0883 - Mörderisch
einfachsten Gerichte, und an diesem Abend gab es für den Konstabler Spiegeleier, Kartoffeln und Spinat. Als Stammgast bekam er einen Sonderpreis und nach dem Essen stets einen Brandy zur Verdauung. Es gab noch zwei weitere Gasthöfe im Ort, aber Maggie war eben die beste Wirtin. Sie hatte den Laden im Griff.
Eine große, schlanke Frau mit grauen, kurzgeschnittenen Haaren, die immer nur Jeans trug und mit einem weiten Pullover ihren Oberkörper verhüllt hatte. Hinter der Brille blitzten graue Augen. Maggie erzählte gern, aber in einem Ort wie Quindon gab es nicht viel zu berichten, so lauerte man auf den Klatsch über die Nachbarn.
An diesem Abend war es anders. Da lag der Ort eingehüllt in eine ungewöhnliche Stille. War es nur die Freude auf das Halloween-Fest?
Vielleicht die vage Furcht vor der kommenden Nacht? Alles war möglich.
Als der Konstabler den Teller geleert hatte, setzte sich Maggie zu ihm an den Tisch. Ihr Mann Tim hatte im Keller zu tun, er wollte dort aufräumen, und Maggie, die zwei Brandygläser abstellte, lächelte Preston zu. »Na, hat es geschmeckt?«
»Da fragst du noch?«
»Hätte ja sein können.«
Preston schob den Teller zur Seite. Mit einer Papierserviette wischte er über seine Lippen. »Wer so kocht wie du, der sollte hier eigentlich nicht versauern und es in der Stadt versuchen.«
»Ach.«
»Ja, das meine ich.«
»Und was ist mit dir?«
Preston lachte und deutete auf seinen Bauch. »Ich bin froh, daß du nicht gegangen bist.«
»Eben.«
»Obwohl du aus London stammst.«
»Tim hat mich hergeholt. Das ist dreißig Jahre her, und ich bin froh, hier in Quindon zu sein.«
Der Polizist runzelte die Stirn. »Du hast nichts bereut?«
»Nie und nimmer.«
Auf dem ebenfalls runden Gesicht des Mannes breitete sich ein Lächeln aus. Er streckte den Arm aus und packte mit zwei Fingern das Glas. »Darauf wollen wir trinken. Cheers, Maggie!«
Sie hob ihr Glas ebenfalls an und nickte. »Auf daß sich die Ereignisse der letzten Halloween-Nacht nicht wiederholen.«
Preston gab erst Antwort, als er sein Glas geleert und es wieder weggestellt hat. »Ja, das kannst du wohl sagen. Aber wir haben die Augen offengehalten. Bisher wurde mir noch kein Fremder gemeldet. Oder hat sich bei dir etwas getan?«
»Nein, nichts.«
Preston hob die Augenbrauen. Die Antwort hatte ihm nicht so gut gefallen. »Du sagst das so, als verschweigst du mir etwas. Ist was passiert?«
»Kaum.«
»Maggie!« Preston legte seine Handfläche auf die Finger der Frau. »Nun raus mit der Sprache. Ich kenne dich lange genug, um zu wissen, daß etwas nicht stimmt. Was hast du?«
»Ach, hör auf.« Sie zog die Hand weg. »Das ist vielleicht nur Spinnerei.«
»Ich habe noch Zeit. Meine Runde will ich erst in einer halben Stunde antreten.«
Die Wirtin schaute sich in der leeren Gaststätte um. Es war ein kleiner gemütlicher Raum mit einer relativ niedrigen Decke, die einen hellen Anstrich zeigte im Gegensatz zu den dunkleren Wänden.
Eine Wand war mit Holz getäfelt. Es war die am Stammtisch. Teilweise schon vergilbte Ansichtskarten der Gäste waren daran geheftet worden. »Bevor du gekommen bist, war ich ganz allein.«
»Ohne Tim?«
»Der war schon im Keller.«
»Ach so, ja. Und…?«
Maggie lächelte etwas kantig. »Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber als ich einmal, wirklich nur zufällig, auf das Fenster dort schaute«, sie wies auf die kleine Scheibe, »da sah ich plötzlich ein Gesicht, das in die Gaststätte schaute.«
Da Maggie nicht weitersprach, stellte der Konstabler eine Frage. »Wer war es denn?«
»Das weiß ich nicht.«
»Aber du hast das Gesicht gesehen.«
»Ich bin mir da ziemlich sicher.«
»Und es hat keinem gehört, den du kennst? Keinem aus dem Dorf - oder?«
»Nein, aber…« Sie hob die Schultern und drehte ihr leeres Glas. »Ich denke auch, daß es das Gesicht einer fremden Person war.«
»Jung, alt…?«
Maggie mußte lachen. »Denkst du, daß die Typen vom vergangenen Jahr wiederkommen?«
»Möglich ist alles.«
»Nein, nein, Paul, das war es nicht. Damit hatte dieses Gesicht nichts zu tun. Es gehörte einem anderen. Leider habe ich es nicht lange genug sehen können, denn es war ziemlich schnell wieder verschwunden.«
»Kannst du es denn beschreiben?«
Maggie überlegte. »Tja, das ist nicht ganz einfach, ich will auch nichts unüberlegtes sagen…«
»Bring uns noch zwei Brandy auf meine Rechnung.«
»Gut.« Sie stand auf und kam mit der Flasche zurück. Bis zum
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