0885 - Kampfplatz der Bestien
ist wahrscheinlich nicht mehr am Leben. Schon als es floh, war es völlig down. Ich rechne damit, daß es sich irgendwo verkrochen hat und in den letzten Zügen liegt. Was die Waffe angeht, so besitze ich noch immer den Rosenkranz.«
»Und der soll helfen?«
»Hättest du ihn mir sonst gegeben?« fragte er zurück.
Sally gab nach und auch auf. »Tu, was du willst«, flüsterte sie. »Ich kann dich nicht halten, aber gestatte mir, daß ich eine verdammte Angst um dich habe.«
»Ich habe ja selbst Angst«, gab er zu, wobei er versonnen ins Leere schaute, als wäre er dabei, seine endgültigen Gedanken noch einmal zu sammeln. »Aber manchmal gibt es Situationen, wo ein Mensch den Graben einfach überspringen muß. Das ist er sich selbst schuldig.«
»Bist du Gary Cooper in High Noon?«
»Nein.«
»Aber so ähnlich, wie?«
Dick Donovan hob die Schultern und ging dorthin, wo seine Jacke hing. Sally folgte ihm nicht mehr. Sie schaute zu, wie er sie sich überstreifte. Dann drehte sie den Kopf zur Seite, denn sie wollte nicht, daß er ihre Tränen sah.
»Ich bin gleich zurück, Sally.«
Sie nickte nur und preßte die Lippen hart zusammen.
Dick zog die Tür auf. Ein kühler Luftstrom wehte in das Haus und ließ beide frösteln. Sally kam er vor wie ein Gruß aus dem Jenseits.
Sie hatte Mühe, nicht loszuschreien. Zudem kannte sie ihren Freund.
Was er sich einmal in den Kopf gesetzt hatte, das führte er auch durch. Er ging den Dingen auf den Grund und setzte sich stets für die Schwachen und Unterprivilegierten ein.
Das war schon immer so gewesen, und das hatte Sally auch an Dick bewundert.
Als sie hochschaute, war die Tür geschlossen. Sally fühlte sich so entsetzlich allein…
***
Sie also – Morgana Layton!
Ich war noch immer ein wenig benommen, aber nicht zu benommen, um dies als Traum anzusehen. Was sich hier abspielte, war ein Teil der Wirklichkeit. Ich erlebte keine Halluzination, es war tatsächlich Morgana Layton, die sich in dem hellen Kreis abmalte. Eine schöne Frau und zugleich Bestie. Sie zeigte überdeutlich, wie nahe Schönheit und Tod nebeneinander liegen konnten.
Furchtbar für jemand, der sie zum erstenmal sah. Ich aber kannte sie, ich wußte sehr genau, was mit ihr los war, ich empfand auch nicht die tiefe, intensive Furcht, und auch der erste Schreck war verschwunden, der mich bei ihrem Anblick erwischt hatte. Ich war, um ein Modewort zu gebrauchen, cool geworden, denn jetzt fragte ich mich, was sie von mir wollte.
Im Krankenhaus damals hatte sie mich gewarnt. Ich sollte mich nicht mehr in ihre Angelegenheiten einmischen. Sie hätte davon ausgehen müssen, daß ich mich an ihren Rat nicht halten würde, denn es war einfach meine Pflicht und gehörte zu meinem Job, mich um derartige Wesen zu kümmern. Vor allen Dingen dann, wenn Menschen in Mitleidenschaft gezogen wurden, wie es ja der Fall gewesen war, denn sechs Männer waren damals durch ihre Helfer gebissen worden.
In dieser Nacht war sie allein!
Sie malte sich als Umriß im winterlichen Mondlicht ab, und sie war im eigentlichen Sinne des Wortes auch keine Wölfin, sondern eine Frau.
Ich wußte allerdings, daß Fenris, der Götterwolf, seine schützende Hand über sie ausbreitete, denn er war derjenige, der als mythologische Gestalt über allem schwebte. Ich wußte es, seit ich das schreckliche Abenteuer damals in der Werwolf-Schlucht erlebt hatte.
Ich ging auch davon aus, daß sie keinen Kampf wollte. Den Grund dafür konnte ich nicht nennen, es war einfach so.
Dann geschah etwas, das mich verwunderte. Sie schob sich innerhalb des hellen Lichtkreises vor, oder zumindest sah es so aus, denn dieses Licht war nicht dreidimensional, sondern einfach nur flach.
Aber ihre Konturen nahmen an Schärfe zu, und genau das hatte sie auch gewollt. Sie »schwamm« mir entgegen, ohne allerdings ihren Lichtkreis zu verlassen, und ich merkte, daß sie jetzt den Kontakt aufnehmen würde.
Keine Täuschung.
Ich hörte ihre Stimme.
Klar und rein erreichte sie meine Ohren, und Morgana begann mit einer Frage. »Warum bist du mir gefolgt?«
Ich wunderte mich noch immer und schüttelte leicht den Kopf. »Es tut mir leid, aber ich bin dir nicht gefolgt.«
»Dann wärst du nicht hier.«
»Moment, so einfach ist das nicht. Ich bin der Saat gefolgt, die du gelegt hast. Sie ist aufgegangen, das weißt du selbst. Die Verletzten aus dem Krankenhaus haben sich in das verwandelt, zu dem du den Keim gelegt hast.«
»Das sollte so sein.«
»Und du
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