.
Fooly schaute unschuldig drein. »Ich habe doch gar nicht in deinem Cadillac gesessen, Mademoiselle Nicole!«
»Das wäre ja auch noch schöner«, schnaufte Nicole und zeigte auf die offene Tür. »Warum machst du wieder so einen Lärm?«
»Und warum machst du alles kaputt?«, fügte Zamorra hinzu, der in diesem Moment von der Störung alles andere als begeistert war.
»Ich wollte mit euch reden« sagte dieser kratzig. »Aber nachdem ihr mich gehäutet habt und aus mir eine Handtasche macht, bin ich jetzt beleidigt und gebe kein Wort mehr von mir.«
»Was sehr nett wäre«, ließ Nicole sich nicht nehmen zu sagen.
»Dann sage ich euch auch nichts über Rhett«, schnaufte Fooly und setzte sich demonstrativ mitten in den Türrahmen. Durch
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