0891 - Fu Longs Rückkehr
verhielt wie ein Heiliger der Menschen.
***
Zamorra saß nachdenklich draußen am Pool von Château Montagne unter einem Sonnenschirm.
Er konnte sich auf das Buch, das er auf den Knien hatte, nicht konzentrieren. Das lag allerdings weniger daran, dass Nicole bei diesem sonnigen Wetter in den hellblauen Fluten herumplanschte und das kühle Wasser in der warmen Frühsommersonne genoss.
Seine Gedanken weilten nicht auf Château Montagne, sondern in weiter Ferne.
In China, um genauer zu sein.
Um ganz genau zu sein, irgendwo in der wilden und urwüchsigen Landschaft Sichuans, in der Nähe des Drei-Schluchten-Stausees.
Er hätte beinahe nicht bemerkt, dass ein Schatten ihm plötzlich die Sonne zu nehmen schien und einen kalten Sprühregen auf ihn niederfallen ließ. »Chérie!«
Zamorra sah auf. »Ach du bist's nur.« Das klang beinahe enttäuscht - Nicole musste lachen. »Wie - nur ich!« Sie nahm das Buch und legte es auf den kleinen Tisch, der ebenso wie Zamorras Liegestuhl unter dem großen, gelben Sonnenschirm stand.
Sie setzte sich ohne viel Federlesens auf seinen Schoß. »Was ist los?«, fragte sie, jetzt ernsthafter. »Genießen wir doch mal, dass wir offenbar in aller Ruhe auf unserer Terrasse sitzen, Fooly und Rhett unterwegs sind und alle anderen, die uns stören könnten, wie Dämonen, Vampire und andere Bösewichte, offenbar beschlossen haben, uns mal für einen Nachmittag in Ruhe zu lassen.«
Der Professor versuchte ein Lächeln, doch es misslang. »Ich kriege Fu Longs Besuch nicht aus dem Kopf, Nicole.«
Nicole runzelte die Stirn.
»Warum beschäftigt dich das denn so?«
Zamorra seufzte. »Ich habe das dumpfe Gefühl, dass Fu Long einen Rachefeldzug gegen Lucifuge Rofocale vom Zaun bricht.«
»Und? Es wäre nicht das erste Mal, das sich Schwarzmagische gegenseitig an die Gurgel gehen, was geht uns das an?«
»Nici!« Zamorras Stimme klang tadelnd. »Es kann uns nicht egal sein, wenn sich LUZIFERs Ministerpräsident und Fu Long an die Gurgel gehen. Das werden die beiden nicht unter sich austragen - oder zumindest wird es nicht bei den beiden bleiben.«
»Yo, lass uns vor die Tür gehen und das wie Männer regeln!«, brummte Nicole mit verstellter Stimme. »Chérie«, fügte sie dann wieder in normaler Tonlage hinzu. »Was willst du tun? Du hast selbst gesagt, du kämpfst für das Gute, nicht gegen das Böse. Das geht oft genug ineinander über, das weiß niemand besser als wir, aber Fu Long gehört nun einmal nicht zu den Guten!«
»Was macht dich da so sicher?« fragte Zamorra und sah Nicole forschend in die Augen. »Fu Long hat mir das Leben gerettet - mehr als einmal. Und der Hong Shi hat dir schon das Leben gerettet - auch mehr als einmal, wenn ich mich recht entsinne. Er trinkt kein Menschenblut…«
»… sagt er!«, warf Nicole stirnrunzelnd ein. »Zamorra, so gesehen haben wir auch schon Stygia geholfen, aber wenn wir bei Fu Long anfangen, wo hören wir auf? Wie stellst du dir das vor?«
»Du stehst mehr auf Gryfs Standpunkt, nicht wahr?«
Nicole nickte nachdrücklich. »In der Tat. Ich bin Fu Long auf jeden Fall dankbar für das, was er für dich getan hat. Aber ich finde nicht, dass wir deshalb versuchen müssen, ihm jeden Wunsch zu erfüllen, den er hat. Und was definitiv nicht dazugehören sollte, sind Wünsche nach Rache, die er an Höllenmitglieder verschwenden will!«
Zamorra nickte langsam. »Wahrscheinlich hast du recht. Aber mir wäre trotzdem wohler, wenn ich wüsste, was Fu Long vorhat. - Was meinst du, wer könnte etwas darüber wissen…?«
Nicole zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung.«
In diesem Moment klingelte das Handy neben Zamorra. Der Meister des Übersinnlichen nahm es und sah aufs Display des hochmodernen Geräts. »Ruf von Unbekannt«, murmelte er verwundert. Das Handy hatte eine Geheimnummer, und die, die diese Geheimnummer besaßen, waren im Handy registriert.
Nicole kicherte. Es war ein seltsamer Anblick - der Experte für Paranormales, für den Beschwörungen und Reisen mit Regenbogenblumen etwas ganz Normales waren, wunderte sich über die Tücken der Technik.
»Ja?«, meinte Zamorra jetzt kurz angebunden in das Gerät hinein.
»Du…?«, staunte er dann.
***
»Warum bist du nicht einfach rein gekommen, Assi? Wir haben auch einen Klingelknopf, falls du das noch nicht gewusst hast.«
Bei der Verballhornung seines Namens funkelte es in den Augen des Mannes, der sich derzeit Sam Dios nannte und im Liegestuhl neben Zamorra Platz genommen hatte,
Weitere Kostenlose Bücher